Geschichte | Politik

Ludwig Roman Fleischer, Pandeminium oder In letzter Zeit

h.schoenauer - 17.12.2025

Ludwig Roman Fleischer, Pandeminium oder In letzter ZeitDie wahren Helden der Zeitgeschichte sind oft Medien, die sich mit einem kleinen Taschenmesser einen Weg durch den Dschungel der Meinungen schlagen. Dabei liegt die wahre Regierung über den kleinteiligen Zeitgeist meist als Impressum einer unscheinbaren Kleinzeitung auf.

Ludwig Roman Fleischer geht gegen das Zeitgeschehen literarisch mit zwei verschränkten Romanen vor. Der Buchtitel „Pandeminium“ ist eine wundersame Verquickung von Pandemie und Minimum, die Fragestellung lautet in etwa: Was passiert, wenn Weltthemen in einer mit Geist dünn besiedelten Provinz diskutiert werden?

Manfred Hollegger / Markus Gneiß, Maximilian I. (1459-1519)

Andreas Markt-Huter - 10.12.2025

Manfred Hollegger / Markus Gneiß, Maximilian I. (1459-1519)„Um der ganzen Welt zu beweisen, dass die Habsburger das »das edelste Blut im Himmel und auf Erden seien«, ließ Maximilian durch seine Genealogen umfangreiche Stammbaumforschungen durchführen. Auftragsgemäß führten diese die habsburgische Dynastie auf die Staufer, Ottonen und Karolinger, bis auf die Trojaner und – vom Kaiser später allerdings wieder verworfen – bis auf Noah zurück.“ (S. 11)

Kaiser Maximilian I. gilt als Kaiser der Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit und spielt als Habsburger für Österreich und ganz speziell für Tirol eine herausragende Rolle. Neben dem berühmten Goldenen Dachl wird in Tirol mit Maximilian, der Innsbruck für kurze Zeit zu einer europäischen Metropole aufsteigen ließ, auch noch die Legende seines missglückten Aufstiegs in die Martinswand bei Zirl verbunden, wo ihm ein Engel in Gestalt eines Hirten zu Hilfe gekommen sein soll.

Christian Grataloup, Geogeschichte - Die Macht der Geografie in der Weltgeschichte

Andreas Markt-Huter - 03.12.2025

Christian Grataloup, Geogeschichte - Die Macht der Geografie in der Weltgeschichte„Dem vorliegenden Buch geht es um eine Synthese dieser beiden Perspektiven. Die erste, horizontale, ist die der Beziehungen zwischen Gesellschaften auf der Erdoberfläche, die der Grenzen und Konflikte, der Verbreitungen und Eroberungen. Die zweite, vertikale, ist die der Domestizierungen, des Bergbaus, der Reisfelder, der Verschmutzungen. Unsere Erzählung verknüpft beide, um mit den Füßen fest auf der Erde zu bleiben. Wir werden Meeresströmungen und Seefahrer kennenlernen, Berge, Wüsten und Eroberer, Bauern und zu kalte Winter …“ (S. 12)

Wie, in welchem Zeitraum und aus welchen Gründen ist die erstaunliche Verbreitung des Menschen über alle Regionen dieser Erde erfolgt und was waren die Ursachen für die unterschiedlichen Dynamiken und Entwicklungsgeschwindigkeiten von Gesellschaften? Diesen Fragen werden in Bezug auf ihre geographischen, klimatischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen und Veränderungen gestellt, um Ursachen und Wirkungen auf den historischen Verlauf der Menschheitsgeschichte nachzugehen. Dabei sollen die Erklärungsmodelle Werkzeuge der Geographie für das Verständnis der Vergangenheit fruchtbar gemacht werden. 

