Ein guter Titel wird unumstößlich wahr, wenn er sich an physikalische Grundgesetze hält. 8 Minuten und 19 Sekunden braucht das Licht, um von der Sonne auf die Erde zu gelangen, wir sind also mit jedem Sonnenstrahl dieser Zeitangabe ausgesetzt.
Georgi Gospodinov kümmert sich in seinen knapp zwanzig Erzählungen um alles, was durch die Zeit zum Verschwinden gebracht wird oder sich so verändert, dass es nicht mehr erkannt wird. Bereits in der Titel-gebenden Eingangsgeschichte verschwindet die Sonne, was aber erst nach den berüchtigten acht Minuten neunzehn bemerkt wird. Der Erzähler erklärt dem Leser, dass die Sonne während des Lesens verschwinden könnte, denn die Geschichte dauert genau so lange, wie das Sonnenlicht bis zu uns braucht. Es ist also gar nicht gewiss, dass etwas, was am Beginn einer Erzählung noch wie selbstverständlich da ist, am Ende des Textes auch noch da ist. Vielmehr dient das Erzählen oft der Auflösung von Selbstverständlichem.