Wer etwas von der Welt mitbekommen will, muss sich von dieser manchmal abwenden.

In Helmut Rizys Roman „Im Maulwurfshügel“ hat sich der Held von der Außenwelt verabschiedet und sich in seine Wohnung zurückgezogen. Er versucht dabei, ein strukturiert sinnvolles Leben mit sich selbst und seinen Büchern zu finden.

„Zweieinhalb Jahrtausende lang haben die Menschen das Buch genutzt, als Handschrift oder in gedruckter Form, zu religiösen, pädagogischen, politischen oder Verwaltungszwecken. Sie zeichneten darin etwas auf, um es festzuhalten, oder machten das Buch selbst zum Kunstwerk.“ (7)

Wie haben sich das Buch und die Buchproduktion im Laufe der Jahrhunderte verändert, wer macht die Bücher, welche Bedeutung kommt dem Buch in der Geschichte der menschlichen Zivilisation zu und wo tauchen Schriftsysteme und Bücher überhaupt auf. Auf all diese Fragen und noch mehr bietet die Monographie „Das Buch – Eine illustrierte Geschichte“ fundierte Antworten.

Das Gebirge ist in der Literatur der Ort der letzten Klärung. Ob es sich nun um einen familiären Suizid handelt wie bei Thomas Bernhard oder um einen radikalen Hirnumschwung wie in Büchners Lenz, das Gebirge erscheint dabei als eine scharfe Klinge für die existenzielle Rasur.

Roland Reitmair macht diese geographische Reinigungsanlage noch eine Spur schärfer, indem er seinen Helden ins „Innergebirg“ schickt. Dass es dabei um Leben und Tod und um den Sinn des Lebens geht, wird sogar dem Helden Arthur von der ersten Zeile an klar. Er hat nämlich das Gefühl, gerade gestorben zu sein, aber andererseits sind ein paar Sinnesorgane noch in Funktion und er kann sich einen Rundgang durchs Innergebirge leisten.

Ein gutes Wunder besteht geradezu darin, dass es einmalig und unbeschreiblich ist. Wenn nun ein Wunder gar eine Biografie zustande bringt, ist das ein grandioser Sieg der Bürokratie.

Tanja Maljartschuk erzählt die Biografie der Lena und somit die jüngere Zeitgeschichte der Ukraine als Wunder.

Die Mittelstadt liegt literaturgeographisch vermutlich zwischen dem Großstadtroman „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin und dem skurrilen Kleinod des „geometrischen Heimatromans“ von Gert Jonke.

Margarita Kinstner legt ihren Sound vom Mittelstadtrauschen markant über ein Gebilde, das vielleicht nur aus einem Punkt besteht, worin das volle Mittelmaß im Abfluss innehält. Die literarische Stadt beinhaltet alle Merkmale von Wien, aber wie die diese U-Bahnstationen, Plätze und Cafés angeordnet sind, deutet auf eine andere Ordnung hin als jene eines Chronisten oder Stadtplaners.

Reisen und Zeitreisen sind quasi die Komplementärmenge zum Alltag und somit ein lohnender Stoff, das Leben von der unsichtbaren Seite des Mondes her zu beleuchten.

Franz Kabelka greift in seinen Reiseerzählungen den Protagonisten unter die Arme der Sehnsucht, indem er nicht nur den Ablauf als Tourismus-Chronist im Auge behält sondern vor allem die Träume, die angelesenen Paradiese und die verschlungene Reiseliteratur mit ins Erzählboot nimmt.

Manchmal muss man für sich Entfernungen in die richtigen Relationen setzen, um eine Geschichte begreifen zu können. So sind etwa mit dem Auge der Monarchie gemessen die Städte Lemberg und Meran gleich weit von Wien entfernt.

Ada Zapperi Zucker beschreibt in ihrem Roman „Theater der Schatten“ den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie an ihren Rändern.

Historische Ereignisse erlangen schließlich eine gewisse Zeitlosigkeit, wenn sie den Stoff für Romane abgeben. Es gibt sogar die Vermutung, dass etwas erst dann bewältigt ist, wenn es darüber einen Roman gibt.

Jeannine Meighörner wendet sich nach entfernt liegenden Stoffen wie der Frau des Andreas Hofer oder der Philippine Welser einem recht zeitnahen Ereignis zu. Vor fünfzig Jahren zerstörte im oberitalienischen Longarone eine Flutwelle alles Leben, nachdem ein ganzer Berg in einen Stausee gerutscht war.

Die Erziehung hängt an uns herunter wie das Fell an einem Bären. Darf man noch zu Lebzeiten an diesem Fell herumzupfen?

Erika Kronabitter beschreitet mit einsichtigen Bildern eine Führung durch die Seele einer gequälten Kindheit. Zu diesem Zweck setzt sie den Roman auf ein Doppelgleis, einmal wird in poetischen Standbildern das Verhalten von Menschen an gewissen unauffälligen Knackpunkten abgeknipst, zum anderen leisten sich zwei Figuren im Sinne Musils eine Analyse mit friedfertigem Ausgang.

Die Esoterik boomt wie kaum ein Wissens- und Wirtschaftszweig, dennoch aber gibt es kaum Mitglieder dieses Treibens, denn jeder betritt inkognito das Reich der Halbwahrheiten.

Johannes Fischler beschäftigt sich mit diesem finanziellen Giga-Reich, das kontinental über die Seelen der Sinnsucher ausgelegt ist. Da sich das Meiste mittlerweile im Netz abspielt und die Teilnehmer mit Mausklick oder Touchscreen hyper-aktiv an diesem Spiel teilnehmen dürfen, bietet sich der Ausdruck für scheinbar interaktives Handeln an: Esoterik 2.0.