Margit Weiß, Was man nicht sieht, ist doch da

h.schoenauer - 01.12.2025

Margit Weiß, Was man nicht sieht, ist doch daWenn eine zarte Pflanze verletzt wird, wächst sie geduckt und verwundet auf. – Diese Baumschulweisheit gilt erst recht für Kinder, die in Aufzucht-Institutionen rabiater Systeme unter die Räder gekommen sind. Margit Weiß erzählt vom zehnjährigen Hans Dakosta, der 1954 vom Unterricht abgeholt wird und ohne Wissen seiner Eltern in eine Erziehungsanstalt gesteckt wird. „Was man nicht sieht, ist doch da!“ – Diese Erfahrung, die der junge Held im Erziehungssystem der Tiroler Nachkriegszeit machen muss, wird zu einem leidvollen Leitsatz, mit dem der Held sich über Wasser zu halten versucht. Dabei ist auch diese Fügung schon wieder heimtückisch, denn im großen Schlafsaal der Anstalt spielt Bettnässen eine gewichtige Rolle.

Der Roman wird in elementaren Erziehungs-Sketches erzählt, die wie saure Halloween-Bonmots zu einer desaströsen Karriere aufgefädelt sind. Die einzelnen Kapitel sind jeweils um die Protagonisten angesiedelt, sodass sich die Möglichkeit ergibt, in das Innere der Bösewichte zu blicken, während sie ihren Frust am Helden abarbeiten.

Udo Kawasser, tarquinia – gespräche mit schatten

h.schoenauer - 21.11.2025

Udo Kawasser, tarquinia – gespräche mit schattenLyrik sucht zwischendurch sogenannte lost places auf, worin sie mit den Augen einer überreizten Gegenwart in den Bildern abgeschlossenen Verfalls wühlt. Udo Kawasser siedelt sein Poem rund um die etruskische Stadt Tarquinia an, die neben den Gebilden der Gegenwart vor allem aus Ausgrabungen, Mythos, historischen Befunden und Artefakten des Totenkultes besteht. Wo immer eine lyrische Messstation im Gelände aufgestellt wird, versammelt sich sofort poetische Materie drum herum.

Das Projekt ist mit dem Untertitel versehen: „Gespräche mit Schatten“. Sobald die Sendequelle ihren fragenden Schall in die Vergangenheit richtet, reagieren diverse Echos, Zeitbrüche, Rotverschiebungen und mineralische Verwerfungen auf die anfragende Stelle.

Tony Allan u.a., Philosophie – Menschen, die unsere Welt prägten

Andreas Markt-Huter - 19.11.2025

Tony Allan u.a., Philosophie – Menschen, die unsere Welt prägten„Die in diesem Band vorgestellten Personen hatten eine sehr unterschiedliche Sicht auf die Welt, auf uns und davon, wie wir unser Leben führen sollten. Zuweilen stellt sie Denkkonstrukte auf, von denen einige Bestand haben und andere der Zeit, dem Licht neuer Erfahrungen oder weiterer Überlegungen zum Opfer fielen. Doch alle waren sich der Bedeutung ihrer Aufgabe bewusst.“ (S. 9)

Mehr als 100 berühmte Philosophen von den Anfängen der Philosophie im Altertum bis in die Gegenwart werden in ausführlichen Beiträgen vorgestellt und die zentralen Aussagen ihres philosophischen Denkens erläutert. Wer sich einen anschaulichen schnellen Überblick über die einflussreichsten Philosophen in der Geschichte der Philosophie machen will, ist mit diesem Sachbuch gut bedient.

Josef Gelmi, Das große Buch der Päpste - Von Petrus bis Leo XIV

Andreas Markt-Huter - 10.11.2025

Josef Gelmi, Das große Buch der Päpste - Von Petrus bis Leo XIV„Dieses Buch möchte eine wissenschaftlich fundierte, aber leicht lesbare Geschichte der Päpste für jedermann bieten. Es wird nichts schöngeredet, nicht nur in eine Richtung gedacht und auch nicht polemisiert, sondern versucht, möglichst objektiv die Geschichte der »Stellvertreter Christi auf Erden«, die durchaus eine Reihe von fragwürdigen, umstrittenen und zweifelhaften Gestalten aufweist, darzustellen.“ (S. 7)

Seit fast zweitausend Jahren verbindet das Amt des Papstes die Anfänge des Christentums mit der Gegenwart. Der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus spielt im katholischen Glauben eine ganz besondere Rolle und übt als oberster Lehrer, Priester und Gesetzgeber einen Primat der Jurisdiktion in der Kirche aus. So gelten seine ex cathedra Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehre als unfehlbar.

