Daniel Suckert, Kommissar Prohaska - Geldstadt Innsbruck

Das Verbrechen existiert nicht nur immer und überall, es hat auch immer einen handfesten Grund – Geld! Je peripherer das Böse freilich auftaucht, umso kleiner fallen die dabei unterschlagenen Summen aus, so dass es selbst in der Geldstadt Innsbruck meist um Summen geht, die du und ich beiseite räumen könnten.

In Daniel Suckerts Hypo-Roman vom verschlagenen und nach Innsbruck verschlagenen Kommissar Prohaska geht es um diese menschlichen kleinen Unebenheiten, die zwar eine Gesetzesübertretung darstellen, letztlich aber für das Funktionieren des österreichischen Gemeinwesens Voraussetzung sind.

Der Wiener Kommissar Prohaska ist quasi lebenslänglich nach Innsbruck strafversetzt, weshalb er auch seine Pension in Innsbruck verbringen muss. Als letzter Ort der Klarheit dient ihm dabei der Alpenzoo, wo er umgeben von hohen und niederen Tieren mit dem Zoodirektor eine heftige Freundschaft geschlossen hat.

Jetzt in der Pension tauchen die skurrilsten Geschichten wie selbstverständlich immer wieder auf und verfolgen Prohaska durch sein Erzählen immer noch in Echtzeit.

Spontan kommt Prohaska die Gänsehaut, wenn er an das Casino denkt, wo er undercover einen Einsatz verzockt, während die Kobra ihren Jeton-Zugriff startet. Die Lehre aus diesem Abenteuer: „Man muss beim Undercover immer improvisieren.“ (29)

Als ein Kripo-Kollege aus Ghana am Flughafen Innsbruck abgeholt werden soll, kommt es natürlich zu jeder Menge von Vorurteilen und Missverständnissen, weil die Tiroler erst mühsam das Einmaleins politischer Correctness lernen. Eine Drogenrazzia macht sich selbständig und geht auf die Falschen los.

Beim Brand in einem Migrationshaus rettet der Inspektor zwar eine Katze und kommt ins Fernsehen, freilich hat er dabei auch die Kassa mitgehen lassen als Aufwandsentschädigung, was sich jetzt nur mühsam wieder hinbiegen lässt.
Beim Lotto-Spielen geht der Joker unter, obwohl er den Hauptgewinn brächte, ein kleiner Provinzüberfall eskaliert zu einer formidablen Tatort-Episode, beim Money-Maker verhindert schließlich ein Nies-Anfall den Großen Gewinn in der Gebläse-Box.

Als filmische Untersetzer für diese Vorfälle dienen immer gigantische Sprüche, wie etwa dieses Rätsel:

Was ist weiß und versteckt sich hinter einem Baum? – Ein Schluck Milch! (82)

Der strafversetzte Kommissar, teils verstorbene Vorgesetzte, kaputte Kollegen und der Zoodirektor verkörpern jeweils eine Unwucht an Ideen, die manchmal arg ins Eiern kommen. Es ist gar nicht so leicht, den richtigen Ton zu treffen.

Umso schwieriger wird es dann, auch noch die richtigen Taten zu setzen, zumal sich das Kriminelle immer von sich aus in Bewegung setzt. Geld ist nicht nur in der Wirtschaft ein starkes Movens, es treibt auch unsere Wünsche und Alltags-Projekte an, und meist wendet es sich von uns Kleinen ab, während es sich bei den Großen wohlfühlt.

Daniel Suckerts philosophisch-krimineller Kommissar stellt sich den kleinen Versuchungen und Entgleisungen, indem er den großen Gedankenwurf immer im Auge behält: „Ma muss der Welt und de Deppaten a amoi was zruckgebn, ned.“ (147) – Ein humanes Programm im Umgang mit dem Geld.

Daniel Suckert, Kommissar Prohaska - Geldstadt Innsbruck. Hypo-Roman.
Innsbruck: pyjamaguerrilleros 2013. 188 Seiten. EUR 15,-. ISBN 978-3-9503021-2-7.

 

Weiterführender Link:
Homepage: Daniel Suckert

 

Helmuth Schönauer, 06-05-2013

Bibliographie

AutorIn

Daniel Suckert

Buchtitel

Kommissar Prohaska - Geldstadt Innsbruck. Hypo-Roman

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

pyjamaguerrilleros

Seitenzahl

188

Preis in EUR

15,00

ISBN

978-3-9503021-2-7

Kurzbiographie AutorIn

Daniel Suckert, geb. 1980 in St. Johann / Tirol, lebt in Innsbruck.