Graugasse und Paradies - Die Geschichte der Lena Daut

Die Tiroler Künstlerin Jutta Katharina Kiechl aus Thaur publizierte im vergangenen Jahr das Buch "Graugasse und Paradies -Die Geschichte der Lena Daut". Darin sammelt sie leise, aber sehr eindrucksvolle, Geschichten über das Leben ihrer Tante Lena.

Im Vorwort des Buches heißt es:


"Lena Daut aus Gabsheim war meine Tante. Eine frühe Erkrankung führte dazu, dass sie zeitlebens ein Kind geblieben ist. In der Einfachheit dieses Daseins war ihre Lebensfreude ehrlich, tief und mitreißend. Auch ihrem Schmerz konnte man sich nicht entziehen. Lena hatte klare Konturen, liebte Menschen und war unfähig zur Herzenshärte. Es fällt mir schwer, bei dieser Fülle von einer geistigen Behinderung zu sprechen". 

 

Die einfache, gefühltstiefe Sprache der Autorin und die zärtlichen Bilder ziehen den/die Leser/in sofort in ihren Bann.

Bis zum 21.November 2015 kann man alle Illustrationen aus dem Buch, im Rahmen der Ausstellung "Es scheint...", in der Galerie Maier, Maria-Theresien-Straße 38, 6020 Innsbruck, im Original besichtigen. Jeweils am Donnerstag zwischen 15:00 und 17:00 Uhr führt die Künstlerin persönlich durch die Ausstellung und erzählt vom einfachen, aber dennoch so reichen Leben der Lena Daut und ihrer Angehörigen. 
  
Im Gespräch verrät Jutta Katharina Kiechl, dass sie diese Geschichten und Bilder, die auch Teil ihrer Lebensgeschichte und kostbare Erinnerungen an ihre  eigene Kindheit sind, schon mehr als 16 Jahre begleiten. Sie erzählt, dass Lena ihre Lieblingstante war und sie dieser zeitlebens sehr nahe stand. Zur Veröffentlichung der Erzählungen bewogen hat sie schließlich der teilweise immer kältere Umgang mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen in unserer Gesellschaft, insbesondere dass es Diskussionen darüber gibt, ob man Kinder mit Behinderungen abtreiben lassen soll. 

Aus diesem Grund widmet sie den Reinerlös des Buches den Archegemeinschaften in Österreich und Deutschland. In diesen Archegemeinschaften leben Menschen mit und ohne Behinderungen. Die Arche Tirol besteht aus zwei Gemeinschaften, einer in Steinach am Brenner und einer in St. Jodok. 1964 in Frankreich gegründet, gibt es heute weltweit 150 ökumenische Archegemeinschaften in 38 Ländern auf allen Kontinenten. Ziel der Archen ist es laut Gottfried Lamprecht, Gemeinschaftsverantwortlicher der Arche Tirol:

"Orte zu schaffen, wo jeder mit seinen Schwächen und Schwierigkeiten seinen Platz in der Gesellschaft finden kann. Es geht nicht so sehr darum, Menschen mit Behinderungen zu "heilen", sondern die Angst- und Ablehnungshaltungen, die es in unserer Gesellschaft gibt, zu "heilen."

Das künstlerlisch anspruchsvolle, unterhaltsame Buch ist ein besonderes Geschenk für Erwachsene, aber auch ein wertvolles Buch für Jugendliche, die sich dem sensiblen Thema behutsam  nähern wollen. Die Autorin ist bereit auf Anfrage auch Lesungen in Tiroler Schulen zu halten.

 

Graugasse und Paradies -
Die Geschichte der Lena Daut        

Kiechl, Jutta Katharina
Studia Universitätsverlag/Alpina Druck
ISBN 9-783-903 030008


 

 

 

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