Bernhard Moshammer, Ein kurzer Roman über die Schrecklichkeit der Liebe

Buch-Cover

Über das Giga-Thema Liebe einen Roman zu schreiben, ist an und für sich schon ein eigenes Thema unter den Aspekten was lässt man weg, wie sucht man den Standpunkt aus, welche Figuren lässt man zu.

Bernhard Moshammer nimmt einen Ich-Erzähler, der mit der Liebe deshalb nicht fertig wird weil sie ihn fertig macht. In feiner Ironie wird eine eigene Zeitzählung eingeführt. Da gibt es die sogenannte Grund- oder Nullzeit, darin erfährt der Fünfzehnjährige Ich-Erzähler alles von der Liebe in Echtzeit. Und dann gibt es 24 Jahre später die Zeitmessung 24 n F, nach Felicitas genannt, die damals das ganze Liebesdesaster angezettelt hat.

Denn der Ich-Erzähler ist in beiden Zeiten völlig überfordert. Als Pubertierender kriegt er seine Wünsche und Vorstellungen nicht mit dem Körper zusammen, und als Vierzigjähriger verfängt er sich in bodenlose Dreiecks- und Eifersuchtsgeschichten.

Die erste Liebe spielt im St. Pölten der pubertierenden Musikszene. Weltsound und rurale Unbeholfenheit wachsen sich zu Wochenendszenarien aus, bei denen manchmal auch Liebe getrieben wird, wie man eben auch Tanzschritte hinlegt oder einem Kleidungsstil huldigt. Der junge Boy ist völlig überfordert, ein bisschen springt ihm die Mutter der angebeteten ?Feli bei, dann stirbt sein Vater und eine Epoche geht zu Ende.

Ein Vierteljahrhundert später klebt der Liebes-Künstler immer noch in seiner kleinen Welt, diesmal in Gestalt eines kleinen CD-Buch-Ladens, und von der Liebe hat er längst genug. Da macht ihn eine Kundin ganz heiß, so dass er noch einmal zugreifen muss. Aber kaum ist das Verhältnis mit dieser Kunden-Maria gestartet, bringt sich schon deren Bürokollegin Magda in Stellung und zerstört alles. Wieder gibt es unendlich lange Diskussionen, warum es zwischen Hirn und Hormonen kein Gleichgewicht gibt.

Antworten, Lösungen, Worte. Sex ist aber keine Diskussionsrunde, Sex ist das Gegenteil von Hirn. Und Hirn ist mein zweiter Name, ich war immer mehr Hirn als Körper. (83)

Jetzt stirbt die Mutter an einem plötzlichen Herztod beim Kochen, der Sohn isst fürs erste das Gekochte auf, ehe er mit den Trauermaßnahmen beginnt. Offensichtlich haben seine Eltern das mit der Liebe besser hingekriegt, vielleicht weil sie seltener und kostbarer mit dem Sex umgegangen sind. Aber vielleicht muss man auch gestorben sein, um das mit der Liebe hinzukriegen.

Bernhard Moshammer erzählt mit witziger Distanz vom hilflosen Herum-Machen einer empfindsamen Buchhändler-Seele am anderen Geschlecht. Je mehr sich die Hauptfigur im eigenen Liebessaft einbrät, umso befreiter lacht der Leser auf. Ein kurzweiliger Trip durch die Mühen der Liebe.

Bernhard Moshammer, Ein kurzer Roman über die Schrecklichkeit der Liebe
Wien: Milena 2011, 220 Seiten, 16,90 €, ISBN 978-3-85286-202-9

 

Weiterführende Links:
Milena-Verlag: Bernhard Moshammer, Ein kurzer Roman über die Schrecklichkeit der Liebe
Homepage: Bernhard Moshammer

 

Helmuth Schönauer, 15-10-2011

 

 

Bibliographie

AutorIn

Bernhard Moshammer

Buchtitel

Ein kurzer Roman über die Schrecklichkeit der Liebe

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Milena

Seitenzahl

220

Preis in EUR

16,90

ISBN

978-3-85286-202-9

Kurzbiographie AutorIn

Bernhard Moshammer, geb. 1968 in St. Pölten, lebt in Wien

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