Dan Jones, Kreuzfahrer

Andreas Markt-Huter - 05.11.2025

Dan Jones, Kreuzfahrer„Dies ist ein Buch über die Kreuzzüge: die Kriege, die christliche, päpstlich sanktionierte Heere gegen die vermeintlichen Feinde Christi und der Kirche von Rom im Mittelalter führten. Der Titel Kreuzfahrer beschreibt sowohl das Thema als auch meinen Ansatz. Im Mittelalter gab es lange Zeit kein Wort, um «die Kreuzzüge» so zu beschreiben, wie wir sie heute verstehen: eine Reihe von acht oder neun großen Expeditionen von Westeuropa ins Heilige Land, ergänzt durch eine Reihe weiterer, indirekt damit verbundener Kriege, die von den sonnenverwöhnten Städten an der nordafrikanischen Küste bis zu den kältestarren Wäldern des Baltikums geführt wurden.“ (S. 19 f)

Dan Jones erzählt in seiner Monographie „Kreuzfahrer“ die Geschichte der Kreuzzugsbewegung von seinen Voraussetzungen und Anfängen seit den 1060-er Jahren über den endgültigen Zusammenbruch des Königreichs Jerusalem im Jahr 1291 hinaus bis zum Abschluss der Reconquista in Spanien im Jahr 1492. Konzipiert ist das Buch als chronologische Aufeinanderfolge von Episoden von Personen, die an den Kreuzzügen auf verschiedenen Seiten, ober Männer oder Frauen, Christen oder Muslimen, beteiligt waren. Die daraus resultierenden unterschiedlichen Blickwinkel, machen den ganz besonderen Reiz der Darstellung aus.

Georg Hasibeder, Die Dose

h.schoenauer - 03.11.2025

Georg Hasibeder, Die DoseWahrscheinlich ist die perfekte Hülle gleichsam ihr Inhalt. Diese Vermutung taucht zumindest bei der Analyse des Web auf, wo kaum noch zwischen Content und Containment unterschieden wird. Georg Hasibeder geht mit seinem listigen Essay aus der Serie „Kultur der Dinge“ der Frage nach, was eigentlich eine Dose ist. Ist sie vielleicht der heimliche Sinn eines Produktes, wenn wir es in der Hand halten und inszeniert zum Mund führen, wie etwa den berühmten Energiedrink mit dem Stier drauf?

Die Idee für diesen Essay speist sich aus der Neugier für die Dinge des Alltags. Anhand eines Gegenstands wird die große Kulturgeschichte über Jahrhunderte erzählt. Mit jedem neuen Schritt kommt es zu einer Seitengeschichte, die wiederum eine eigene Kulturgeschichte aufmacht.

Alex Carey, Demokratie ohne Risiko

Andreas Markt-Huter - 29.10.2025

Alex Carey, Demokratie ohne Risiko„Seit sechzig Jahren werden in den USA Propagandatechniken entwickelt und eingesetzt, mit denen erreicht wird, dass der einfache Mann zwar der Zwangsherrschaft des politischen Despotismus zu entkommen vermag, aber dennoch in kontrollierbarer Weise im Dienste anderer Interessen als seiner eigenen steht.“ (S. 48)

„Demokratie ohne Risiko“ bietet eine Sammlung an zahlreichen unveröffentlichten Aufsätzen und Forschungsbeiträgen, die der australische Sozialpsychologe Alex Carey zur Rolle der Unternehmenspropaganda im 20. Jahrhundert verfasst hat. Im Zentrum der Untersuchung steht, mit welchen Mitteln Unternehmen, PR-Agenturen und politischer Eliten versuchen, die öffentliche Meinung in Demokratien für die Durchsetzung eigener politischer Interessen zu manipulieren.