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Biblisch wie die "Früchte des Zorns" von John Steinbeck sind auch die "Früchte der Heimsuchung" von Bosko Tomasevic.

In einem Ton voller Leidenschaft, an manchen Tagen wild wie eine Prophezeiung, an anderen leidenschaftlich klar wie ein Psalm ausformuliert, durchquert ein lyrisches Ich sein eigenes Schicksal, das von Sehnsucht, Gottesfurcht und Enttäuschung gekennzeichnet ist.

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Es gibt Literaturen, die sind so klein, dass sie fast ausschließlich sich selbst zum Inhalt haben. In der Serie Kleine Literaturen Europas stellt Rut Bernardi quasi im Alleingang das Ladinische in Lyrik und Prosa vor.

In den Texten taucht immer wieder die Frage auf, wie eine kleine Sprache überleben kann, was man auf Dauer mit dem Konzept Einweg-Übersetzungen anfängt und wie die aktuelle Gegenwart sich auf die Semantik einer archaischen Sprache auswirkt.

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Manche Städte entwickeln kraft einzelner Künstler ein unverwechselbares Kulturambiente, das sie jeweils von anderen Habitaten unterscheidet.

In der Silberstadt Schwaz gibt es etwa ein markantes Klima des urbanen Universums. Dabei atmen die Künstler einerseits den großen Weltgeist aus, andererseits verlassen sie die Stadt nur noch zu ganz seltenen Anlässen.

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Das soziale Gewissen lässt sich wie die wichtigsten Angelegenheiten des Lebens nicht durch Fachliteratur sondern höchstens durch Poesie darstellen.

Jack Hirschman gilt als sowohl als Sozialpoet als auch als poetischer Sozialist, je nachdem, als was seine Veranstaltungen angekündigt sind. In Langzeilen-Poems in der Art der Beatniks greift er aktuelle politische Situationen auf, um sie anhand der gequälten Seele darzustellen. In seinen Gedichten kommt oft der Endverbraucher zu Wort, der das alles auszubaden hat, was andere angerichtet haben.

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Jede Gesellschaft, die halbwegs demokratisch funktioniert, hat ein stilles Gewissen, das aus abgeklärter Distanz die Geschehnisse poetisch in die Zeitlosigkeit rückt.

Für Südtirol gilt Maridl Innerhofer als dieses stille Gewissen, ihr Gedichtband zum Neunziger heißt treffend "Zukunftserinnerungen" und spielt auf jenes Zeitfenster an, wo die Geschehnisse der Gegenwart in das Boot der Historie verfrachtet werden.

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Auf manche Gedichtbände fährt die Leserschaft schnurgerade ab, weil der Titel Aufmerksamkeit und Leselust erweckt.

C.H. Hubers Poesie der Waschstraße ist so ein verlockender Titel, der irgendwie an die Unendlichkeit der Milchstraße, das Plantschen in der Freizeit und das betuliche Putzen von kleinen Autos im aufgeräumten Milieu erinnert.

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Literarische Epochen entstehen meist unerwartet und an den seltsamsten Orten, sie altern mit den Protagonisten und gehen dann als schlichter Datensatz der Erinnerung in die Literaturgeschichte ein, um sperrigen Stoff für Dissertationen zu liefern. Am Vorabend dieses Verlöschens freilich funkeln die Texte so einer Epoche noch einmal wild auf.

Die Noch-Beatniks stehen gerade im Funkel-Licht ihrer Poesie, ihre Werke sind wild und heftig, als ob sie sich noch Jahrzehnte lang nicht unterkriegen lassen wollten von den Archivaren.

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Das vage Wort Verwandtschaft löst je nach Mentalität Bedrohung oder Geborgenheit aus. In der kleinbürgerlichen Einzeller-Gesellschaft gelten die Verwandten freilich fix als Bedrohung, nicht umsonst gibt es die Faustregel: Wenn die Verwandten kommen, musst du vor dir selbst fliehen!

Dragana Mladenovic spricht in ihrem beinahe als Erzählung ausgelegten Gedichtzyklus die Verwandtschaft auf zwei Ebenen an. Zum einen ist es die biologische Verbundenheit gewisser Clans, zum anderen ist es die große Verwandtschaft innerhalb des Staates.

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Lyrik hat vor allem zwei Wege, um ins Herz zu dringen. Einmal ist es der Klang, zum anderen die Haptik.

In der Edition Thurnhof erscheinen immer wieder Bücher, die vor allem durch die Druckqualität, Graphik und das Papier über die Fingerspitzen in den Leser eindringen. In diesen Büchern wirken die Texte quasi wie mit der Meister-Füllfeder geschrieben und diese Bücher sind naturgemäß das satte Gegenteil eines E-Books. In dieser Aufmachung macht es einen Sinn, wenn straff gesetzte Lyrik auf stringent komponierte Bilder und Zeichen trifft.

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Wahrscheinlich die wichtigste Reise führt in die Sprache. Denn nur wer darin herum reist, kann physische Reisen planen, sich in der bereisten Gegend zurechtfinden und später davon erzählen.

Wolfgang Pollanz schickt seine Gedichte auf Reise in den Zwischenraum der Sprachen. An der Oberkante der Seiten flitzen Pfeile hin und her du verweisen auf das Deutsche oder Slowenische, denn gute Gedichte sind immer zwischen den Sprachen unterwegs.