Amtliche deutsche Rechtschreibung – Anpassungen / Änderungen

amtliches regelwerk der deutschen rechtschreibungSeit dem 1. Juli 2024 gilt das aktualisierte amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung, das zwischen 2017-2023 ausgearbeitet worden ist. Das amtliche Regelwerk gilt in allen Ländern mit Deutsch als Amtssprache als verbindliches Referenzwerk.

Damit wird die Rechtschreibung innerhalb der staatlichen Institutionen wie Schule und Verwaltung geregelt, außerdem dient das Regelwerk als Leitlinie einer einheitlichen Rechtschreibung für die Bereiche Rechtspflege, Hochschulen, Ausbildungsstätten für Lehrkräfte im Schulbereich aber auch für Verlage, Redaktionen, Firmen und generell auch alle Privatpersonen.

Das aktualisierte amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung bietet einige Änderungen und Anpassungen an den aktuellen Sprachgebrauch, die sich in den letzten Jahren festigen konnten. Die aktuelle neue Fassung stellt eine grundlegende Neubearbeitung dar, deren Neukonzeption sich an die Zielgruppen des Regelwerks und dem aktuellen Nutzungsverhalten orientiert.

Dabei steht die Konzentration auf die wesentlichen orthographischen Zweifelsfälle im Vergleich zur Regelhaftigkeit im Mittelpunkt. Ganz besonders Anpassungen bei der Schreibung von Wörtern aus Fremdsprachen wurden geregelt und an den Sprachgebrauch der Gegenwart angepasst.

Einen schnellen Überblick bietet eine tabellarische Übersicht der Änderungen im Regelteil findet sich im „Bericht des Rats für deutsche Rechtschreibung 2017 – 2023“ auf den Seiten 30-43.

Völlig neu erarbeitet erscheint das Kapitel „Zeichensetzung“, um eine übersichtliche, nachvollziehbare und prägnante Darstellung der grundlegenden Regeln für die Zeichensetzung zu erreichen.

Beispiele für Änderungen im Bereich der Rechtschreibung und Zeichensetzung

Erweiterter Infinitiv mit „zu“

  Der erweiterte Infinitiv mit „zu“ wird wieder verbindlich durch ein Komma getrennt.
  Satzwertige Infinitive werden jetzt unter die infiniten Nebensätze eingereiht.

Das heißt sowohl finite als auch infinite Nebensätze erfordern ein Komma.

Verbindungen mit „nicht-“

  Adjektivische Verbindungen mit „nicht“ dürfen nun offziell auch mit Bindestrich geschrieben werden.
  Bsp. nichtöffentlich – nicht-öffentlich

Mögliche Großschreibung fachsprachlicher Begriffe

  Adjektive in fachsprachlichen Begriffen können, müssen aber nicht groß geschrieben werden.
  Bsp. Regenerative Energien; Leichte Sprache

  möglich: Last-minute-Angebot aber auch Last-Minute-Angebot

Erlaubt ist auch die englische Schreibweise „gefaked“ oder „geliked“ mit weichem „d“ am Ende (bisher nur „gefakt“ bzw. „geliket“). Die Wörter werden am Ende wie ein hartes „t“ ausgesprochen

Wird ein Wort jedoch flektiert und dadurch ein e am Ende erhält, muss weiterhin ein hartes „t“ am Ende verwendet werden.
  also nicht gefakede Nachricht sondern gefakte Nachricht

gestrichene eingedeutschte fremdsprachliche Begriffe:

  Buklee, Dränage, Exposee, Frigidär, Jogurt, Katode, Kurtage, Panter, Polonäse, Spagetti und Tunfisch

schultafe mit rechtschreibbeispielen
Die Veränderungen im Wortgebrauch, aber auch Änderungen die nicht
angenommen worden sind, werden im amtlichen Regelwerk regelmäßig
angepasst.
Bild: Markt-Huter

