Jörn Böhme / Christian Sterzing, Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts

„Der Palästinakonflikt ist Ausdruck der konkurrierenden Ansprüche zweier Völker. Daraus resultiert die Unmöglichkeit, diese Konfrontation von außen zu „lösen“, ohne die Beteiligten des Konflikts am Friedensprozess teilhaben zu lassen. Nur dann besteht eine Chance auf dauerhafte Regelung.“ (9)

Die „Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts“ umfasst schwerpunktmäßig den Zeitraum von der Gründung des Staates Israels bis in unsere Gegenwart. Dabei wird mit der Vorgeschichte des Konflikts auf die kulturellen jüdischen und arabischen Wurzeln in Palästina verwiesen, wobei die Ursachen der Auseinandersetzung ihren Ausgang in Europa nahmen. Mit der Entstehung des Zionismus entwickelt sich im Zuge des erstarkenden Nationalismus in Europa die Idee, einen jüdischen Staat in Palästina zu schaffen.

Palästina kam nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches nach dem 1. Weltkrieg unter britisches Mandat. 1917 hatte der britische Außenminister James Balfour in der sogenannten „Balfour-Erklärung“ mitgeteilt, dass England die jüdischen Bemühungen, eine nationale Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina zu schaffen, unterstützen werde.

1922 wird die „Balfour-Deklaration“ durch den Völkerbund zum Bestandteil des britischen Mandatsvertrages für Palästina erklärt. Damit wurde den Juden ein Staatsgebiet in Palästina versprochen, ohne die dort lebenden Araber in die Diskussion mit einzubeziehen, die damit zu den Benachteiligten dieses Abkommens geworden sind.

Aber erst in den 30-iger Jahren des 20. Jahrhunderts begann, durch die zunehmenden Repressionen und Verfolgungen der Juden in Deutschland, die Zahl der jüdischen Siedler in Palästina sprunghaft anzusteigen. Am Beginn des 20. Jahrhundert begann sich im Gegenzug zum osmanischen Nationalismus, zur jüdischen Siedlungspolitik und zur britischen Mandatsmacht ein arabischer Nationalismus herauszubilden.

Der Traum vieler Juden von einem eigenen Staat in Palästina wurde zum Alptraum der Araber des Landes. Im Laufe der Jahre wuchs der arabisch-palästinensische Widerstand gegen die jüdische Besiedlung Palästinas. Der Protest gegen die Einwanderung entlud sich immer häufiger in blutigen Zusammenstößen zwischen Arabern und Juden. (26)

Nach dem Ende des englischen Mandats in Palästina im Jahr 1947 verabschiedete die UN-Vollversammlung vor dem Hintergrund des Holocausts einen Teilungsplan, der die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates in Palästina vorsah. Gleich nach der Gründung des Staates Israel kommt es zum 1. Arabisch-Israelischen-Krieg, der mehr als ein Jahr andauerte und die Kluft zwischen Juden und Arabern noch mehr vertiefte.

Die weitere Darstellung umfasst die Sinai-Aktion im Jahr 1956, den Sechs-Tage-Krieg im Jahr 1967, die Gründung der PLO, den Oktober-Krieg 1973, das Abkommen von Kamp David 1978, den 1. Libanon-Krieg 1982, die 1. Intifada von 1987-1991, der 2. Golfkrieg 1991 aber auch die Ergebnisse der Friedenskonferenzen von Madrid und Oslo.

Die weiteren Abschnitte analysieren die innenpolitische Situation in Israel ebenso wie die politische Entwicklung in den Palästinensergebieten und die zunehmende Eskalierung der Gewalt und Radikalisierung des politischen Lebens auf beiden Seiten. Am Ende werden der gegenwärtige Stillstand im Friedensprozess und ein Ausblick für die zukünftige Entwicklung aufgezeigt.

Mit viel Verständnis und Fachwissen gelingt es den Autoren ein ausgewogenes Bild des israelisch-palästinensischen Konflikts zu zeichnen, in dem die Interessen und Schwierigkeiten beider streitenden Parteien zur Sprache kommen. Sie betrachten den Konflikt nicht als Auseinandersetzung zwischen Recht und Unrecht sondern als Konflikt zwischen verschiedenen Ansprüchen, die eine Teilung des Landes psychologisch erschwert. Dabei gelingt es ihnen mit viel Akribie aufzuzeigen, dass die einzige Alternative zu einem endlosen Kriegszustand darin besteht, die beiden einander widersprechenden Ansprüche mühsam zu vermitteln. Veranschaulicht wird die Darstellung durch zahlreiche Kartenund Auszüge aus Originaldokumenten.

Eine kompakte und verständliche Analyse des israelisch-palästinensischen Konflikts, der einen raschen und kompetenten Einblick in einen komplexen historischen Streit ermöglicht und allen die sich für das Thema interessieren weiterempfohlen werden kann.

Jörn Böhme / Christian Sterzing, Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts. 11 Karten
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2012, 144 Seiten, 13,20 €, ISBN 978-3-89974807-9

 

Weiterführender Link:
Wochenschau-Verlag: Jörn Böhme / Christian Sterzing, Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts

 

Andreas Markt-Huter, 19-03-2013

Bibliographie

AutorIn

Jörn Böhme / Christian Sterzing

Buchtitel

Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts

Erscheinungsort

Schwalbach

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Wochenschau-Verlag

Seitenzahl

144

Preis in EUR

13,20

ISBN

978-3-89974807-9

Kurzbiographie AutorIn

Jörn Böhme ist Diplom-Pädagoge, wissenschaftlicher Referent für Nahostpolitik und Islamische Staaten in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag. Davor war er Leiter des Israel-Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Tel Aviv von 2005 bis 2010; Koordination des Arbeitskreises Internationale Politik und Menschenrechte in der grünen Bundestagsfraktion von 1995 bis 2005.<br />Christian Sterzing ist Rechtsanwalt und Pädagoge, Autor und Publizist und war Mitglied des Deutschen Bundestages 1994 bis 2002. Er war Leiter des Büros Arabischer Naher Osten der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah von 2004 bis 2009; Vorstandsmitglied im Deutsch-Israelischen Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten (diAk) von 1977 bis 2010 und Redakteur der Zeitschrift „israel & palästina“.