Tirol

Oswald Blassnig, Mit Verlaub, Herr O!

h.schoenauer - 24.08.2018

Titelbild: swald Blassnig, Mit Verlaub, Herr O!In zivilisierten Gesellschaften hat der Staat das Gewaltmonopol, und damit möglichst viele Staatsbürger davon kosten können, gibt es in manchen Staaten eine Wehrpflicht.

Mit dieser zwangsweisen Eingliederung in die Welt der Gewalt geraten viele sogenannte Präsenzdiener in einen Konflikt. Im Schulbereich nämlich haben sie das gewaltfreie Regeln von Konflikten gelernt, und jetzt sollen sie Hemmungen abbauen, wenn es ums Losschlagen geht.

Armin Zöggeler, Mein Leben im Eiskanal

h.schoenauer - 01.08.2018

titelbild: Armin Zöggeler, Mein Leben im EiskanalWenn man im Netz die einsamen Gegenden nördlich des Polarkreises durchstreift, trifft man unter der Adelsbezeichnung „Persönlichkeiten“ auf Eishockeyspieler, Biathleten, Schispringer und Rodler. Umso erstaunlicher ist also die kulturelle Vorgabe, dass man in Südtirol durch Rodeln eine Persönlichkeit werden kann.

Armin Zöggeler lebt als Kind idyllisch am Bauernhof in Völlan, ein paar seiner Freunde rodeln schon, aber er ist zu jung, um bei einem Wettbewerb mitmachen zu können. Später verletzt sich jemand, man sinniert, wer einspringen könnte, und kommt auf Armin. Der ist sau-schnell und ein solches Naturtalent, dass er auch in einen künstlichen Eiskanal passt.

Albrecht Selge, Die trunkene Fahrt

h.schoenauer - 18.07.2018

Titelbild: Albrecht Selge, Die trunkene FahrtDer pseudo-gesellige Ausdruck „zusammensaufen“ bedeutet nicht nur, zusammen etwas zu trinken, sondern gleich die ganze Thematik über den Haufen zu saufen. So ist es kein Wunder, dass Südtirol zwischendurch als genialer Grund für das Niedersaufen angesehen wird.

Albrecht Selge setzt mit der „trunkenen Fahrt“ eine schräge Expedition durch Südtirol in Gang. Wie für ein Casting-Treffen zu einer skurrilen Komödie kommen ein Jus-Student aus Bologna, ein Klavierspieler aus Hannover und ein Musikkritiker aus Berlin in einem miesen Fiat Panda zu sitzen und nehmen gleich Fahrt auf. Am Steuer sitzt der einheimische Brachial-Humanist Gasser, der als Gymnasiallehrer versucht, dem Volk die Grundzüge einer Bildung beizubringen.

Stadtgemeinde Bozen (Hg.), BZ‘18-‘45: Ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen

h.schoenauer - 25.06.2018

Titelbild: Bozen - Ein Denkmal, eine Stadt, zwei DiktaturenDas Siegesdenkmal steht zwar in Bozen, beschäftigt aber wie jedes gute Denkmal das ganze Land, in diesem Falle ganz Tirol. Das Siegesdenkmal ist wie jedes gute Denkmal ständig vom Abriss bedroht und bringt dadurch ständig einen Diskurs auf die Beine. Abermals ein Beweis, dass es ein gutes Denkmal ist. Das Siegesdenkmal ist zur Zeit Anlass und Ort für eine denkwürdige Ausstellung, in der Macht, Herrschaft, Kultur, Baugeschichte und Gebrauch von Geschichte denkwürdig zum Ausdruck gebracht sind.

Das Denkmal wird zwischen 1926 und 1928 nach einem Entwurf des bedeutenden italienischen Architekten Marcello Piacentini errichtet. Benito Mussolini widmet es dem „italienischen Sieg“, und Inschriften von Barbaren, denen man Sprache und Schrift bringen muss, zeugen davon, dass hier auf freier Wiese zwischen Bozen und Gries jetzt ein anderer Wind weht. Das Denkmal darf auch nicht für sich alleine stehend analysiert werden, man muss sich immer den ganzen Stadtteil hinzu denken, wie ja auch der Architekt das Denkmal nur als Eintrittskarte für seine Bautätigkeit im ganzen Viertel gesehen hat.

