maik philipp, habdbuch schriftspracherwerb„Es gibt diverse Problemlagen, die ihrerseits damit zu tun haben dürften, dass die schreibdidaktische Ausbildung von Lehrpersonen allenfalls punktuell zu gelingen scheint, weil es anscheinend kein universitäres Schreibcurriculum gibt. Und dies weist wiederum auf eine Paradoxie hin: Ausgerechnet an jenem Ort, an dem so viel Wissen über evidenzbasierte Schreibfördermaßnahmen und den Schreibunterricht produziert wird, gelingt es nicht, dieses Wissen erfolgreich so aufzubereiten, dass Lehrpersonen handlungsfähig(er) werden.“ (S. 14)

Mit dem Wechsel von der Input-Orientierung auf die Output-Orientierung und der Installation eines Bildungsmonitorings hat sich ein beachtlicher Paradigmenwechsel vollzogen. In der Fachdidaktik setzt man zunehmend der Frage nach, wie sich Lerngegenstände und die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler als Kompetenzen modellieren lassen können.

harald specht, liebe, laster, leidenschaft„Etliche Besucher der weltbekannten Galerien und Museen ahnen nicht, dass viele der großen Gemälde berühmter Meister neben dem Kunstgenuss auch Geheimnisse bergen, die mindestens ebenso interessant sind, wie das künstlerische Meisterwerk selbst.“ (S. 8)

Hinter manchem großen Gemälde und Kunstwerk stecken ebenso große Geheimnisse aber auch spannende und amüsante Geschichten. „Liebe, Laster, Leidenschaft“ erzählt von diesen Geheimnissen und Geschichten und zeigt anschaulich, dass Geschichten über Kunst spannender sein können, als ein Kriminalroman.

josef wallinger, kindheit in pradlDie affirmative Geschichtsschreibung versammelt die Menschen in ihrem biographischen Herbst und lässt sie schöne Geschichten aus der Kindheit erzählen. Dadurch wird die Vergangenheit erst einmal in eigene Worte gefasst und später zu einem Narrativ, das dem gesamten Leben einen Sinn gibt.

Josef Wallinger starte die Serie der Erinnerungen an Innsbruck mit seiner „Kindheit in Pradl“. Pradl ist dabei der Stadtteil östlich der Sill, der beinahe überall noch von Feldern umgeben ist. Der Autor empfindet seine Kindheits-Wohnung als Mittelpunkt der damaligen Welt, darum herum ist der Stadtteil Pradl aufgebaut. Das Volksschulkind schwebt ein paar hundert Meter die Hauptstraße der Pradler Straße entlang zur Volksschule, später erkundet das Kind die Umgebung, ehe es als Jugendlicher den Stadtteil auswendig gelernt und erobert hat.

siegfried frech, staat und gewalt„Aufgabe der historisch-politischen Bildung ist es, Kontraste und Veränderungen zu verdeutlichen, auf Unausgewogenheit in der Wahrnehmung von Gewalt aufmerksam zu machen und vor einseitig konstruierten Geschichtsbildern zu warnen.“ (S. 5 f)

In dreizehn Aufsätzen werden grundsätzliche Betrachtungsweisen sowie verschiedene konkrete praktische Zugänge zum Thema „Staat und Gewalt“ für den Einsatz im schulischen Unterricht vorgestellt.

burkard hofmann, und gott schuf die angst„Wenn es einen wesentlichen Unterschied zu den Therapien in Hamburg gibt, dann dieses Riesenmaß an Präsenz des Glaubens in den Sitzungen. Ständig verwiesen die Patienten auf eine Stelle im Koran, in den Hadithen oder der Tradition.“ (S. 125)

Der Hamburger Psychotherapeut Burkhard Hofmann behandelt seit Jahren Patienten am arabischen Golf. Mit dem zunehmenden Reichtum der Mittelschicht durch den Ölhandel ergibt sich ein psychisches Spannungsfeld zwischen der westlichen und traditionellen Lebensweise, mit ihren althergebrachten Familienstrukturen und religiösen Bindungen.

anna pixner pertoll, merans grüner SalonDas ideale Buch über einen Grünen Salon ist groß wie ein Indoor-Saloon. Für das repräsentative Meran-Buch braucht es vor allem eine große Tischfläche, um das Buch auszulegen. Das Buch ist so weitläufig, dass man beim Durchstreunen angenehm erschöpft wird wie nach einem gelungenen Kur-Rundgang.

