Tom Burgis, Kleptopia
„Dies ist eine wahre Geschichte. Sämtliche Tatsachen, aus denen sie sich zusammensetzt, entstammen Interviews oder Dokumenten und werden, wo immer möglich, durch weitere Quellen belegt. Wenn gesagt wird, ein Protagonist habe dies oder jenes gedacht, geschieht dies, weil er diese Gedanken dem Autor mitgeteilt oder sonstwie dokumentiert hat.“ (S. 9)
„Kleptopia“ zeigt auf, wie nach dem Ende des Kalten Krieges staatliches Vermögen der ehemals kommunistischen Länder in einem System der Selbstbedienung, Korruption und Kriminalität in privaten Reichtum umgewandelt worden ist. Wie eine internationale Kleptokratie mit Hilfe des westlichen Finanzsektors sein kriminelles Netzwerk aufgebaut und schmutziges Geld gewaschen hat, ist Thema dieses investigativen Sachbuches.
Die Größe eines Themas misst der Bibliothekar mit dem Meterband, wenn er die Regale abgeht. Zeigt das Verzeichnis lieferbare Bücher für das erste Corona-Jahr nur 217 Treffer, so sind es im zweiten Jahr vom ersten Quartal hochgerechnet bereits 600. Und natürlich ist kein Ende der Publikationen abzusehen, bei einem so großen Thema.
In alten Märchenbildern ist die Welt wie eine Sanduhr aus Sternen aufgebaut. Wer in die Tiefe eines Brunnens blickt, sieht darin die Sterne des Firmaments gespiegelt, wer in den Himmel schaut, wird in die Tiefe hinabgezogen wie in einen Brunnen.
Staatstragende Romane sollten wenigstens zehn Jahre lang warten, ehe sie eine Gegenwart historisch abgekühlte beschreiben. Alles, was zu nahe an den aktuellen Kalender herangeführt ist, klingt nach Wahlkampf, Propaganda oder Streitschrift.
„In diesem Werk geht es darum, die Grundzüge der römischen Politik und Gesellschaft sowie deren Wandel über die lange Epoche von 500 Jahren verständlich zu machen. Zudem eröffnet die Beschäftigung mit der römischen Republik Einblicke in die Formierung politischer Gemeinschaft, Staatenbildung und Herrschaftssicherung.“ (S. 22)
„Wir reden über Zweifel und Hoffnungen an der Resonanzpädagogik. Dabei erkunden wir das Wesen von Resonanz- und Entfremdungserfahrungen, thematisieren das Verhältnis zwischen Leistung und Resonanz im Bildungssystem, diskutieren über die Autonomie der Pädagogik und ihre Verortung gegenüber anderen Disziplinen, aber auch, was das spezifisch Neue an der Resonanzpädagogik ist.“ (S. 7)
In der Literatur schaffen es nur wenige Titel, dass schon bei ihrer Erwähnung sofort ein Stück Lebensprogramm aufpoppt. „Faust“, „Das Schloss“, „Verstörung“ lassen nicht nur einen Text in der Lese-Erinnerung hochschnellen, sie zeigen in einem einzigen Aufblitzen Helden, die um ihr Schicksal ringen. Aus feministischer Sicht sind solche Highlights etwa „Madame Bovary“, „Pippi Langstrumpf“ oder eben „Nora“.
Im Schrecken dient das Rufzeichen als kurzes Atemholen, um die Dimension des Desasters für einen Augenblick in den Griff zu bekommen. Pandemie! (mit Rufzeichen) entspricht dem Pest! im Mittelalter, oder auch dem Alarm Feuer!, der in allen Sprachen wirkt.
„»Wenn du keine Shortstory zusammenbringst, stecken wir dich ins Altersheim!« Die Kinder sind gnadenlos, zumal sie gut ausgebildet sind. Sie haben Entertainment, Psychologie, Theologie und Politikwissenschaft studiert, lauter Fächer, die den Vater in die Verwahrung bringen können, wenn er nicht mehr richtig drauf ist auf seiner blassen Lebensspur.“ (S. 7)
Utopien und Dystopien müssen den Leser mit zwei Brechstangen öffnen und bearbeiten, einmal ist es eine utopische Botschaft in Romanform, zum anderen das Aushebeln der Zeit.