Alexander Peer, Land unter ihnen

Buch-Cover

Wie kann man mit dem Wissen von heute eine Entdeckernatur von damals beschreiben? Was könnten also die sogenannten Heroen Cortez und Vasquez wirklich gemeint haben, als sie die Neue Welt eroberten und alle vorhandenen Kulturen vernichteten?

Alexander Peer geht mit seiner Novelle jenen spannenden Überlegungen nach, die auch heute noch Helden ermuntern, in die Welt zu ziehen und diese für eine vage Idee zu unterwerfen. Der Titel der Novelle kann mehrfach gedeutet werden, einmal kriegen die Seefahrer nach langer Zeit wieder Land unter ihre Füße, sie bemächtigen sich des Landes und unterwerfen es, schließlich setzen sie das Land Zerstörungen aus, bis wirklich die Parole ?Land unter? passt.

Die Novelle erzählt in einem Freskenausriss, wie es sich eine frisch gepflückte Kultur anfühlt, die man gerade zerstört hat. Cortez und Velasquez agieren wie aufgezogene Manager eines göttlich-königlichen Konzerns, so etwa dürften Erdölmanager heutzutage im Iran herumstochern.

Bohnen als Zahlungsmittel, die Kraft von Kaffee und Heilpflanzen, alles in der neuen Welt notiert an einer imaginären Börse und macht die Helden schier verrückt, da sie um den Wert der Waren in beiden Kulturen wissen.

Die Seefahrer sind sich ihrer zerstörerischen Kraft durchaus bewusst, aber sie ziehen das Ding durch. Fallweise kippt die Üppigkeit der Blutbäder in Fruchtbarkeitsrituale, es geht um diese Stimmung in jenem Text Ernst Jüngers, wo das Ich mit dem Cognac-Glas unter der Nazi-Fahne am Eiffelturm sitzt und die geistige Devastierung von Paris genießt.

Ok, die Neue Welt ist erobert, die Geschichte ist gelaufen. In Alexander Peers Novelle gibt es zu den Begebenheiten noch eine Lichtspur, auf der das Altern der Helden gespeichert ist. Nicht nur die Geschichte ist umsonst, auch das kriegerische Wüten lohnt sich nicht, Helden sterben umnachtet, müde, in der Nähe der Finsternis.

?Land unter ihnen? ist eine sehr plastische Auseinandersetzung mit Eroberungskriegen, die selbst in den Geschichtsbüchern nicht zur Ruhe kommen, solange die Bilder von Heroen nicht verwest sind. Und die Parallele zu heutigen Eroberungskriegen ist pervers aktuell.

Alexander Peer, Land unter ihnen. Novelle.
Innsbruck: Kyrene 2005. 133 Seiten. EUR 12,40. ISBN 3-900009-11-2.

 

Helmuth Schönauer, 26-06-2005

Bibliographie

AutorIn

Alexander Peer

Buchtitel

Land unter ihnen

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Kyrene

Seitenzahl

133

Preis in EUR

EUR 12,40

ISBN

3-900009-11-2

Kurzbiographie AutorIn

Alexander Peer, geb. 1971 in Salzburg, lebt in Wien.