Poetry Slam mit Stefan Abermann

Der Tiroler Autor Stefan Abermann, geboren 1983, lebt in Innsbruck. Sein Debütroman „Hundestaffel“ erschien 2011 im Skarabäus Verlag. 2007 gründete er mit seinen Freunden Martin Fritz, Markus Kozu „Der Koschuh“ und Robert Prosser die erste und einzige Innsbrucker Lesebühne namens „Text ohne Reiter“.

Seither lockt er monatlich (jeden 2.Donnerstag) ZuhörerInnen in die Cafe-Bar Moustache in der Herzog Otto Straße. Dort erwarten einen keine herkömmlichen Lesungen, wie man auf der Homepage von „Text ohne Reiter“ erfährt, sondern: 

Unverständliche Prosa, Dada-Pop, Sprachspielexperimente und peinliche Liebesgedichte, Spoken Word Performance, kabaretteske Texte und Schnellschuss-Lyrik, Geschichten aus dem wirklichen Leben, von Kindern, Horror oder Telefonumfragen – alles hat Platz bei „Text ohne Reiter.“

Im folgenden Interview für „Lesen in Tirol“ verrät Stefan Abermann, was ein Ö-Slam Sieger ist, welche Workshops er für Schulen anbietet und beantwortet  auch ein paar persönliche Fragen.


Lesen in Tirol:
Du veranstaltest regelmäßig „Poetry Slams“. Bitte erkläre kurz. Was versteht man darunter? Wann und wo hast du das erste Mal an einem Poetry Slam teilgenommen? Welche Texte hört man da? Was ist ein Ö-Slam Sieger?

Stefan Abermann:
Ein Poetry Slam ist eine moderne Form des Dichterwettstreits. Jede/r Teilnehmer/in  hat ein bestimmtes Zeitlimit (meist 5 Min.) um selbstgeschriebene Texte vorzutragen. Das Publikum bewertet Texte und Performance und entscheidet darüber, wer den Sieg des Abends davonträgt. Das Format wurde in den 80ern in den USA erfunden und kam dann langsam auch nach Europa. Seit 2002 gibt es in Innsbruck einen Slam (den ältesten Österreichs!) und 2003 habe ich das erste Mal teilgenommen.

Die Texte sind sehr vielfältig. Prinzipiell kann man in den 5 Minuten ja alles machen, was Text und Stimme hergeben. Natürlich eignen sich aber vor allem Texte, die in irgendeiner Form den mündlichen Vortrag begünstigen.

Der Ö-Slam-Sieger wiederum ist der/die SiegerIn der Österreichischen Slam-Meisterschaften. Die gibt es seit 2007. 2008 durfte ich die Veranstaltung (damals im Bierstindl) gewinnen.

    

Lesen in Tirol:
Du behauptest, Poetry Slam kann man lernen und es macht Spaß. Dazu bietest du auch Workshops (unter anderen) in Schulen an. Wie alt dürfen deine SchülerInnen sein? Wie lange dauert so ein Workshop? Wie viele TeilnehmerInnen sind günstig? Kann man sich einen Workshop bei dir leisten?

Stefan Abermann:
Prinzipiell glaube ich, dass so ein Workshop für alle Altersgruppen interessant ist. Man kann seine eigene Kreativität auf die Probe stellen und die Ergebnisse vor anderen präsentieren. Gleichzeitig feuert der Wettbewerb auch den Ehrgeiz etwas an, steht aber auch nicht zu sehr im Mittelpunkt. Und dann lernt man fast nebenbei auch noch etwas über Rhetorik, darüber, wie man sich selbst sieht und von anderen wahrgenommen wird.

Grundsätzlich empfehle ich eher ein Mindestalter, nämlich ca. 14, wobei man auch für Jüngere ein Programm gestalten kann, indem man den Fokus mehr auf die Rhetorik, Schauspiel und kleine Gedicht-Spiele legt. Für Reime ist man ja nie zu jung.

Die Workshoplänge ist auch verhandelbar. Je mehr Zeit man hat, desto besser. Minimum sind zwei (Schul-)Stunden. Die Gruppengröße sollte zwischen 2 und 25 liegen. Und ja, leistbar ist der Workshop bestimmt, ich bemesse die Preise auf Anfrage je nach Gruppengröße und Dauer.

Lesen in Tirol:
Bist du als Kind schon gerne „aufgetreten“? Wo und wie? Hast du jemals an Redewettbewerben für SchülerInnen teilgenommen?

Stefan:
Nicht unbedingt. Allerdings habe ich in der Oberstufe irgendwann gemerkt, dass man mit einem geschliffenen Mundwerk andere Fehler ausgleichen kann. Ich habe zwar nie an Redewettbewerben teilgenommen, aber habe so auf anderen Ebenen eine große Freude an der Sprache entwickelt.

Lesen in Tirol:
Du schreibst gerne selber Texte. Was liest du gerne? Was nicht? Verrate uns bitte ein paar Lieblingsbücher ...

     

Stefan Abermann:

Mein Lieblingsautor ist sicher Michel Houellebecq. Ich kenne fast niemanden, der es schafft, die gegenwärtige Gesellschaft so einfühlsam (ja, richtig gelesen!) zu beschreiben. Ich glaube, er bringt eine Weltsicht auf den Punkt, der auch ich anhänge: Dass der Mensch sehr lächerlich und liebenswert gleichzeitig sein kann.

Daneben gibt es natürlich aber noch zahlreiche andere Autoren und Bücher, die mich beeindruckt haben: Bolanos 2666, Littells Wohlgesinnte, Kafka, Kehlmann … Aber da könnte und müsste man lange diskutieren.

Was ich nicht gerne lese, sind Texte, in denen Autoren das eigene Dasein als Autor zum Thema machen. Das lässt bei mir den Eindruck aufkommen, dass sie sonst nichts zu sagen haben.

Lesen in Tirol:
Humor, Satire bedeuten dir?

 

Stefan Abermann:
Eine Kuchengabel, um den Misthaufen umzustechen.

Lesen in Tirol:
Stimmt es, dass Frauen bei Poetry Slams als aktive Teilnehmer eher eine Minderheit sind?

Stefan Abermann:
Das ist leider oft zu bemerken. Woran es liegt kann ich aber leider nicht sagen.

Lesen in Tirol:
Dein Familienstand?

Stefan Abermann:
Verheiratet, 1 Kind

Lesen in Tirol:
Welche Projekte, Pläne hast du für das begonnene Jahr 2014?

Stefan Abermann:
Ich schreibe gerade ein Kindertheaterstück fertig, daneben steht noch ein weiteres Theaterprojekt in der Warteschleife. Und daneben möchte ich noch einen neuen Roman weiterbringen. Im Herbst erscheint außerdem erstmals eine Sammlung meiner Slamtexte.

Lesen in Tirol:
Wie immer bitten wir um ein offenes Schlusswort von dir für die LeserInnen dieses Interviews:

Stefan Abermann:
In aller Kürze: Keine Angst.

Lesen in Tirol:
Herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen dir alles Gute und weiterhin viel Erfolg bei deinen literarischen Aktivitäten.

Roman Hundestaffel
Skarabäus Verlag
ISBN 978-3-7082-3296-6           

 

                

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