Helmuth Schönauer, Aftero und Aftera

andreas.markt-huter - 06.06.2018

sch%C3%B6nauer_aftero.jpg„Eine Literaturgeschichte in Anekdoten ist genauso wahr oder falsch wie eine germanistisch durchkomponierte Geschichte. Gerade ein regionales Universalerlebnis wie Tirol wird ohne Anekdoten nicht auskommen, ist doch ganz Tirol eine Anekdote.“ (3)

Auf Wikipedia wird eine Anekdote als eine bemerkenswerte oder charakteristische Begebenheit, meist im Leben einer Person, definiert. Ihre wichtigsten Merkmale sind die Pointe, die Reduktion auf das Wesentliche und die scharfe Charakterisierung einer oder auch mehrerer Personen. „Aftero und Aftera“ konzentriert sich auf merkwürdige und außergewöhnliche Begebenheiten der jüngsten Vergangenheit in Tirol.

Michael Forcher, Erzherzog Ferdinand II.

andreas.markt-huter - 04.05.2018

„Wäre es als böses Omen gesehen worden, Erzherzog Ferdinand II. hätte gleich wieder umkehren müssen. Allzu viel ging schief, als der neue Landesfürst am 17. Jänner 1567 in seine zukünftige Residenzstadt Innsbruck einzog.“ (9)

Erzherzog Ferdinand II. spielt in der Tiroler Geschichte eine beachtenswerte Rolle als humanistisch gebildeter Kunstliebhaber mit großer Kunstsammlung sowie als wichtiger Protagonist der Gegenreformation. Berühmt gemacht hat ihn jedoch seine skandalöse Ehe mit der Kaufmannstochter Philippine Welser, für die er Schloss Ambras mit seiner weithin berühmten Kunst- und Wunderkammer errichten ließ.

Selma Mahlknecht, Luba und andere Kleinigkeiten

h.schoenauer - 09.04.2018

So frech und selbstbewusst kann ein Leben gar nicht ablaufen, dass nicht eine unerwartete Schwangerschaft die beteiligten Personen zumindest kurzfristig aus der Ruhe brächte.

Selma Mahlknecht zeigt in einem Karriereroman, wie die Heldin einen Knick erfährt, aber nicht die Richtung ändert. Luba ist eine lebensfrohe Redakteurin, die tausend Sachen im Kopf hat und mit ihrer Sendung Luba Today jedem Tag die passende Sendung verpasst. Luba klingt wie ein Spielzeug, als solches war es ursprünglich auch gedacht, die Mutter hatte sich einst einen starken Jungen mit dem Namen Wolf gewünscht. Als ein Mädchen geboren wird, nennt sie es aus Trotz und Fröhlichkeit Luba, eine spielerische Form von Lupus.

Georg Jäger (Hrsg.), Melachgeflüster

h.schoenauer - 04.04.2018

Kluge Täler geben dem Hauptfluss immer einen anderen Namen als dem Tal selbst, so können Feinde abgewehrt werden, indem man sie verschickt. Wenn jemand nämlich fragt, wo die Sellrain fließt, kann man ihn verschicken, im Sellraintal nämlich fließt die Melach.

Georg Jäger hat das Raunen und Ächzen, das Rumpeln und Schottern der Melach ausgegraben, wie es zwischen 1800 und der Zwischenkriegszeit in Sagen transportiert, mündlich überliefert oder in Lokalzeitungen zum Vorschein gekommen ist.

Bernd Schuchter, Jacques Callot und die Erfindung des Individuums

h.schoenauer - 19.02.2018

Keine literarische Form ist letztlich so offen und unbegrenzbar wie die Biographie, weil offensichtlich ein Lebenslauf größer ist als jede literarische Form.

Bernd Schuchter ist bei Recherchen über den Dreißigjährigen Krieg, der ja auch nach vierhundert Jahren dreißig Jahre lang täglich ein Jubiläum liefert, auf den Kupferstecher Jacques Callot gestoßen, der vor allem mit seiner Darstellung der „Belagerung von Breda“ in Kennerkreisen ein Begriff ist.

Astrid Schönweger u.a., Die Kraft der Kräuter nutzen

h.schoenauer - 14.02.2018

Bei Kräutern denkt man sofort an etwas Wertvolles, Wahrhaftiges und Wohltuendes, und trotz der Üppigkeit, mit der sie einem entgegentreten, muss man ihnen schon beim ersten Anblick maßvoll begegnen. Das Maß der Kräuter sind Drei-Finger-voll, eine Handvoll und ein Bund Kräuter.

Die drei Haupt-Expertinnen Astrid Schönweger, Irene Hager und Alice Hönigschmid wissen, dass die Welt der Kräuter fast genauso groß ist wie die sogenannte große Welt, denn selbst an den kleinsten Vegetationsritzen vermögen Kräuter noch zu gedeihen. Das nützliche Wissen über diese Welt wird daher von gut fünfzig Frauen zusammengetragen, die im hinteren Drittel des Buches zu Wort kommen.