Kurzgeschichten

Claudia Bitter, Verloren gehen

h.schoenauer - 05.10.2008

Buch-CoverIm Märchen gehen manchmal Menschen für die sichtbare Welt verloren und finden sich dann in einem unter- oder überirdischen Feenreich wieder, entrückt von der Welt aber durchaus mit Gewinn in einem neuen Zustand aufbereitet.

Claudia Bitter schickt in ihren zwölf Erzählungen ihre Heldinnen und Helden scheinbar in die Verlustzone, aber die Figuren schlagen sich meist tapfer und erleben auf ihre eigene Weise etwas wie seltsames Glück.

Wolfgang Pollanz (Hrsg.), Glänzendes Graz

h.schoenauer - 01.09.2008

Buch-CoverWenn jene Generation, welche üblicherweise nicht in der Stadtregierung vertreten ist, über die Heimatstadt literarisch zu flunkern beginnt, dann fliegen die Funken. So auch im wunderschönen Kompliment-Buch glänzendes Graz.

In einer Fußnote gibt es den Hinweis, dass "engl. gay auf deutsch glänzend, bunt oder homosexuell" heißen kann. (29) Diese Annotation zeigt in Kurzform, wie Graz im Lichte junger Autorinnen und Autoren glänzt.

Helmuth Schönauer, Ich war ein Arschloch

andreas.markt-huter - 28.08.2008

Buch-CoverIst das ein Schas! steht am Anfang des neuen Romans von Helmuth Schönauer, der wieder schonungslos die Verhältnisse in Innsbruck und Tirol aufs Korn nimmt. En passant wird  bei einem kurzen Abstecher in die russische Republik Tuwa die Welt der Schamanen und Touristen sarkastisch unter die Lupe genommen.

Im Mittelpunkt des Romans steht Walter Aloh, Bewohner des Mitterwegs und Bibliothekar an der Tiroler Landesbibliothek in Innsbruck. Mit einem teils bissigen und teils wehmütigen, vor allem aber in viel Selbstironie verpackten Humor werden lokale Verhältnisse, Einrichtungen und Politiker gnadenlos bloß gestellt, die das Leben in der Provinz charakterisieren.

Angelika Reitzer, Frauen in Vasen

h.schoenauer - 27.07.2008

Buch-CoverWirklich heftige Prosa besteht darin, dass alles zu einem Stück Text werden kann, dass es keinen durchgehenden Handlungsstrang gibt und dass sich vielleicht hinter jeder Ecke der Wahrnehmung ein Stück Poesie auftut.

Angelika Reitzer schickt ihre Protagonistinnen scheinbar absichtslos in die weite Welt hinaus, an zufällig auftauchenden Orten schärfen diese Figuren ihre Sinne und verfassen ein standfestes Situationsbild von sich und der aktuellen Umgebung.

Karin Ivancsics, Anna hat zwei Tage

h.schoenauer - 08.07.2008

Buch-CoverMit dem Mutterglück ist es so eine Sache, knapp am Kitsch angesiedelt zieht dieser Begriff seine Heldinnen oft gnadenlos in die Tiefe, sobald sich diese auf das Mutterglück berufen.

Als gevifte Erzählerin schickt Karin Ivancsics ihre Protagonistinnen jeweils in eine Grenzsituation, dabei ist vielleicht der Status der Mutter insgesamt eine Grenzsituation.

Wolfgang Pollanz, Ich, Vogel

h.schoenauer - 07.07.2008

Buch-CoverÜblicherweise kommen Vögel in Gedichten vor und symbolisieren darin den leichten Vorüberflug der Zeit. Wolfgang Pollanz, der Meister des irritierenden Klischees, lässt naturgemäß seinen Vogel auf dem Grazer Hausberg landen, und wenn er schon einmal da ist, kommt er auch gleich in den Titel.

So entsteht eine ironische Erzählvorgabe, worin das erzählende Ich leicht wie ein Vogel sein kann, die Welt aus der Vogelperspektive betrachtet wird oder das Ich den sprichwörtlichen Vogel hat.

Gundi Feyrer, Die Wolldecke

h.schoenauer - 07.07.2008

Buch-CoverOft liegen die Geheimnisse unter einer Wolldecke versteckt, das Kind schlüpft darunter und die Abenteuer legen los.

In Gundi Feyrers Geschichten spielt ein anonymes Gattungs-Kind die Hauptrolle, es nimmt ständig neue Eigenschaften an, während es die Umwelt erkundet, und gleicht so einem Erzähl-Chamäleon, das vor allem über die angepasste Haut die Erlebnisse zum Vorschein bringt.

Petra Öllinger / Georg Schober (Hrsg.), Rote Lilo trifft Wolfsmann

h.schoenauer - 01.07.2008

Buch-CoverBücher sind in der Hauptsache zum Lesen da, manchmal aber dienen sie bloß dazu, etwas zu dokumentieren. Beim Buch von der roten Lilo muss man als Leser entweder vif sein, oder grenzenlose Rätsellust im Bauch haben.

Bei dieser Dokumentation eines Literaturwettbewerbes geht es nämlich erst ziemlich spät um Literatur, in der Hauptsache wird verhandelt, wie Einsender/innen ausgesiebt, in Vorläufe und Hauptläufe gesteckt, und schließlich von Tutoren so richtig für die Literatur der Arbeitswelt her gebraten worden sind.

Susanne Schaber, Großes Welttheater auf kleiner Bühne

h.schoenauer - 15.06.2008

Buch-CoverEs gibt so Landstriche auf dem Kontinent, wo sich tatsächlich hinter jeder geographischen Krümmung eine neue Welt auftut.

Die Gegend um Triest und die Kulturoase Friaul stellen eine ideale Bühne dar, um auf engstem Raum großes Welttheater aufzuführen. Und tatsächlich sind die vorgestellten Protagonisten alle Mitglieder eines Weltorchesters von hervorragenden Köpfen.

Mariusz Szczygiel, Gottland

h.schoenauer - 25.05.2008

Buch-CoverAlles was Karel Gott besingt, ist Gott-Land. Kein Wunder also, wenn man ein Museum zu seinen Ehren Gottland nennt, welches das Publikum aus dem Häuschen bringt, wie Elvis in Memphis seinen Fans aus dem Jenseits heraus die Tränen der Rührung über die Wangen träufelt.

Ein polnischer Journalist macht sich in diesem Reportagen-Band auf, seine direkten Nachbarn in Tschechien ein wenig auf den Zahn zu fühlen und ihnen jenen grotesken Spiegel andersrum vorzuhalten, für den die Tschechen ja weltberühmt sind.