Buch-CoverPerfekte Literatur kommt letztlich ohne Handlung aus. Im Gegenteil, sie streift jede irdische Beschwernis ab und geht in die Luft.

Rolf Dobelli legt den Rahmen seines Buches äußerst karg und ökonomisch an, dafür gibt es dichtestes Material in Form von Sentenzen, kleinen Aphorismen, halbwachen Gedankenpixeln.

Buch-CoverBei der Bezeichnung "Werke" denkt man als Kunstinteressierter leise an ein Lebenswerk, allein schon die Art, musikalische Werke als Lebenswerk durchzunummerieren, zeigt bei Komponisten die Verbindung von singulärem Kunstwerk und Lebenswerk.

Der Kupferplattenkünstler Oswald Auer verdichtet in seinen Werken jeweils ein Thema bis in die Unendlichkeit, sein Werk ist somit nie zu Ende und im Umkehrschluss lässt sich sagen, dass viele Werke noch gar nicht begonnen sind.

Buch-CoverKluge Schriftsteller sollen beizeiten mit dem Schreiben aufhören, wenn sie schon lange leben müssen. - So in etwa könnte die Moral von diesem Sachbuch lauten, das sich mit dem Leben und Schreiben des ehemaligen DDR-Schriftstellers Hermann Kant beschäftigt.

Idealerweise stirbt man als Schriftsteller für die Germanistik als junger, vom Leben oder der Gesellschaft verbrauchter Autor, wie es uns N.C. Kaser vorgemacht hat, oder man lässt sich rechtzeitig von einem Auto überfahren, wie Rolf Dieter Brinkmann, damit man mit dem schönen Satz in die Literaturgeschichte eingehen kann.

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Interessante Biographien haben entweder einen Lebensinhalt, der den Leser vom Sessel haut, oder eine Erzählweise, die jedes Publikum mit offenem Mund in den Bann zieht.

In Paul Floras Geburtstagsbiographie, der Jubilar wird 85, kommen beide Elemente einer gelungenen Biographie zum Tragen. Felizitas von Schönborn hat aus Gesprächen, Aufsätzen und Notizen einen Abenteuerroman eines Künstlers zusammengestellt, und Paul Flora, der Meister der verschmitzten Untertreibung, hat große Sachen bescheiden, und kleine Anekdoten süffisant unterdimensioniert zum Besten gegeben.

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Angesichts von großen Ereignissen wird jeder Journalist zu einem Dilettanten, denn es gibt keine ultimativen Richtlinien, wie man zu Unglücken, Kriegen, Katastrophen oder gesellschaftlichen Sausundbraus-Ereignissen Stellung nehmen soll.

Die „profil“-Journalistin Sibylle Hamann stellt in ihren vier Journalismus-Vorlesungen die markantesten Stil- und Sinnbrüche des weltweiten Auslandsjournalismus zur Debatte.

Buch-CoverWas ist das für ein seltsamer Kauz, der auf die Idee kommt, die Schule als Gesamt-Kulturwerk zu loben? Joachim Bauer ist in erster Linie Psychotherapeut und beschäftigt sich meist mit der simplen Frage, wie so ein Gehirn tickt, dass darunter ein Mensch leben kann.

Sein Ansatz, eine „Neurobiologie“ der Schule zu beschreiben, führt letzten Endes zu einem Lob der Schule. Denn alle Beteiligten leisten zwar Schwerarbeit und produzieren ununterbrochen guten Willen, dass das Schulwerk funktioniert, aber niemand wird dafür gelobt.

Buch-CoverVielleicht muss man sich gegen Wortlawinen genauso schützen wie gegen echte Lawinen. Am besten wird es sein, gefährliches Gelände zu gewissen Zeiten gar nicht zu betreten, und wenn man in diese semantisch abrutschenden Hänge hineingeleitet, sollte man wenigstens eine Wortschaufel und einen Sinn-Pieps mit dabei haben.

Michael Hufnagl packt den allgemeinen Seufzer, dass zu viel Trash im Gelände liegt, bei den Hörnern und fasst ihn wie jeden einzelnen der Unsinnssätze zuerst einmal wörtlich auf.

Buch-CoverManche Ausdrücke bringen die Zunge durch bloßes Aussprechen zum Schmelzen. „Landgasthof“ ist so ein sympathischer Begriff, bei dem man sofort an Wärme, Kindheit, Sonntag, Limo und Speckjause erinnert ist.

Ein Land nach Landgasthöfen abzugrasen, ist also eine durchaus erfreuliche kulturelle Tätigkeit, und Oswald Stimpfls Reisebegleitung ist dabei eine amüsante und informative Unterstützung.

Buch-CoverIrgendwie sind sie ja die geborenen Geheimagenten, halb im Schatten sitzend, halb auf dem Sprung zu einer Türklinke eines Mächtigen. Die Lobbyisten sind immer da, wenn auch meist unsichtbar. Und wenn bei ihrer Arbeit die Vordertüre versperrt ist, nehmen sie den sprichwörtlichen Hintereingang des Mandatars.

Ihr Name leitet sich von der Lobby eines Hotels ab, worin seit Jahrhunderten diverse Interessensvertreter warten, bis der Mächtige vorbeikommt, um ihm dann die eine oder andere Entscheidung abzuringen.

Buch-CoverLängst wissen wir, dass in der Wirtschaft die Etikette mindestens so wichtig ist wie die Zahlenkolonnen auf den diversen Transaktionspapieren.

Eine gute Dienstleistung wird erst durch professionelles, gepflegtes Auftreten der handelnden Personen zu einem angenehmen Ereignis, harte Sätze erfordern oft einen dämpfenden Filter der Diplomatie, und ab und zu brauchen die erfolgreichen Wirtschaftstiere auch einen passenden Laufstall, worin sie ihre hart arbeitenden Körper in schönen Gewändern dramaturgisch einwandfrei ausführen können.