Anna Pixner Pertoll packt als Kunsthistorikerin alles aus den Depots und legt es in der Freiluft eines Bildbandes aus, dabei kommen historische Baupläne genauso zum Vorschein wie überdimensionierte Details etwa einer Fassadenknospe weit droben im Dach-Geäst einer Villa.

georg schmidt, die reiter der apokalypse„Wer vergangenes Geschehen rekonstruiert, darf die Möglichkeiten der Handelnden nicht überschätzen. Sie waren geprägt vom Zeitgeist ihrer Milieus, von der Bibel und den Vorgaben der Geschichte. Eine Erzählung des Dreißigjährigen Krieges kann sich deswegen nicht auf die Jahre zwischen 1618 und 1648 beschränken. Jeder historische Anfang besitzt Ursachen und jedes Ende Folgen.“ (23)

Mit dem berühmten Prager Fenstersturz im Frühjahr 1618 nimmt ein Krieg seinen Anfang, der dreißig Jahre andauern und die Bevölkerung des Heiligen Römischen Reiches um die Hälfte dezimieren sollte. Georg Schmidt erzählt die Geschichte dieser großen Katastrophe in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts neu und verknüpft dabei geschickt historische Deutung und zeitgenössische Urteile aus Tagebuchaufzeichnungen, Quellen und Predigten.

Franz schuh, fortunaOft hilft ein Piktogramm, damit man sich etwas Abstraktes vorstellen kann. Im Falle der Fortuna steht eine Frau mit dem Rücken zum Zuschauer an einer laternenpfahlähnlichen blauen Säule und ist mit dem rechten Träger des Badeanzugs an einen Strich aus Sommer angekettet.

Franz Schuh erzählt ähnlich wie das Cover auf seinem „Magazin des Glücks“, überschaubar, reduziert, weiträumig und logisch. Man liest die längste Zeit und merkt gar nicht, dass man schweres philosophisches Gelände bewältigt hat. Seine Gedankengänge führt er oft als Unterflurtrasse durch seine eigene Textlandschaft, die beschwingt wie ein Erlebnisroman über den Fährnissen des Erzählers angelegt sind.

johannes richard, die sortierte gesellschaft„Gerade innerhalb der Linken betrachten viele Identitätspolitik als ein Mittel, um Minderheiten zu schützen. Sie wird als Quelle des Selbstbewusstseins und als Ausgangspunkt von Politisierung und Selbstorganisation für ausgegrenzte Minderheiten dargestellt. Die in »Die sortierte Gesellschaft« versammelten Autoren sind skeptisch gegenüber dieser Auffassung.“ (S. 6)

Die Idee, für marginalisierte Gruppen Anerkennung und Respekt für ihr spezifisches Anderssein zu fordern, scheint auf den ersten Blick positiv und sympathisch zu sein, führt aber rasch zu einer Fragmentierung der Gesellschaft, in der sich lauter unterschiedliche „Identitäten“ gegenüberstehen, die eine Sonderbehandlung verlangen. Demgegenüber stellen die Autoren des Buches den Universalismus der Aufklärung mit Werten wie Vernunft, Freiheit und Demokratie gegenüber.

jens-uwe krause, spätantike„Lange Zeit ist in der althistorischen Forschung die Auffassung vertreten worden, das Römische Reich sei im 3. Jh. stark geschwächt worden. Die archäologischen Forschungen, die sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt der Spätantike zugewandt haben, haben dazu geführt, diese Vorstellung zu korrigieren.“ (S. 31)

Jens-Uwe Krauses „Geschichte der Spätantike“ bietet einen kompakten historischen Abriss der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und religiösen Geschichte des ausgehenden Römischen Reichs von der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts bis zum Ende des 6. Jahrhunderts n. Chr.