Horst Moser, Etwas bleibt immer

Hat das Leben einen Plan, wenn es aus fröhlichen Kindern ernst abgerackerte Erwachsene macht, oder ist auch das Leben ein Spiel wie das der Kinder im Innenhof?

Horst Moser führt in seinem Roman „Etwas bleibt immer“ ein paar Figuren zusammen, die einst einmal glücklich und ungeniert ihre Kinderzeit im Innenhof einer Wohnanlage verbracht und sich später aus dem Auge verloren haben. Damit die arme Leser-Seele eine Ruhe gibt, setzt er eine Art lose Krimi-Handlung über seinen wirklichen Fall, in welchem es darum geht, wie wir uns alle immer weiter auseinander entwickeln und dabei schrullig und ausgebeult werden.

Im Krimi-Strang wird ein Innsbrucker Trafikant überfallen, offensichtlich ist schon ein Täter ausgemacht und in Haft, da übergibt die Tochter des Überfallenen ein Tonband an einen Journalisten mit der Bitte, sich das einmal anzuhören.

Die Beteiligten haben alle eine scheinbar unauffällige und doch prägende Kindheit erlebt, die sie in die jeweilige Spurweite des Lebens hineingesetzt hat. Der ermittelnde Journalist Manuel ist in Mexiko in einem Gangsterviertel aufgewachsen. Als er schon selbst in der Gang des Vaters mit-morden soll, gelingt ihm quasi im letzten Augenblick mit seiner Mutter die Flucht nach Österreich.

Die Auftraggeberin Vera ist die Tochter des Überfallenen, sie wollte eigentlich Musik studieren und ist dann in eine Banker-Karriere geraten, die sie soeben verlassen hat. Das Brüderpaar Stefan und Johannes ist im selben Haus wie Vera aufgewachsen, als sich deren Vater umgebracht hat, sind sie offensichtlich aus dem Tritt gekommen. Stefan ist ein seltener Vertrags-Jurist, Johannes hat als Aussteiger in Mexiko in jener Gegend gewirkt, aus der Manuel geflohen ist. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft, weil man ihm den Überfall zutraut.

Die Helden können in der Gegenwart nicht mehr miteinander reden, weil alle Gesprächsversuche sofort in die Erinnerung abtauchen, wo es in der Hauptsache leicht und unversehrt zugegangen ist. Vera hat zwar mit den Hof-Brüdern Affären hinter sich gebracht, weil das zum Erwachsenwerden dazugehört, aber gleichzeitig haben diese Geschichten das Verhältnis zerstört. Jetzt sind alle mehr oder weniger erfolgreiche Aussteiger und Einzelgänger, die mit der Gegenwart nichts anfangen können. Vielleicht haben sie schon genug erlebt, weil sie die Kindheit hinter sich gebracht haben.

Was geschehen ist, tragen wir mit uns herum. (126)

Horst Moser erzählt in vorsichtigen Erinnerungsschleifen von einer Vergangenheit, die nichts erklärt, aber alles überschattet. Gerade wenn es um die Analyse ihrer Gegenwart ginge, werden die Figuren eingeholt von der Vergangenheit, die umso dunkler wird, je heftiger man sie erinnert. - Ein psychologisches Porträt einer Generation, die zwar mitten im Leben steht, von diesem aber nicht akzeptiert wird.

Horst Moser, Etwas bleibt immer. Roman.
Bozen: Edition Raetia 2015, 168 Seiten, 17,90 €, ISBN 978-88-7283-520-3

 

Weiterführende Links:
Edition Raetia: Horst Moser, Etwas bleibt immer
Homepage: Horst Moser

 

Helmuth Schönauer, 02-05-2015

Bibliographie

AutorIn

Horst Moser

Buchtitel

Etwas bleibt immer

Erscheinungsort

Bozen

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Edition Raetia

Seitenzahl

168

Preis in EUR

17,90

ISBN

978-88-7283-520-3

Kurzbiographie AutorIn

Horst Moser, geb. 1975 in Meran, lebt in Bruneck.