Christl Greller, bildgebendes verfahren
Christl Greller zieht den Leser mit dem Titel bildgebendes verfahren in eine Zone, wo eigene Gesetze herrschen. Schon im ersten Gedicht tönt dieser fröhliche Trotz hervor, wenn eine Lyrikerin in der Großstadt schwer lenkbar durch die Motive und Gedanken huscht, ehe sie schmunzelnd ein Motto für sich selbst ausgibt: "muss ich meine buchstabensuppe / alleine auslöffeln..." (7)
Dieses lyrische Ich wird an manchen Tagen gebeutelt von Kälte, Frost und fernen Frostbeulen, die man auf den ersten Blick einer Stadt und in ihr erträumten Gegenden gar nicht zumutet.
Es gibt in der Lyrik Haltegriffe, da fragt im Verlaufe des Zeitstroms niemand mehr, worum es geht, wenn man nur diesen Haltegriff in Händen hält.
In der Literatur gibt es, seit es die Literatur gibt, das Thema um das Schreiben. Ähnlich wie die Liebe muss das Schreiben täglich neu angegangen werden, wenn man einen Funken einer Chance haben will. Und oft werfen einen Liebe und Schreiben an einem einzigen Tag gleich zweimal ab.
Bei Auftritten jeglicher Art entscheidet sich innerhalb von Sekunden, ob der Abend gelingen wird oder nicht. Auch in der Lyrik zeigt sich oft schon am ersten Gedicht eines Bandes, ob es was wird oder nicht.
Der Kopf der Lyrik, sagt man oft, ist der Titel, unter dem zahllose Gedichte zwischendurch gebündelt ins Licht der Lese-Realität treten.
Was ist schon die Zeit? Was ist schon ein Punkt in der Erinnerung? Georg Bydlinski surft gegen den Ablauf des Lebens mit einem Lyrik-Bord an, sechzig Gedichte aus dreißig Jahren.
Was ist in der Literatur normal? - Das, was Germanisten dafür halten!
Immer wieder glaubt man bei Lyric-Productions, dass ein verfilmbares Leben der wahre Grund für Gedichte sei. Manchmal wirkt dieser, wie jeder, Glaube skurril, etwa wenn eine Autorin ihr biographisches Credo den Gedichten voranstellt mit dem grandiosen Grundriss Schenna, Meran und Mals.
In einer Bücherwelt voller trostspendender Allerweltsbroschüren ist ein Buch geradezu sensationell, das von vorne herein davon ausgeht, dass etwas oder jemand nicht bei Trost ist.
Vielleicht ist die Poesie das Rauschen zwischen den Begriffen, von denen unerwartete Botschaften ins Zeileninnere ausgesendet werden. Vielleicht ist der Wahnsinn eine Abschweifung der Poesie, wenn Begriffe aus den Zeilen fallen.