Wanda Klee, u.a. (Hg.), Hybrides Lernen

wanda klee, hybrides lernen„Schulleitungen, Lehrkräfte, Schulträger, Fachdidaktiken und die Bildungspolitik sollen […] Orientierung für die Planung von Phasen des Distanzlernens finden. Die Beiträge zeigen, welche didaktischen Entscheidungen dazu geeignet sind, Lernumgebungen so zu gestalten, dass sie unabhängig vom Präsenzunterricht funktionieren.“ (S. 7)

Das Schuljahr 2020/2021 hat sich vor allem durch seine wechselnde Unterrichtsform zwischen Präsenzunterricht und Homeoffice sowie einer Kombination aus beiden Formen charakterisiert. Die gesammelten Beiträge berichten über während der Lockdowns gewonnenen Erfahrungen und Einblicke bieten aber auch Impulse für eine zukünftige Gestaltung eines hybriden Unterrichts aus dem Blickwinkel verschiedener Schultypen.

Bereits in der Einleitung weisen die Autorinnen und Autoren auf die grundlegenden Unterschiede zwischen traditionellen Unterrichtsformen, die sich meist an der Buchkultur orientieren und der neuen Kultur der Digitalität, deren tragende Säulen Gemeinschaftlichkeit, Algorithmizität und Referenzialität sind. Dabei kommt übertrieben stark ein Antagonismus zwischen Alt und Neu, zwischen Autorität und Freiheit sowie zwischen Verhaften am Vergangenen und Offenheit für die Moderne zum Ausdruck, der in der etwas befremdlichen Feststellung mündet:

Und wenn jemand einwenden möchte, dass das Wissen in Büchern doch bedeutsamer sei, als das auf TikTok repräsentierte – dann wäre das ein deutliches Indiz für die Orientierung an der Wissenskultur vor dem Leitmedienwechsel. (S. 10)

Im folgenden 1. Kapitel „Impulse für den Fernunterricht“ wird auf die didaktischen Eigenheiten des Distanzlernens hingewiesen und welche grundsätzlichen Überlegungen es dabei zu beachten gilt wie z.B. „So viel Empathie und Beziehungsarbeit wie möglich, so viele Tools wie nötig“ oder „So viel Vertrauen und Freiheit wie möglich, so viel Kontrolle und Struktur wie nötig“, um nur zwei Bereiche zu nennen.

Das zweite Kapitel bietet Praxisberichte und Erfahrungen zum Distanzlernen in unterschiedliche Schultypen, von der Grundschule, über das Gymnasium bis hin zur Arbeit in Sonderpädagogischen Zentren. Berichtet wird über den Aufbau von Unterrichtsstrukturen, Projektarbeiten, Lernbeziehungen zwischen Lehrer, Schüler und Eltern. Dabei kommen auch zahlreiche Probleme und Lösungsvorschläge zu Wort, wobei in den einzelnen Beiträgen überwiegend eigenständiges Lernen und Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern in den Mittelpunkt der Arbeit im Distanzlernen gestellt werden.

Im dritten Kapitel „Hybrides Lernen im zeitgemäßen Unterricht“ wird von der Notsituation der Corona-Krise ausgehend eine neue Form des Unterrichts propagiert und vorgestellt, der Präsenz- und Fernunterricht unter neuen post-digitalen pädagogischen Vorzeichen kombinieren soll. Dazu werden auch gleich neue Grundbegriffe eingeführt, die für die Beschreibung eines „hybriden Settings“ benötigt werden. Dabei wird bei der Umsetzung der vorgestellten Modelle auf die große Herausforderung für Lehrende hingewiesen, welche die technischen, pädagogischen, inhaltlichen und stundenplanmäßigen Grundvoraussetzungen erfordern.

Weitere Themen, die in den folgenden Beiträgen zur Sprache kommen, sind die Grundlagen für „Lernwirksame Videokonferenzen“, die „Motivation im Fernunterricht“, die „Partizipation im Fernunterricht“, „Prüfungsformate im digitalen Wandel“, Bedingungen für das Gelingen hybrider Lernprozesse sowie die sonderpädagogische Förderung im Distanzlernen, eine Thematik, der bislang nur wenig Beachtung geschenkt wurde.

Das Sachbuch, das sich vor allem an Pädagoginnen und Pädagogen richtet, zeigt vor allem da seine Stärken, wo es von konkreten Erfahrungen beim Distanzlernen während der Corona-Schulschließungen berichtet. Hier werden interessanten Beispiele im Umgang mit Lehrer-Schüler-Kommunikation, Projektarbeiten etc. aufgezeigt. Im theoretischen Bereich der Didaktik und Pädagogik wird zu sehr die Gelegenheit aufgegriffen, aus der Not einen Systemwechsel hin zum hybriden Lernen als zukunftsweisende Lernform in Gang zu setzen. Dabei wird der allgemeine Trend, die Lehrer zu Lernbegleitern zu degradieren und das Selbstlernen der Schüler in den Mittelpunkt zu stellen, weitergeschrieben.

Das Buch bietet zwar gerade im praktischen Bereich interessante Anregungen und Praxistipps gibt aber den zahlreichen und vielfältigen praktischen Problemen und Schwierigkeiten im schulischen Alltag, die beim Distanzlernen während der Corona-Krise aufgetreten sind, nur wenig Gehör.

Wanda Klee / Philippe Wampfler / Axel Krommer (Hg.), Hybrides Lernen. Zur Theorie und Praxis von Präsenz- und Distanzlernen. Mit E-Book inside
Weinheim: Beltz Verlag 2021, 175 Seiten, 30,80 €, ISBN 978-3-407-63223-4

 

Weiterführender Link:
Beltz Verlag: Wanda Klee / Philippe Wampfler / Axel Krommer (Hg.), Hybrides Lernen

 

Andreas Markt-Huter, 08-07-2021

Bibliographie

AutorIn

Wanda Klee / Philippe Wampfler / Axel Krommer u.a.

Buchtitel

Hybrides Lernen. Zur Theorie und Praxis von Präsenz- und Distanzlernen

Erscheinungsort

Weinheim

Erscheinungsjahr

2021

Verlag

Beltz Verlag

Herausgeber

Wanda Klee / Philippe Wampfler / Axel Krommer

Seitenzahl

175

Preis in EUR

13,80

ISBN

978-3-407-63223-4

Kurzbiographie AutorIn

Wanda Klee ist Schulleiterin am Westfalen-Kolleg in Dortmund.

Philippe Wampfler ist Deutschlehrer an der Kantonsschule Enge in Zürich und Deutschdidaktiker an der Universität Zürich.

Axel Krommer ist Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Erlangen-Nürnberg.