Johannes Meyer-Hamme u.a. (Hg.), Was heißt guter Geschichtsunterricht?
„Geschichtsunterricht soll helfen, hostorische Kompetenzen zu entwickeln und zur Performance zu bringen. Er ist dann „gut“, wenn er die Entwicklung historischer Kompetenzen ermöglicht. Neben der Kompetenzdebatte müsste somit eigentlich eine Diskussion über guten Geschichtsunterricht, dessen Bedingungen und Ausdrucksformen geführt werden.“ (5)
Der Sammelband versammelt Beiträge, die auf dem 48. Deutschen Historikertag in Berlin zum Themenbereich „Was ist guter Geschichtsunterricht? Qualitätsmerkmale in der Kontroverse“ gehalten worden sind. Dabei orientierte sich das Thema mehr an einem beschreibenden Zugang zum Geschichtsunterricht als an theoretischen Vorgaben.
Ziel der Diskussion, die sich in den einzelnen Beiträgen widerspiegelt war es, anhand einer Geschichtsstunde aufzuzeigen, „welche Kriterien der Lehrer, die Schüler sowie ein geschichtsdidaktischer Hochschullehrer anlegen, um die Qualität dieser einen Stunde zu beurteilen. Für den Sammelband wurden GeschichtsdidaktikerInnen unterschiedlicher Herkunft gebeten, ein und dieselbe Geschichtsstunde zu beurteilen und dabei ihre Maßstäbe und Qualitätskriterien an einen guten Geschichtsunterricht aufzuzeigen. Dabei steht die Frage, „was der geschichtsdidaktische state of the art“ ist, im Mittelpunkt der Debatte.
In der Einleitung werden die Rahmenbedingungen und die untersuchte Doppelstunde zum Thema „Putscht oder Revolution“ kurz charakterisiert. Im Beitrag „Ja also, das war’ne gute Stunde, setzt sich Johannes Meyer-Hamme mit den Kriterien für einen guten Geschichtsunterricht aus der Sicht der Schüler näher auseinander.
Holger Thünemann widmet sich der exemplarischen Unterrichtsstunde aus der Sicht des Lehrers, während Michael Sauer der Frage nach den Maßstäben nachgeht, die für eine fachspezifische Beurteilung einer Geschichtsstunde herangezogen werden können.
Die folgenden Beiträge behandeln die untersuchte Unterrichtsstunde aus der Perspektive der Wissenschaftler u.a. zunächst anhand einer kriteriengeleiteten Beurteilung von Geschichtsunterricht, danach als Versuch einer kompetenzorientierten Interpretation, sowie von den Möglichkeiten historischen Verstehens im Unterricht als sozialer Praxis.
In einem dritten Abschnitt wird die Perspektive der Fachleiter für den Bereich der Lehrerausbildung in den Mittelpunkt gerückt. Hier wird das Fallbeispiel detailliert analysiert und die Problembereiche der einzelnen Unterrichtsphasen aufgezeigt.
„Wie die Fallbeispiele gezeigt haben dürften, spielt die fachbezogene Konkretisierung der Qualitätsmerkmale Strukturiertheit und Klarheit eine wesentliche Rolle für das Gelingen von Geschichtsunterricht.“ (172)
Der Sammelband bietet die seltene Gelegenheit eine Unterrichtsstunde in der Schule quasi wie auf dem Seziertisch und unter dem Mikroskop aus den verschiedensten Blickwinkeln und Fragestellungen zu betrachten. Dabei steht nicht die Kritik im Mittelpunkt der einzelnen Beiträge sondern das Sichtbarmachen und Beachten von bestimmten Problemen und Schwachstellen im Unterricht sowie das Aufzeigen verschiedener Möglichkeiten und Methoden damit umzugehen. Die Beiträge helfen den Blick auf den eigenen Unterricht zu schärfen und eröffnen neue didaktische Möglichkeiten für einen spannenden und zielführenden Geschichtsunterricht. Eine wertvolle Anregung für alle Geschichtslehrer und –didaktiker.
Johannes Meyer-Hamme / Holger Thünemann / Meik Zülsdorf-Kersting (Hg.), Was heißt guter Geschichtsunterricht? Perspektiven im Vergleich
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2012, 272 Seiten, 30,70 €, ISBN 978-3-89974-777-5
Weiterführender Link:
Wochenschau-Verlag: Johannes Meyer-Hamme u.a. (Hg.), Was heißt guter Geschichtsunterricht?
Andreas Markt-Huter, 08-10-2013