Birgit Schwaner, Held Lady Mops
Unter jeder Geschichte, und seien ihre Untiefen noch so mikroskopisch klein, steckt eine Subgeschichte. Darin ist wie bei einem elektronischen Dokument verborgen, wie der Text zusammengesetzt ist und welchen Einstellungen er unterliegt.
Birgit Schwaner lässt auf den ersten Blick den Oberflächentext weg und erzählt darunter, was es mit einem solchen Über-Text alles auf sich haben könnte. Zu diesem Zweck führt sie Helden ein, Handlungen, Zeitgefüge und dramaturgische Verknotungen.
Im Fahrtwind stellen sich Frisuren oft zu merkwürdigen Gebilden auf, Gesichter verzerren sich zu einem schlüpfrigen Grinsen und manchmal stehen Teile ab, die sonst nicht wahrgenommen werden.
Manchmal kann man eine Geschichte nur verstehen, wenn man sie als Komplementärmenge zur nicht erzählten Geschichte liest.
Manche Wörter lösen vortrefflich genau das aus, was sie bezeichnen. Zwang ist so ein Musterwort, fällt es, denkt sofort jeder nach, welcher Zwang gerade akut ist.
Vielleicht liegt es am Thema, das ja völlig nach innen gerichtet ist, dass Norbert Loackers Buch sich so gegen Leser wehrt. Alle diese drei Zustands-Tätigkeiten ?leben, lesen, träumen haben wahrscheinlich als gemeinsames Geheimnis, dass sich davon nichts erzählen lässt.
Auch wenn in einer Stadt absolut nichts los ist, eignet sie sich immer noch als ideales Übungsgelände für einen literarischen Stadtführer.
Als die schönen Tage gelten oft die unauffälligen, als die schönen Wanderungen die gemäßigten, als die schönen Gedichte vielleicht die unspektakulären.
Oft erreichen überladene Dinge ihre Leichtigkeit erst durch präzise Verhöhnung. Lyrik gilt oft trotz der Seltenheit der darin vorkommenden Wörter als sehr schwere Kost, die sogar Depressionen auslösen kann.
Die wahren Geschichte spielen sich meist jenseits der Google-Welt ab, nur in kurzen Schimmern tauchen dabei die Helden auf und verlöschen in sich selbst.