Buch-CoverEin Kalauer ist immer auch ein Beweis von Kühnheit, bei einem guten Kalauer staunt das Publikum eher über den Anwender, als über dessen Sager. Man erwartet sich einen bestimmten Satz, weil er quasi auf der Zunge liegt, und ist dennoch erstaunt, wenn er wirklich in der erwarteten Form kommt.

Reinhold Aumeier hat für seine Augenausfischerei eine komplette Literaturgattung erfunden "das Konglomerat". Dieser aus der Erdkunde übernommene Begriff beschreibt recht gut einen zusammengepressten Satzballen, perfekt verdichtet und luftlos aneinandergepresst donnert das Sprachkonglomerat durch das Buch, vorne hinein und hinten heraus wie eine gewaltige Lawine.

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Wenn einer der innigsten zeitgenössischen Lyriker plötzlich im Titel zweimal die heilige Prosa anruft, ist selbstverständlich Poesie angesagt, zumal die von den Anrufungen eingekreiste Proserpina in fernen Lesebüchern als die Göttin der Fruchtbarkeit und der Unterwelt gilt.

Oswald Eggers Prosa-Poesie besteht beinahe durchgehend aus zwei Textbändern, die als zwei Kosmosse durch den Band gerollt sind. Generell haben diese beiden Welten genauso viel mit einander zu tun, wie in der Mythologie rund um den Achill das Ich mit dem Alles.

Buch-CoverAm besten hört man Augenlieder, indem man die Augen schließt: Lyrik, Lieder, Wolken, Töne sind auf Anhieb da. Das angenehme Hörgefühl besteht zuerst einmal aus sich selbst und aus dem Hörer, der dieses Gefühl in sich aufdreht.

Und erst etwas später oder beim Wiederhören beginnt man zu überlegen, was man da eigentlich hört. Texte in wunderbarer Akustik, irgendwie als deutschsprachiges Chanson ausgestaltet mit kabarettistischem Einschlag. Wie im romantischen Lied geht das Klavier heftig mit der gesungenen Semantik mit, verläßt die Bedeutung des Textes, wie man bei einem Spaziergang zu zweit oft einen Seitenweg geht, in Hörweite bleibt und sich dann wieder vereint.

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Ein Buch, das irgendwie mit der Hand geschrieben ist, erregt sofort Aufmerksamkeit.

Jörg Zemmler hat die Schnauze voll von Times und Arial und schreibt sich nicht nur die Geschichten selber sondern auch die Buchstaben.

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Schon beim Einlegen der CD muss man stark nicken, auf dem Label steht nämlich neben dem Hinweis auf das Kultursponsoring ein Gedicht, das vier Mal von oben nach unten gelesen die Botschaft ergibt:

"immer / schön / brav / nicken". Auch sonst betreibt Jörg Zemmler die Kunst durchaus unkonventionell, seinen wirklichen Namen Zemmer hat er auf Zemmler geändert, weil irgendwelche Affen auf Plakaten immer seinen Namen verhunzt haben.

 

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In der Literatur gibt es glücklicherweise ab und zu diese Fundsstücke abseits der großen Diskussionstöpfe, und diese Kleinodien retten dann ganze Tage. 

Garantie für bemerkenswertes Literaturerlebnis ist die feine Serie "abrasch", die an den Polen der Edition Per Procura in Wien und Lana entsteht. "abrasch" meint eine beabsichtigte oder unbeabsichtigte Farbabweichung auf Orientteppichen und im übertragenen Sinn eine Sammlung für Poesie als Übersetzung.

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Das Gegenteil einer Elegie ist der Witz, heißt es landläufig. Elegien geben einer speziellen Gemütsverfassung den Namen und spätestens seit Rilkes Duineser Elegien sind sie etwas, das unsterblich zwischen All, Engel und dem Ende der Welt angesiedelt ist.

Marie-Thérèse Kerschbaumer schafft das geradezu Unmögliche, sie macht schwere Stimmung nicht nur erträglich sondern beinahe leicht, ohne dass die Themen leichfertig verschenkt würden.

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Die Libelle ist ein aufregendes Tier, Zoologen schwärmen von ihr, Aviatiker nehmen sie als Vorbild, wenn sie neue Helikopter entwerfen, und Poeten sind ganz hingerissen von der Fähigkeit, Stillstand und Flug in einen optischen Kopulationssound zu verpacken.

Kein Wunder also, dass der Kommunikationspoet Semir Insayif und der Cellist Martin Hornstein die Tänze der Libellen als Inbegriff für das Zusammenspiel von Wort und Musik empfinden.

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Manchmal springt einen ein Text an und sagt, dass es genau in dieser Form gut und richtig ist.

Wolfgang Hermanns Geschichte vom Gesicht in der Tiefe der Straße ist so ein Buch, kleine Prosazellen fallen wie das Herbstlaub aus den Seiten und alles ist wohlgeordnet, luftig und vergänglich.

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Über Büchermenschen gibt es fast so viele Geschichten, wie diese in den Regalen stehen haben.

Ganze Berge von Anekdoten und Witzen häufen sich wie Maulwurfshügel quer über das Lektürefeld und immer wieder werden kleine Begebenheiten mit großem Duktus nachgeschoben.