Cao Wenxuan, Bronze und Sonnenblume
„In den Augen der Menschen aus Gerstenfeld waren die Leute der Kaderschule so etwas wie Zauberer. Die Kaderschule machte die Kinder der Bauern neugierig – vor allem auch deshalb, weil es in der Kaderschule ein kleines Mädchen gab. Alle kannten sie ausnahmslos seinen Namen: Sonnenblume.“ (S. 8)
Sonnenblume ist mit ihrem Vater auf das Land gezogen, nachdem dieser zur Kaderschule gekommen war. Ihre Mutter war zwei Jahre zuvor während der Kulturrevolution an einer Krankheit gestorben. Sie hatte außer ihrem Vater keinerlei Verwandte mehr und musste im nach Gerstenfeld folgen, nachdem dieser mit einer Gruppe von Intellektuellen im Rahmen der von Mao Zedong ins Leben gerufenen Bewegung „aufs Land“ aus der Stadt übersiedelt war.
Ich war im Schlösserknacken, Mauernerklettern, Stürzeabfangen, Lügenspinnen, Stimmenwerfen, Fallenbauen und Fallenfinden ausgebildet worden und war außerdem ein passabler Bogenschütze, Fiedler und Messerkämpfer. Und ich beherrschte ein paar Dutzend Tricks – kleine, aber nützliche Zauber. Nur leider schuldete ich der Nehmergilde so viel Geld für meine Ausbildung, dass ich jetzt mit diesen fetten Mistkerlen im Waisenwald herumlungerte, in der Hoffnung, jemanden auf die gute alte Art ausrauben zu können.
„Ich unternehme es jetzt, die Geschichte meines Herrn Hakatri zu erzählen oder jedenfalls die Teile, die ich selbst miterlebt habe, doch noch ehe ich beginne, bin ich schon voller Zweifel. Ich kann die Geschichte meines Herrn nicht erzählen, ohne auch von mir zu berichten, aber ich bin nicht mehr der Pamon Kes, der so lange an seiner Seite gereist ist. Das, was uns widerfuhr, hat mich fast so verändert wie ihn, und ich erinnere mich kaum noch an den, der ich damals war.“ (S. 13)
„Europas Kathedralen sind seine schönsten Kunstwerke – nicht allein Zeugen des christlichen Glaubens, auch der Architektur, der Ingenieur- und Handwerkskunst. Nach nahezu acht Jahrhunderten erheben sich noch allerorten ihre Türme über den Städten – von Köln bis Palermo, von Moskau bis Barcelona.“ (S. IX)
„»Du bist Simon Randell«, sagte Corien und berührte seine Schläfe mit zitternden Fingern. »Natürlich bist du das. Und jetzt bist du hier« Er küsste Simons Stirn, und mit der Berührung seiner kalten Lippen breitete sich eine Wärme in Simons Körper aus, die ihn beruhigte. »Und jetzt«, flüsterte Corien, »gehörst du mir.« (S. 16)
„Keine alte Hochkultur ist faszinierender als das Ägypten der Pharaonen. Seine Kunst, seine Bauwerke und Götter sind noch heute weithin bekannt – als Teil einer langen und faszinierenden Geschichte. Zahlreiche erhaltene Überreste und Belege machen deutlich, dass die Alten Ägypter, vom König bis zum Tischler, einer dynamischen Kultur angehörten, die uns heute, Tausende Jahre später, immer noch fesselt.“ (S. 9)
„»Derzeit sind sechs Menschen auf Athos registriert. Vor dem Unfall, der sich vor 336 Stunden ereignet hat, waren es sieben. Es ist in der Halalfleischzucht passiert, die in einem Teil der stillgelegten Tunnel eingerichtet wurde und mit der die Besatzung einiger wohlhabender neptunischer Gasminen versorgt wird. Die MARFA hat den Zwischenfall umgehend gemeldet.« »Obwohl sie schuldig sein soll?« »Ja, das ist seltsam«, bestätige ich.“ (S. 36)
„Meer – Wald. Das war’s, was auf New Tahiti zur Auswahl stand. Wasser und Sonne oder Dunkelheit und Laub. Aber jetzt waren Männer gekommen, um der Dunkelheit ein Ende zu bereiten und das Durcheinander an Bäumen in saubere, gesägte Bohlen zu verwandeln, die auf der Erde kostbarer waren als Gold.“ (S. 22 f)
„Architektur ist weitgehend unumgänglich. Sie dient als Rahmen und Kulisse für die meiste Zeit unseres Lebens – da liegt sie wie ein riesiges Geschichtsbuch oder eine Enzyklopädie vor unseren Augen und wartet darauf, gelesen und erforscht zu werden. Das Verständnis für die Architektur der Welt bereichert unser Bewusstsein ungemein …“ (S. 4)
„Im Jahr 1634 war die Vereinigte Niederländische Ostindien-Kompanie die wohlhabendste Handelsgesellschaft auf dem gesamten Globus, mit Außenposten, die sich über ganz Asien und das afrikanische Kap verteilten. Der profitabelste dieser Außenposten war Batavia.“ (S. 7)