Belletristik

Peter Paul Wiplinger, Sprachzeichen

h.schoenauer - 20.04.2011

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Schreiben ist an manchen Tagen wie Fliesen legen, du musst die Fiktionsteile mit der Realität in Verbindung bringen und gleichzeitig die Fugen zwischen den Segmenten der Vorstellung ausfüllen.

Peter Paul Wiplinger hat sein Schreiben ein Leben lang essayistisch kommentiert. Zum einen deshalb, weil er sich über sein Schaffen in einer Metasprache Klarheit verschaffen wollte, zum anderen, weil er als politischer Schriftsteller immer mit den gesellschaftlichen Facts in Verbindung treten musste.

Janine Pommy Vega, Ausgewählte Gedichte / Selected Poems

h.schoenauer - 19.04.2011

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Literarische Epochen entstehen meist unerwartet und an den seltsamsten Orten, sie altern mit den Protagonisten und gehen dann als schlichter Datensatz der Erinnerung in die Literaturgeschichte ein, um sperrigen Stoff für Dissertationen zu liefern. Am Vorabend dieses Verlöschens freilich funkeln die Texte so einer Epoche noch einmal wild auf.

Die Noch-Beatniks stehen gerade im Funkel-Licht ihrer Poesie, ihre Werke sind wild und heftig, als ob sie sich noch Jahrzehnte lang nicht unterkriegen lassen wollten von den Archivaren.

Erwin Uhrmann, Glauber Rocha

h.schoenauer - 12.04.2011

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Eine gelungene Erzählung gleicht pathetisch gesprochen tatsächlich einer Blume - auf einem klaren Stil sitzt eine umfangreiche Blüte!

Erwin Uhrmann ist mit seiner Erzählung "Glauber Rocha" eine literarische Blume geglückt. Auf dem Stil der Handlung (eine Kunstfahrt durch Portugal) wuselt alles Mögliche über Kunst, Mythos, Filmtheorie und die Entrücktheit des Sehens heraus.

Michaela Falkner, Du blutest du blutest!

h.schoenauer - 12.04.2011

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Üblicherweise sollen Kinderspiele ohne Verletzungen abgehen, und wenn sich dann doch jemand die Nase anhaut, rufen die restlichen Kinder meist: Du blutest du blutest!

Michaela Falkner schickt in ihrem "blutigen Roman" eine Schar Kinder in die Revolution. Zwar haben sie alle pädagogisch wertvolle Sätze ausgelöffelt, dennoch aber kriegen diese Kinder mit, dass es eine andere Sprache gibt, jene des Krieges und der Gewalt. So werden Ereignisse oft mit der falschen Sprache beschrieben, als ob man sich in der Zeitung am Thema vorbeigeblättert hätte und mit der Rhetorik von Wellness den Gerichtsreport lesen müsste.

Antonio Fian, Man kann nicht alles wissen

h.schoenauer - 11.04.2011

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Das Dramolett ist für alles, was in Österreich geschieht, die ideale Darstellungsform. Irgendwie klingt es nach Omelett, dabei ist es eher ein dramaturgischer Seufzer, weil der Stoff nicht für einen dramatischen Plot reicht.

Antonio Fian arbeitet sich wöchentlich mit seinen Standard-Dramoletten an Österreich heran und anschließend ab. Zu seufzen gibt es ständig etwas, die Themen liegen quasi auf der Straße.

David Albahari, Die Kuh ist ein einsames Tier

h.schoenauer - 28.03.2011

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Kurze Geschichten können sich an manchen Tagen wie ein Ohrwurm ins Gedächtnis brennen und alle Geschehnisse im Lichte dieser Geschichte neu erzählen.

"Die Müdigkeit / Manchmal bin ich so müde, dass ich im Stehen, mit offenen Augen, einschlafe. Sobald ich sie schließe, werde ich wach." (117)

Wolfgang Pollanz, Von Reisen

h.schoenauer - 18.03.2011

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Wahrscheinlich die wichtigste Reise führt in die Sprache. Denn nur wer darin herum reist, kann physische Reisen planen, sich in der bereisten Gegend zurechtfinden und später davon erzählen.

Wolfgang Pollanz schickt seine Gedichte auf Reise in den Zwischenraum der Sprachen. An der Oberkante der Seiten flitzen Pfeile hin und her du verweisen auf das Deutsche oder Slowenische, denn gute Gedichte sind immer zwischen den Sprachen unterwegs.

Hartmut Lange, Im Museum

andreas.markt-huter - 27.01.2011

Buch-CoverEin Museum ist üblicherweise dazu da, Geschichte wohl dosiert in Schaukästen einzusperren. Manchmal aber entwickeln solche Schauräume in die Vergangenheit ein Eigenleben und verursachen selbst eine Geschichte.

Hartmut Lange veranlasst mit seinen unheimlichen Begebenheiten einen stillen Aufruhr im Historischen Museum in Berlin. Die Geschichten laufen still und bewegungslos ab, kein schriller Alarm stört das Knistern der Atemlosigkeit.

Günther A. Höfler / Sigurd Paul Scheichl (Hrsg.), Joseph Zoderer - Dossier

andreas.markt-huter - 26.01.2011

Buch-CoverIn der zeitgenössischen Veredelungs-Hierarchie gilt manchen das Droschl-Dossier als das höchste, was sich im Literaturbetrieb erreichen lässt.

Joseph Zoderer, der Stille aus der Randlage des deutschen Sprachraums, ist zum 75sten Geburtstag mit einem Dossier, herausgegeben von Günther A. Höfler und Sigurd Paul Scheichl, gewürdigt worden. Darin findet der Mit-Leser der literarischen Karriere Zoderers noch einmal alle Meilensteine aufgefrischt, der Erstleser kann sich einen aufregenden Zugang zum Werk verschaffen.

Walter Wippersberg, Vierzehn Monate Vierzehn Jahre

andreas.markt-huter - 17.01.2011

Buch-CoverManche Autofahrer schwärmen vom Fahrtenbuch, das eine Fahrt hintennach erst zu einem Erlebnis macht, manche Autoren schwören auf das Tagebuch, das den Tag erst hintennach zu einem bemerkenswerten macht.

Walter Wippersberg hält sich lieber an das Leben, Filme machen und Romane schreiben, aber manchmal muss auch er pure Aufzeichnungen bewältigen, um den Kontakt zur Gegenwart nicht zu verlieren. Ein interessanter Kompromiss ist das Buch vierzehn Monate, vierzehn Jahre, darin sind wahllos konzentrierte Monate vorgestellt, die in ihrer Erstfassung in der geheimnisvollen Zeitschrift "99" abgedruckt worden sind.