Buch-CoverMeistens denkt man gar nicht daran, dass Bilderbücher ja auch ein Stück Fiktion sind, so kräftig und realistisch sind die Bilder.

Wenn in einem Bilderbuch immer wieder die Warnung Achtung Satire auftaucht, handelt es sich um eine politische Aktion. In der Politik nämlich wird alles seitenverkehrt genommen, die Satire ist Realität und die Realität Satire, anders könnten wohl Darsteller und Wähler dieses verlogene Spiel um Botschaften nicht aushalten.

Buch-CoverManche Orte strömen schon in ihrem Namen den vollen Hauch der Verbannung aus. Es klingt nach Ende, Sackgasse, schroffer Geographie. Landeck ist so ein Ort voller Verbannung, nicht umsonst liegt auf seiner Schulter eine aufgedunsene Kaserne.

Roman Santeler nennt seine Gedichts-Einträge von der Peripherie schlicht Landecker Hefte, zwei davon hat er angelegt, Glückliche Zeiten und Silentium. Schon das erste Gedicht macht alles klar:

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Manchmal ist auch die Literatur zu weltrekordverdächtigen Aktionen fähig. Sechshundert Jahre nach ihrer Entstehung sind die Gedichte von Oswald von Wolkenstein erstmals komplett als Gedichte in einer zeitgenössischen Sprache greifbar.

Zu verdanken ist dieses Mammut-Unterfangen dem Autor, Liedermacher und Dichter-Gewerkschafter Gerhard Ruiss.

Buch-CoverWas haben eine Wand, ein Leintuch und ein frisch eingeschneiter Rasen gemeinsam? Jede kreative Seele wird durch die schreiend leere Flächen ermuntert, zu sprühen, zu markieren oder einfach mit den Füßen durchzuwaten.

Interessante Lyrik besteht vorerst immer aus einer weißen Fläche, die zum Aufzeichnen oder Einritzen herausfordert. Das Weiße zwischen den Zeilen ist quasi die Urleinwand der Lyrik, deren Zeichen und Wörter sich darauf mehr oder minder scharf konturiert bewegen.

Buch-CoverWie aus der Pistole geschossen fallen beim Begriff Ukrainische Literatur die Namen Andruchowytsch, Deresch und Zhadan. Diesem Dreigestirn des anarcho-narrativen Wahnsinns ist es zu verdanken, dass die Literatur der Ukraine momentan in aller Leser-Munde ist.

Daneben gibt es selbstverständlich jede Menge großartiger Literatur, deren Erzeuger oft den simplen Nachteil hinnehmen müssen, vom jeweiligen System bis zur Auslöschung verfolgt worden zu sein.

schirhuber, suedenGedichte für sich alleine gelesen, würden unter dem Auge des Lesers zusammenfallen wie die berüchtigten Salzburger Nockerln. Der kluge Lyriker montiert diesen anfälligen Texten immer auch einen Halt hinzu in Form eines deklarierten Kontexts.

Erich Schirhuber ist ein Lyriker, der um diese Zerbrechlichkeit weiß. In seinen lyrischen Texten aus Europa stellt er jeweils eine zerbrechliche Besonderheit dar und verfestigt sie durch triviale Zeilen aus dem sogenannten Presse-Alltag.

Buch-Cover"Ich weiß, / Ich entkomme aus mir. / Aus dieser Stimme, dieser Haut. / Diesem Wunsch nach Einigkeit."

Mit diesen Zeilen auf der Rückseite präsentiert uns Sternmut seinen neuen Lyrikband und das immer wieder (nicht nur) in der modernen Literatur virulente Problem der Identität bzw. der Integrität einer sich selbst bewussten Persönlichkeit.

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Kunst besteht manchmal darin, mit frei gewählten Spielregeln einen chaotisch aufgebauten Alltag mit Eleganz in die Schranken zu weisen.

Thomas Schafferer versucht, dem unbarmherzigen Abfluss von kleinsten Alltagspartikeln mit einem Alltagebuch in Form eines Gedicht-Bild-Bandes zu begegnen. Dabei wird die Darstellungsmethode genauestens aufgezeichnet.

Buch-CoverEs gibt Gedichte, die sperren sich in sich selbst ein, sobald sie einen Leser sehen, und es gibt solche, die springen beinahe den Leser an und machen ihn neugierig mit semantisch rätselhaften Umarmungen.

Ingram Hartingers Gedichte machen auf Anhieb neugierig, man hält es nicht aus, nicht zu wissen, was hinter den rätselhaften Kapiteln steckt, die da heißen:

Buch-CoverWenn er gut formuliert ist, kann der Neid durchaus in Selbstbewusstsein und Stolz übergehen und eine gute Tugend sein.

Christoph Simon dreht in seinen Gedichten immer wieder alle Wertmaßstäbe um und fegt die üblichen Größenangaben vom Tisch. So grast offensichtlich im Schlussgedicht in einem riesigen Park ein mickriges Pony, während das lyrische Ich stolz auf ein rasantes Rennpferd blickt, das allerdings in einem mickrigen Areal untergestellt werden muss, worin man auch Rinder mästen könnte.