Die Ideen der alten Rechtschreibreform von 1996, dass die Schrift der Sprache nachgeordnet sei und die Orthographie die Aussprache möglichst 1:1 abbilden solle, wurde wieder aufgegeben.Pressemitteilung des Rats für deutsche Rechtschreibung vom 3.7.2024

Zum umstrittenen Thema „Sonderzeichen im Wortinneren“, die im Sinne geschlechtergerechter Schreibung alle Geschlechtsidentitäten kennzeichnen sollen, wie z. B. Doppelpunkt (:), Unterstrich (_), Asterisk (*), heißt es:

„Diese Wortbinnenzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie.“ Die Folgeprobleme seien nicht ausreichend einschätzbar und die Entwicklung des Gesamtbereichs müsse weiter beobachtet werden. In der ebenfalls auf der Webseite des Rats veröffentlichten Erläuterung und Begründung vom 15.12.2023 heißt es dazu: „Sonderzeichen innerhalb von Wörtern beeinträchtigen die Verständlichkeit, die Lesbarkeit, die Vorlesbarkeit und die automatische Übersetzbarkeit sowie die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten. Diese Sonderzeichen als Bedeutungssignale innerhalb von Wörtern können nicht in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung aufgenommen werden, weil sie derzeit nicht wissenschaftlich eindeutig zu begründen sind. Andererseits kann der Rat nicht darüber hinwegsehen, dass Wortbinnenzeichen zur Kennzeichnung aller Geschlechter benutzt werden.“
Pressemitteilung des Rats für deutsche Rechtschreibung vom 03.07.2024

 

Amtliches Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung

Das vorliegende Regelwerk umfasst insgesamt 348 Seiten und setzt sich aus zwei Teilen zusammen, den Regeln der deutschen Sprache sowie einem umfangreichen Wörterverzeichnis.

Die Regeln zeigen zunächst die korrekten Laut-Buchstaben-Zuordnungen auf, wie z.B. die Kennzeichnung kurzer oder langer Vokale, die Umlautschreibungen und andere Besonderheiten. Die folgenden Abschnitte setzen sich mit der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Schreibung mit Bindestrich, der Groß- und Kleinschreibung, der Zeichensetzung und der Worttrennung am Zeilenende auseinander.

Im 2. Teil „Wörterverzeichnis“ findet sich der zentrale orthografische Wortschatz in alphabetischer Reihenfolge von A wie Aal bis Z wie Zyste. Dabei werden Beispiele für die übergreifenden Regeln und Phänomenbereiche sowie Einzelregelungen in den Mittelpunkt gestellt, also prototypische orthographische Zweifelsfälle und regelverdeutlichende Anwendungen.

Komplizierte Rechtschreibfälle werden ausführlich erklärt, klassifiziert und in den Gesamtzusammenhang der Rechtschreibung eingeordnet. Um grammatische und semantische Zusammenhänge zu unterstreichen und auf diese zu verweisen, wird die strenge Alphabetische Anordnung manchmal durch eine „Clusterbildung“ durchbrochen. Damit lassen sich verschiedene Formen mit dem jeweiligen Grundwort in einen größeren Zusammenhang stellen. Die jeweiligen Schreibungen und Schreibevarianten können durch Zuordnung zu den jeweiligen Regeln gleichzeitig erfasst oder gegeneinander abgegrenzt werden.

 

Weiterführende Links:
Gesamte Pressemitteilung des Rats für deutsche Rechtschreibung vom 03.07.2024
Amtliche deutsche Rechtschreibung: Überarbeitetes Regelwerk und Neufassung Wörterverzeichnis für Schule und Verwaltung verbindlich
Amtliches Regelwerk 2024
Rat für deutsche Rechtschreibung: Regeln und Wörterverzeichnis
Rechtschreibrat
Bericht des Rats für deutsche Rechtschreibung
IDS grammis – Grammatisches Informationssystem: Rechtschreibung

 

Andreas Markt-Huter, 08-01-2025

Redaktionsbereiche