Buch-CoverMan sieht sie plastisch vor sich, diese abwinkende Handbewegung, die hinter dieser Bemerkung steckt: Ich glaube nicht an die große Liebe. - Ein gelassener, erkenntnisreicher und auch Lebensprogrammatischer Satz!

Und auch die Unterbezeichnung "Neue Liebesgedichte und andere" lässt erahnen, dass diese Gedichte manchmal nur vorgeblich mit der Liebe zu tun haben, oft aber ganz etwas anderes im Sinn haben, nämlich das Alltägliche, das Durchhalten der Gefühle, den Wahnsinn einer erotisch entglittenen Bewegung.

Buch-CoverDer Kulturort Inzing leistet sich nicht nur eine der besten Dorfzeitschriften Tirols und ein bemerkenswert upgedatetes Dorfbuch, sondern stellt sich zwischendurch immer wieder auswärtigen literarischen Testern, die dem Eigenbild der Einheimischen auf den Zahn fühlen.

Im Herbst 2007 durften sich die Autorinnen Seher Cahir aus Istanbul, Sarita Jenamani aus Cuttack / Indien und der Autor Sina Tahayori aus Shiraz / Iran in Inzing einquartieren mit der Bedingung, "eppes" zu schreiben. Alle Ortstester leben mittlerweile in Wien, sodass An- und Abreise innerhalb eines Tage von statten gehen konnten.

Buch-CoverOft sind die schönsten Titel schon weg. Obwohl es für einen Gedichtband nichts Passenderes gibt als "wohin und zurück", sollte man sich gerade bei Gedichten immer wieder erkundigen, wohin es mit der Assoziation gehen kann, in diesem Falle stracks zu Axel Cortis wunderbarem Film "Wohin und zurück".

C. H. Huber wendet sich mit ihren Gedichten den stets aktuellen Themen vom Wegfahren, in der Ferne sein und Heimkommen zu. Die Blöcke zu diesen Themen nennen sich wohin, wege, verortung und zurück.

Buch-CoverÜber den Umschlag des Buches ist vorne und hinten ein riesiges Herz gespannt, scharf gefaltet am Buchrücken, so dass jeweils nur eine Herz-Hälfte zu sehen ist.

Mitten in diese Herzflächen hat offensichtlich jemand seinen Schritt gesetzt, ein leiser Sohlenabdruck hat sich in die glatte Fläche eingenistet, wie man oft am Strand zwischen zwei Wellen seinen Fuß in den Sand setzt.

Buch-CoverGute Lyrik kennt keine Grenzen, keine Schwerkraft und keine Zeitschranken. Wie zum Beweis dieser großen Sache ist dieser Tage Gerhard Koflers Notizbuch über New York erschienen.

Der 2005 verstorbene Autor spricht dabei aus einem aktuellen Zeitreich zu uns Lesern, obwohl er die Texte in Wien geschrieben hat, hört man die Geräusche New Yorks zwischen den Zeilen heraus, und die Sprachen sind aufgehoben, der italienisch verfasste Text wird von Leopold Federmair ins Deutsche übertragen, damit die Gedichte breitbeinig und fest in beiden Sprachen verankert sind.

Buch-CoverWörter sind Steine, die man immer wieder umdrehen muss um vielleicht zu sehen, wer sich darunter versteckt hat.

Konstantin Kaisers Lebenswerk besteht in der Aufzeichnung verschollener Biographien der österreichischen Exilliteratur. Immer wieder versucht er in entlegenen Gegenden oder in die Vergangenheit abgesunkenen Archiven Spuren von emigrierten, vertriebenen und ermordeten österreichischen Schriftstellern aufzunehmen und so deren Leben für die Erinnerung zu bewahren.

Buch-CoverEin Vexierbild ist eine vorläufig fixierte Illusion, die sich bei genauerem Hinsehen als etwas ganz anderes entpuppen kann.

Hans Raimund führt in seinen Gedichten immer diesem Umkippeffekt vor, an dem sich eine Erfahrung in das Gegenteil verkehrt, eine Liebe Argwohn erweckt, eine Lebensplanung entgleist.

Buch-CoverManchmal zischt ein Buch in die Seele des Lesers wie ein zweischneidiges Messer. Üblicherweise liest man ein Buch, das in eine unbekannte Zeitzone führt, mit dem Nachwort zuerst, ehe es ab in den Text geht, aber im Falle der Blockade ist es egal, wo man beginnt, mit dem aufrüttelnden Originaltext von Gennadij Gor oder dem noch aufrüttelnderen Nachwort von Peter Urban.

Es geht schlicht darum, dass zwischen 1942 und 1944 in Leningrad ein Genozid stattgefunden hat, die Stadt wurde von der deutschen Wehrmacht belagert und man rechnete damit, dass sie von selbst stirbt.

Buch-CoverAn manchen Tagen hat man als einer von sechs komma sechs Milliarden Erdbewohnern den Eindruck, in einer globalen Erd-Soße zu stecken, welche sich mit wenigen Begriffen beschreiben lässt.

Dann freilich wieder gibt es Bücher, die zum Teil Soßencharakter aufweisen aber immerhin so etwas wie eigene Kultur-Phantasie durchschimmern lassen. Und dann gibt es diese Ereignisse voller Individualität, denen man einen Vormittag lang einfach baff gegenübersteht.

Buch-CoverWenn eine Gedichte-Sammlung mit der Losung "Kein Sterbenswort" überschrieben ist, so eröffnet das mindestens zwei Zugänge: Zum einen soll jede Botschaft verschlossen sein, kein Sterbenswort dürfe herausgerückt werden, zum anderen sind die Gedichte vielleicht so hermetisch angelegt, dass man mit ihnen nicht einmal einen brauchbaren Tod hinkriegt, kein Wort zum Sterben also.

Wolfgang Kindermann setzt seine Lyrik in jene schmale Kluse, welche sich zwischen der öffentliche Wahrnehmung durch genormte Bilder und der individuellen Poesie der eigenen Erfahrung auftut.