Der mieseste, brutalste und verachtetste Job unserer Gesellschaft ist jener des Schriftstellers, ein getretener Hund geht geradezu aufrecht durch das Leben gemessen an den Krümmungen, die ein Schriftsteller täglich hinlegen muss.

Jörn Birkholz braucht nicht lange zu suchen, um einen kaputten Schriftsteller als Romanvorlage zu installieren, in der Form einer literarischen Beichte startet der Ich-Erzähler sein Unternehmen „Schreiben in einer feindlichen Gesellschaft“.

Neben esoterischen Legenden, wo „Streith“ eine Art Gemüts-Materie ist, findet man unter Streith vor allem eine Geländeparzelle auf halbem Weg von Großgerungs nach Großpertholz. Wem diese Groß-Orte zu unbekannt sind, sie liegen im Großraum Weitra /NÖ.

Richard Wall sucht seine Gedichte oft in historisch entlegenen, zu Steinfeldern zerlegten Flecken weitab von den Koordinaten der Überland-Navis. Das lyrische Ich taucht jäh auf einer Lichtung auf, pflückt archaisches Werkzeug aus dem Boden und hackt eine Ansicht frei.

Im Online-Verkehr herrscht ein dermaßen großer Speed, dass nicht alle dargestellten Maßnahmen bei der Drucklegung des Buches noch aktuell sind.

Yussi Pick weiß um die Schnelllebigkeit des Online-Wesens, deshalb lautet seine wichtigste These gleich zu Beginn: Die modernen Medien lösen einander nicht ab sondern funktionieren als gegenseitige Ergänzung.

Der Bauernroman gilt in seiner Verkitschung durchaus als folkloristische Begleitmusik zu touristischen Werbekampagnen, der Bauern-Sterberoman hingegen hat noch das Zeug zu Sozialkritik und authentischer Dokumentation.

Reinhard Kaiser-Mühlecker setzt daher im Roman „Schwarzer Flieder“ seine Figuren in ein bäuerliches Ambiente und lässt sie darin verrecken. Held ist der studierte Agrarier Ferdinand, der im Wiener Ministerium die Landwirtschaft nach wissenschaftlichen Parametern dokumentiert. Der Sektionschef unterstützt ihn freundschaftlich, die Freundin Susanne lebensorientiert, so dass er sie heiraten möchte. Da aber bringt sich Susanne um und Ferdinand gerät in eine Krise, weil man ihn unter der Hand für die Ursache ihres Suizids hält.

„Ein Text ist zwar ein Gefängnis, aber guck mal nach, wo es löchrig wird.“ (102) Mindestens so abenteuerlich-grotesk wie der Lebenslauf Giwi Margwelaschwilis ist natürlich auch seine Literatur.

Der Autor wird seinerzeit 1946 vom sowjetischen Geheimdienst aus Berlin nach Georgien entführt, woraus er erst vierzig Jahre später wieder ausreisen darf. Mittlerweile wieder freiwillig nach Tiflis zurückgekehrt, kennt er sich in der deutschen und georgischen Literatur aus, die oft über erst einen bürokratischen Vorgang zur vollen Entfaltung kommt.

„Der Große Krieg von 1914 bis 1918 war nicht nur die ‚Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts‘ wie ihn der amerikanische Diplomat und Historiker George F. Kennan bezeichnet hat, sondern auch das Laboratorium, in dem fast alles entwickelt worden ist, was in den Konflikten der folgenden Jahrzehnte eine Rolle spielen sollte …“ (9)

Vor 100 Jahren begann der Große Krieg bzw. der 1. Weltkrieg der in den Augen eines Großteils der damaligen Zeitgenossen spätestens bis Weihnachten 1914 entschieden sein sollte. Stattdessen dauerte der Krieg vier Jahre und verdrängte Europa mit seinen Toten, Zerstörungen und Vermögensverlusten von der Spitze der großen Weltpolitik. Wie es dazu kam und weshalb es den europäischen Mächten nicht gelang, den Krieg zu beenden, analysiert Herfried Münkler minutiös in seinem großen Geschichtswerk „Der große Krieg“.

Der Österreicher ist ein begeisterter Kaiser-Fan, SUV-Driver und Schifahrer, da hat er es nicht gern, wenn er an Diktatur und Bürgerkrieg erinnert wird.

Anlässlich 80 Jahre Österreichischer Bürgerkrieg haben Erich Hackl und Evelyne Polt-Heinzl ein Lesebuch zu den Februartagen 1934 herausgebracht. Nicht nur der „Termin“ des Bürgerkrieges wird geflissentlich verdrängt, auch die Texte darüber sind längst unter der Staubschicht des österreichischen Vergessens von der Gegenwart abgeschottet.

Wie kann man einen ungewöhnlichen Lyriker in einer kleinen Schau präsentieren, ohne dass sein Werk zurückgestutzt wird auf die Erfordernisse der modernen Editionskultur?

Unter der geistigen Schutzmacht der Bücherwürmer Lana wird der Lyriker Andrea Zanzotto in einem „kleinen Buch außerhalb der Reihe“ vorgestellt.

Wenn eine frisch gegründete Institution mit der ersten markanten Arbeit an die Öffentlichkeit geht, so ist vor allem das erste Thema in seiner Programmatik von schlagendem Interesse. Im Falle des Archivs für Photographische Dokumentation ist es die Pustertalbahn, die als das Rückgrat des Fragmentes Osttirol in ihrer politischen, strategischen und kulturellen Auswirkung gezeigt wird.

Wie emotionsgeladen diese Pustertalbahn für Osttirol ist, zeigt die jüngst erfolgte Einstellung des direkten Zuges von Lienz nach Innsbruck. In diesen Diskussionen kommen neben verkehrstechnischen Fragen nämlich auch emotionale Bindungen, historische Reminiszenzen und die Liebe zu jenem Schienenstrang zum Ausdruck, der den Osttirolern einst den Kontakt mit der Außenwelt ermöglicht hat.

Die große Geschichte schaut meist völlig andres drein, wenn sie von gewöhnlichen Menschen nachgelebt und erlebt werden muss. So setzen die Biographien durchaus Parallelschwünge zur allgemeinen Geschichte, kurven dann aber wieder jäh ab in ein individuelles Ressort, um darin der Rolle eines Unikats gerecht zu werden.

Claire French-Wieser überschreibt die Geschichte ihres Lebens mit „meine verkehrte Welt“. Damit ist gemeint, dass ihr in jedem Lebensabschnitt die Ereignisse quer über den Weg gelaufen sind, und natürlich ist auch die australische Welt gemeint, worin sie als Antipode zum Tiroler Kosmos auf dem Kopf steht.