Lautlesen in der Volksschule (Teil 3)

Im dritten Teil der Artikelserie zum Lautlesen in der Volksschule geht es um Leseprojekte von Lesepaten über das Lesen zuhause bis zum Brückenprojekt mit einem Kindergarten:

Lesepatenschaften

Eine Möglichkeit, lautes Lesen im Unterricht zu fördern, sind Lesepatenschaften. Ein Erwachsener  – besonders gerne stellen sich meiner Erfahrung nach für diese Aufgabe Pensionisten zur Verfügung  – liest am Vormittag während der Unterrichtszeit oder während der Nachmittagsbetreuung mit einem leseschwachen Kind. Durch wechselseitiges Vorlesen werden Lesegeläufigkeit und auch Lesefreude gesteigert. Dieses Modell ist besonders für jene Kinder geeignet, denen zu Hause nicht vorgelesen wird.

(http://www.lesepartnerinnen.at/Partnerlesen/Projektbeschreibungen/LesetutorInnen.html)

Eltern als Lesepartner/Innen

Außerdem gefällt mir ein Lesemodell, das sich „Eltern als LesepartnerInnen“ nennt sehr gut. Die Eltern verpflichten sich, während einer begrenzten Zeitspanne täglich mit ihrem Kind zu lesen. Den Eltern wird hierbei bewusst, wie wichtig das tägliche Vorlesen gerade in der Phase des Leseerwerbs ist. Die Kinder erleben andererseits die Eltern als Lesevorbilder abseits der Hausübungsroutine.

(http://www.lesepartnerinnen.at/Partnerlesen/Projektbeschreibungen/Eltern-als-LesepartnerInnen.html)

Geschichtendrache

In unserer Schule wurde diese Methode aufgegriffen und wird nun im Zuge des „Geschichtendrachens“ umgesetzt. Die besonderen Vorteile dieses Jahresprojektes sind für mich sehr vielfältig. Einmal wird regelmäßig mit einem Lesepartner der eigenen Wahl gelesen. In vielen Familien fehlt meiner Erfahrung nach oft die Zeit für das gemeinsame Lesen. Beim „Geschichtendrachen“ ist die Motivation groß, da in einer besonders angenehmen Umgebung mit einer lieben Person ein schöner Text oder ein Buch gelesen wird. Die Vorfreude der Kinder macht es den Erwachsenen sicherlich leichter, die versprochene gemeinsame Lesezeit auch einzuhalten.

Außerdem ist die Vorlesezeit begrenzt. Dadurch wird kein Kind überfordert und auch den Erwachsenen fällt es leichter, geduldig auf ihr Kind einzugehen. Schlussendlich wird der Grundstein gelegt, dass sich die beiden Lesepartner vielleicht auch nach Beendigung des Leseprojektes weiterhin zum gemeinsamen Lesen treffen. (Philipp & Yep: Lesefit Übungsheft 2013/2014. Vorlesen – miteinander Lesen. Wien 2013 )

Lesebuddys

Schlussendlich wird von mir noch das Lesen mit sogenannten „Lesebuddys“ vorgestellt. Jeder Schüler/jede Schülerin aus einer höheren Klasse bekommt einen jüngeren Schüler/eine jüngere Schülerin zur Seite gestellt. Meiner Erfahrung nach sind für diese Leseform Bilderbücher mit wenig Text und großen Bildern sehr gut geeignet.  Neben dem eigentlichen Vorlesen wird hierbei auch das Sprechen über den gelesenen Text und über die Bilder in den Vordergrund gestellt. Bei dieser Leseform wird die Lesemotivation beider Klassen gleichermaßen gestärkt. Die „Kleinen“ erleben ihre Mitschüler als Lesevorbilder, die „Großen“ lernen geduldig auf ihre LesepartnerInnen einzugehen.

(http://www.lesepartnerinnen.at/Partnerlesen/Projektbeschreibungen/Lesebuddys.html)

Die Kleine Lesebrücke

Nun möchte ich das Modell der „Kleinen Lesebrücke“ genauer erklären, da ich dieses Projekt praktisch mit meiner 2. und 3. Schulstufe und dem Kindergarten als Leseprojekt über mehrere Monate aufbereitet habe.

Das Modell „Kleine Lesebrücke“ bedeutet, dass eine Volksschulklasse und eine Kindergartengruppe ein gemeinsames Brückenprojekt durchführen. Es dient einerseits der Lesevorbereitung der Kindergartenkinder und andererseits der Steigerung der Lesemotivation bei den Schulkindern.

Ziele

Die Kindergartenkinder erleben gerade bei diesem Projekt, wie viel Spaß lesen in der Schule macht. Sie werden behutsam auf die Anforderungen des Lesen Lernens vorbereitet und gleichzeitig sehr stark motiviert, selber lesen zu lernen.

Demgegenüber sind die Schulkinder sehr stark motiviert, die vorbereiteten Texte fehlerfrei und ausdrucksstark vorzutragen. Dies erhöht auch die Motivation im gebundenen Leseunterricht.

Schlussendlich ist das Vorlesen in einer gemütlichen Atmosphäre für alle ein wunderbares Erlebnis. Außerdem findet ein Austausch Volksschule – Kindergarten (Bücher, Ideen zum Basteln) und auch wieder retour (selbstgestaltetes Bilderbuch, Zeichnungen) statt.

Zeitbedarf

Dieses Projekt kann als einmalige Leseaktion zu einem besonderen Tag (Halloween) oder einer besonderen Zeit (Weihnachten) oder kann als längeres Projekt über ein Semester oder Schuljahr laufen. Nach meiner Erfahrung sind mehrere Besuche im Kindergarten in einem gewissen zeitlichen Abstand zu empfehlen, da die Kinder sich dann schon im Vorfeld auf das nächste Mal freuen.

Vorbereitung

Damit dieses Brückenprojekt gelingt, sind detaillierte Vorbereitungen unabdingbar. So sollten Lehrerkollegen/Lehrerkolleginnen informiert und im Idealfall in das Projekt eingebunden werden, und auch der Direktion muss Bescheid gegeben werden. Außerdem sollte ein reger Austausch zwischen Kindergarten und Schule während des ganzen Ablaufs stattfinden. Zum Schluss müssen noch die Eltern informiert werden. Es gibt nämlich immer Situationen im Laufe eines Projektes, die die Mithilfe von außen benötigen. Bei größeren Projekten ist es sicherlich sinnvoll auch die Gemeinde zu benachrichtigen.

Text und Fotos: Liane Praxmarer

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