Albert Ennemoser, Irrfahrten eines jungen Europäers

„Das Leben ist ein wilder Lauf zur Grube mit vielen selbst gebauten Hindernissen.“ (83)

Albert Ennemoser nennt seinen Hindernislauf Richtung Grube eine autobiographische Abenteuergeschichte. Gleich zu Beginn erklärt er seinen Auftrag mit seinem Namen, Ennemoser hat immer mit einer anderen Gegend zu tun, mit einem Gebiet, das „drüben“ liegt. Schon die Vorfahren haben sich immer mit anderen Dingen beschäftigt als mit dem unmittelbar angrenzenden Tagwerk.

Auch der Vater des Autors hatte schon die Familienkoffer zum Auswandern nach Australien gepackt, als er gerade noch ein Grundstück in Seefeld ergatterte und dort Baumeister wurde. Für den „Irrfahrer“ ist es naturgemäß keine passable Perspektive, in Seefeld eines Tages eine Baufirma zu übernehmen. So bricht er die Schule ab und macht sich auf den Weg durch Europa und Nordafrika.

Wie in den sechziger Jahren üblich, braucht man zum Reisen nur eine Gitarre und die Träume, mit Drogenschmuggel ein Vermögen zu verdienen. In der Realität eines Bahnhofs in Bologna freilich stellt sich heraus, dass der Künstler sowohl zum Komponieren als auch zum Spielen zu müde ist, weil die ganze Kraft im puren Überleben draufgeht.

Wie ein Hammer wirkt dann jeweils der Ort Seefeld, wenn der Weltenbummler kurz als Maurer jobbt, um sich körperlich und finanziell ein wenig zu erfangen, ehe er die Winter über in Amerika als Schilehrer verbringt.

Auf diesen großen Wanderungen einer unruhigen Seele spielen drei Frauen eine Rolle. Als Jugendlicher ist vor allem ein italienisches Mädchen Ziel der Begierde und Anlass für Reisen. Beim ersten sexuellen Härtetest freilich fällt es in Ohnmacht und es bleibt eine wunderbare Fernfreundschaft. Ein zweites Girl aus England stirbt bei einem Autounfall auf dem Weg zur Arbeit in London. Vivienne schließlich ist nicht nur eine begnadete Sängerin, sie ist auch für schnelle Hochzeiten zu haben. „Mein Entschluss ist schnell gekommen: Heiraten. - Yes.“ (97)

Zwischen Schottland und Innsbruck zieht das Paar herum, beide machen über Fernstudien allerhand Abschlüsse und ziehen zwei Töchter groß. Aber bald einmal verschwindet der Sex und die Frau erkaltet quasi jede Nacht. Kein Wunder geschieht, wie es der Ich-Erzähler erhofft, und die Beziehung geht zu Ende.

Ich habe nie daran gezweifelt, dass es keinen Sinn des Lebens gibt. (88)

Albert Ennemoser erzählt ohne Mitleid von den Ausritten und Ausbrüchen eines unruhigen Geistes, der einerseits Opfer des Zeitgeistes ist, andererseits der eigenen Unruhe ständig in die Quere kommt. So entsteht eine wundersame Biographie eines fahrenden Europäers, der letztlich überall gleich fremd oder heimisch ist.

Und zwei augenzwinkernde Tipps für Nachahmer hat der Autor auch bereit: Immer eine Gitarre dabeihaben und „passiert dir etwas sehr Unangenehmes oder Gefährliches, dann nimm es auf als etwas, das im Freundeskreis eine tolle Geschichte abgibt.“ (34)

Albert Ennemoser, Irrfahrten eines jungen Europäers. Autobiographische Abenteuergeschichte.
Innsbruck: TAK 2012. 134 Seiten. EUR 19,-. ISBN 978-3-900888-52-7.

 

Weiterführende Links:
TAK: Albert Ennemoser, Irrfahrten eines jungen Europäers
Homepage: Albert Ennemoser

 

Helmuth Schönauer, 30-11-2012

Bibliographie

AutorIn

Albert Ennemoser

Buchtitel

Irrfahrten eines jungen Europäers. Autobiographische Abenteuergeschichte

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

TAK

Seitenzahl

134

Preis in EUR

19

ISBN

978-3-900888-52-7

Kurzbiographie AutorIn

Albert Ennemoser, geb. 1948 in Inzing, lebt in Telfs.