Buch-CoverManche Autofahrer schwärmen vom Fahrtenbuch, das eine Fahrt hintennach erst zu einem Erlebnis macht, manche Autoren schwören auf das Tagebuch, das den Tag erst hintennach zu einem bemerkenswerten macht.

Walter Wippersberg hält sich lieber an das Leben, Filme machen und Romane schreiben, aber manchmal muss auch er pure Aufzeichnungen bewältigen, um den Kontakt zur Gegenwart nicht zu verlieren. Ein interessanter Kompromiss ist das Buch vierzehn Monate, vierzehn Jahre, darin sind wahllos konzentrierte Monate vorgestellt, die in ihrer Erstfassung in der geheimnisvollen Zeitschrift "99" abgedruckt worden sind.

Buch-CoverIm Fahrtwind stellen sich Frisuren oft zu merkwürdigen Gebilden auf, Gesichter verzerren sich zu einem schlüpfrigen Grinsen und manchmal stehen Teile ab, die sonst nicht wahrgenommen werden.

Günter Kaip stellt seine Geschichten mit voller Brust in den Fahrtwind, wir erkennen ihre Struktur und freuen uns über diese Deformierungen, die dabei entstehen.

Buch-CoverManchmal kann man eine Geschichte nur verstehen, wenn man sie als Komplementärmenge zur nicht erzählten Geschichte liest.

In Zeiten von Diktatur, bei biographischer Ermüdung oder einem verschämten Paradigmenwandel greifen Autoren und Autorinnen gerne zu einer sogenannten blöden Story, um letztlich etwas wie einen großen Stinkefinger zu erzählen.

Buch-CoverManche Wörter lösen vortrefflich genau das aus, was sie bezeichnen. Zwang ist so ein Musterwort, fällt es, denkt sofort jeder nach, welcher Zwang gerade akut ist.

In Harald Gsallers Text-Bild-Sammlung tritt die Figur Zwang auf, die selbstverständlich alles in Beschlag nimmt. Alle Beobachtungen und Ereignisse münden im Zwang:

Buch-CoverVielleicht liegt es am Thema, das ja völlig nach innen gerichtet ist, dass Norbert Loackers Buch sich so gegen Leser wehrt. Alle diese drei Zustands-Tätigkeiten ?leben, lesen, träumen haben wahrscheinlich als gemeinsames Geheimnis, dass sich davon nichts erzählen lässt.

Der Autor fädelt nun einige Gedankengänge auf, wie man sie manchmal bei einem philosophischen Plausch aus sich heraus lässt oder als Redner, wenn es mit philosophischem Gestus zu erzählen gilt, dass das Lesen etwas Besonderes ist.

Buch-CoverAuch wenn in einer Stadt absolut nichts los ist, eignet sie sich immer noch als ideales Übungsgelände für einen literarischen Stadtführer.

Egyd Gstättner und Klagenfurt - das ist von vorne herein eine höchst literarische Geschichte. Während alle, die des Lesens und Schreibens mächtig sind, aus der Stadt fortgezogen sind, ist Egyd Gstättner in Klagenfurt geblieben und wird mittlerweile für jeden Satz, auch wenn er noch so schmerzt, von den Klagenfurtern und Literaturkennern geschätzt.

Buch-CoverAls die schönen Tage gelten oft die unauffälligen, als die schönen Wanderungen die gemäßigten, als die schönen Gedichte vielleicht die unspektakulären.

Vera Vieider stellt in ihren gut achtzig Gedichten eine Welt vor, die an und fürs sich recht gewöhnlich aber zwischendurch mit lyrischen Spitzen besetzt ist. Wenn man die Gedichte in einem langen Atemzug liest, verwandelt sich das Unauffällige in eine satte Erinnerungslandschaft, aus der dann seltene Begriffe aufschimmern.

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Sagen sind zeitlos und ein deppensicherer Stoff. Wenn jemand Sagen oder Mythen neu erzählt, geht es immer darum, welche rigide Gesellschaft dadurch erzählerisch unterwandert werden soll.

So hat Grillparzer tapfer mit Sagenstoff gegen Metternich gekämpft, DDR-Autorinnen legten dem Honecker manch mythologisches Ei und Selma Mahlknecht meldet sich mit dem Roman Helena aus dem mythologisch abgekämpften Bauch der Südtiroler "Durnikratie".

Buch-CoverOft erreichen überladene Dinge ihre Leichtigkeit erst durch präzise Verhöhnung. Lyrik gilt oft trotz der Seltenheit der darin vorkommenden Wörter als sehr schwere Kost, die sogar Depressionen auslösen kann.

Herbert Rosendorfer, der alte Schelm der Literaturanwendung, greift der Lyrik dieses Mal locker unter die Arme und richtet sie an ihrer eigenen Hinfälligkeit auf. Er behauptet nämlich von seinen Texten manchmal, dass sie das gar nicht sind, als was sie sich ausgeben. So ist eine Überschrift keine Überschrift, ein Reim ist kein Reim und ein Gedicht kein Gedicht. "Ein Gedicht" Heißt das dichten? Mitnichten. (11)

Buch-CoverDie wahren Geschichte spielen sich meist jenseits der Google-Welt ab, nur in kurzen Schimmern tauchen dabei die Helden auf und verlöschen in sich selbst.

Eine stille Geschichte, die nicht nur unter die Haut geht sondern quasi unter der Haut spielt, hat Carolina Schutti in einem konzentrierten Roman aufbereitet.