Joe Fischler, Veilchens Winter

Krimis sind Gebrauchsliteratur, die offensichtlich mit der gleichen Motivation täglich geschrieben und gelesen werden muss, mit der ein Verkehrsunternehmen ein Liniennetz betreibt. Täglich sind die gleichen Busse im gleichen Zeitrahmen mit dem gleichen Personal unterwegs, nur das Publikum variiert, manchmal fährt einer mit dem früheren, dann mit dem späteren Bus.

Joe Fischlers Mauser-Serie ist so ein brachialer Unterhaltungsnetzplan, der über Innsbruck und Umgebung gelegt ist. Die Kripo-Frau Valerie Mauser wird von Wien aus so umfassend nach Tirol geschickt, dass zu befürchten ist, dass sie hier noch einige Romane lang ermitteln muss.

Was müssen wir wissen? Valerie Mauser ist vor Jahren schon einmal schwanger gewesen und hat seither panische Angst, dass sie im Suff wieder schwanger wird. Diese Angst ist auch berechtigt, da sie bei der Überstellungsfeier nach Tirol ausgiebig mit dem Landeshauptmann  Freudenschuss zusammentrifft, bei dem man in der Früh nie weiß, wie nah man in der Nacht an ihm dran gewesen ist. Selbstverständlich gibt es diese angetrunkene Bussi-Tussi-Geschichte, für die Tirol auf der ganzen Tourismuswelt berühmt ist.

Mit durchgesoffenen Augen, Stichwort Veilchen, kommt Valerie anderntags in den Dienst und muss den Klassiker übernehmen, an dem sich schon Felix Mitterer die dramaturgischen Zähne ausgebissen hat: Ein Russen-Fall steht an.

Ein russischer Oligarch hat auf dubiose Art ein Tiroler Hotel übernommen, offensichtlich noch vor den Krim-Sanktionen, seine Tochter ist beim Schifahren auf der Seegrube entführt worden, und jetzt soll alles diskret geklärt und einem unauffälligen Ende zugeführt werden.

Valerie telefoniert mit ihrer Mutter, die sich immer als Frau Doktor anreden lässt, holt sich bei Tageslicht vom Landeshauptmann eine Abfuhr, der sie warnt, allzu tief in der Tourismus-Branche zu recherchieren, und die Neo-Innsbruckerin stellt im Büro fest, dass ihr Vorgänger etwas dunkle Flecken hat, was die weiße Weste der Ermittlungen in der Hotelbranche betrifft.

Jetzt wird ihr noch Manfred Stolwerk als Begleiter zugeteilt, den sie schon von früher kennt, somit wird der Fall dialogfähig, denn die Figuren breiten in endlosen Dialogen die Materie vor dem Leser aus, bis dieser angesichts der Hilde-Zach-Ruhe (81) schläfrig wird.

Der Rest lässt sich vom professionellen Krimi-Leser leicht erahnen oder nachlesen.

Die Texte der eigens für die Valerie-Serie komponierten Krimi-Lieder sind im Anhang angefügt, in der Hardcore-Fassung ist eine CD beigefügt.

Joe Fischler beherrscht das Metier, zwischen den Zeilen ist Platz für jede Menge Anspielungs-Blasen, immer wieder rutscht einem beim Lesen vielleicht die entscheidende Frage durch: Kann man den Krimi-Boom als Literatur-Interessierter eigentlich aussitzen oder muss man sich aktiv von ihm abwenden?

Joe Fischler, Veilchens Winter. Valerie Mausers erster Fall. Alpenkrimi.
Innsbruck: Haymon 2015. ( = Haymon TB 167). 285 Seiten. EUR 9,95. ISBN 978-3-85218-967-3.

 

Weiterführende Links:
Haymon-Verlag: Joe Fischler, Veilchens Winter
Homepage: Joe Fischler

 

Helmuth Schönauer, 22-02-2015

Bibliographie

AutorIn

Joe Fischler

Buchtitel

Veilchens Winter. Valerie Mausers erster Fall. Alpenkrimi

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Haymon Verlag

Reihe

Valerie Mauser

Seitenzahl

285

Preis in EUR

9,95

ISBN

978-3-85218-967-3

Kurzbiographie AutorIn

Joe Fischler, geb. 1975 in Innsbruck, lebt in der Nähe von Innsbruck.