Jörg Rüpke, Römische Geschichtsschreibung

„Insgesamt soll es – wie durch das bereits geschriebene angedeutet – vor allem um das historische Bewusstsein in der Antike und seine Entwicklung besonders in römischer Zeit gehen.“ (40)

In Jörg Rüpkes Monographie zur römischen Geschichtsschreibung geht der Autor der Frage nach, wie sich Geschichtsschreibung in Rom und über Rom entwickelt hat und unter welch unterschiedlichen Interessen und Formen Geschichtsschreibung von den zahlreichen römischen und griechischen Historikern der Antike umgesetzt worden ist.

In einem geschichtstheoretischen Einleitungsteil wird zunächst der grundsätzlichen Problematik von Geschichtsschreibung nachgegangen und das „Verhältnis von Geschichte und Geschichtsschreibung sowie der disziplinären Arbeitsteilung in der wissenschaftlichen Erforschung“ untersucht. Dabei werden Fragen aufgeworfen, wie: „in welcher Form ist Geschichte in der Gegenwart präsent?“ (17),
in welche Formen ist das Erzählen von Vergangenheit möglich
Geschichtsschreibung und ihre Alternativen oder nach Faktum und Fiktion.

Ein zweiter Abschnitt beschäftigt sich mit der Form- und Gattungsgeschichte, ihren Problemen und ihrer Typologie und in einem dritten Abschnitt werden die Quellen und Vorformen zur römischen Geschichte vorgestellt und kritisch erläutert.

Nach der Darstellung der „Epochen antiker Geschichtsschreibung“ in der ihre literarischen Formen, ihre Chronologie und deren unterschiedliche Epochen in republikanischer und kaiserlicher Zeit aufgezeigt treten die einzelnen wichtigen Historiker und Geschichtswerke zur römischen Geschichte in den Mittelpunkt wie Caesars „Commentarii“, das Geschichtswerk des Livius, die Geschichtsbücher des Sallust, die senatorische Geschichtsschreibung der Kaiserzeit mit Geschichtsschreibern wie Tacitus und Ammianus Marcellinus. Aber auch römische Geschichte aus der Sicht griechischer Historiker wie Dionysios von Halikarnassos, Appian, Cassius Dio u.a.

Als weitere Formen der römischen Geschichtsschreibung werden die Biographien, historische Kurzformen in Listenform, die Universal- und Kirchengeschichte und schließlich die Wirkung der Bibel auf die Geschichtsschreibung bis ins Mittelalter hinein aufgezeigt.

In allen Darstellungen werden die persönlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Beweggründe der einzelnen Geschichtsdarstellungen aufgezeigt und erläutert, die den jeweiligen Blicken auf die Vergangenheit zugrunde liegen und sich in der Darstellung, Bewertung und Einordnung niedergeschlagen haben.

Jörg Rüpkes „Römische Geschichtsschreibung“ bietet einen ausgezeichneten Einblick in das Denken und die Vorstellungswelt der römischen Antike. Dabei lassen sich die geschichtstheoretischen Grundlagen auch für Laien verständlich nachvollziehen und schärfen damit den kritischen Blick auf die Grundlagen der Geschichtsschreibung in der römischen Antike.

Wissenschaftlich auf höchstem Niveau bietet Rüpke einen differenzierten Einblick in die römische Geschichtsschreibung, der sich dennoch spannend liest und mit seiner klaren und verständlichen Sprache nie die Leserinnen und Leser aus dem Auge verliert. Ein überaus empfehlenswertes Sachbuch nicht nur für alle Historiker sondern für alle, die sich für Geschichte und im speziellen für die römische Antike interessieren.

Jörg Rüpke, Römische Geschichtsschreibung. Eine Einführung in das historische Erzählen und seine Veröffentlichungsformen im antiken Rom
Marburg: Tectum Verlag 2015, 350 Seiten, 30,80 €, ISBN 978-3-8288-3514-6

 

Weiterführende Links:
Tectum Verlag: Jörg Rüpke, Römische Geschichtsschreibung
Wikipedia: Jörg Rüpke

 

Andreas Markt-Huter, 27-01-2016

Bibliographie

AutorIn

Jörg Rüpke

Buchtitel

Römische Geschichtsschreibung. Eine Einführung in das historische Erzählen und seine Veröffentlichungsformen im antiken Rom

Erscheinungsort

Marburg

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Tectum Verlag

Seitenzahl

350

Preis in EUR

30,80

ISBN

978-3-8288-3514-6

Kurzbiographie AutorIn

Prof. Dr. Jörg Rüpke war von 1995 bis 1999 Professor für Klassische Philologie an der Universität Potsdam und von 1999 bis 2008 Professor für Vergleichende Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Europäische Polytheismen an der Universität Erfurt. Seit 2008 ist er Sprecher der DFG-Kollegforschergruppe „Religiöse Individualisierung am Max-Weber-Kolleg Erfurt und seit 2011 Honorarprofessor an der Universität Aarhus. Im Jahr 2012 wurde er in den Wissenschaftsrat berufen.