Stephan Groetzner, So ist das

Wenn jemand etwas genau auf den Punkt getroffen hat, fährt oft ein bestätigender Seufzer durch die Luft: So ist das.

Stephan Groetzner hat so etwas wie eine Selbstverständlichkeitsroman geschrieben, darin wird das komplizierte Leben der Helden auf einfache Sätze reduziert, gleichzeitig tut sich hinter diesen Sätzen eine wahre Wunderwelt von Mehrdeutigkeiten und Sinnprotuberanzen auf.

Die Episoden sind wie Bilderbücher ohne Bilder aufgeführt, der Text verknappt sich zu einer Regie-Anweisung, zu der man sich eine Szene hinzudenken kann. So stellt sich Dr. Kopfig als Grübler vor, der ständig von der Realität eine auf die Nuss kriegt. Seine Welt wird konterkariert von Claras Sicht der Welt, sie versucht nämlich zwischen Kleinigkeiten und Großartigkeiten hindurch zu schlüpfen.

Zwischen diesen Weltanschauungen kommt es zu Annäherungen, ja vielleicht sogar zu einer Beziehung. Als die Sache schief geht, verwandelt sich Clara in Sarah, und Dr. Kopfig und sie versuchen es abermals, aber sie kommen wieder nicht zusammen. „Gemeinsam gehen sie in die falsche Richtung.“ (61)

Zwischen diesen Hauptfiguren wimmelt es von seltsamen Erscheinungen, so organisieren sich Endverbraucher, um eine neue Art des Humors zu kreieren, hinter den Mauern verflüssigt sich plötzlich jenes Leben, das zuvor in sogenannten Destillen konsumiert worden ist, auf freier Landschaft versinken Gegenstände und tauchen als verlorene Baumgruppen wieder auf.

Diesen scheinbar belanglosen Szenebildern  und Handlungsanleitungen ist immer auch der Hauch des Todes und großer Philosophie beigemischt. So macht sich Maria, nachdem ihr im Krankenhaus alle Organe entfernt worden sind, als ausgenommene Hülle auf zu den Sternen, um ein neues Leben in Unsterblichkeit zu beginnen.

Oft tritt gerade das Gegenteil einer Erwartung ein. Da benützt jemand ein Auto, nur um es zu drosseln. Je höher die Motorleistung, umso besser lässt es sich drosseln, lautet die Devise.

Die Straße ist frei. / Ich drehe auf. / Das kreischt. / Ich drossele. / Das stottert. / Ich würge ab. / Wir stehen still. (156)

Stephan Groetzner hat mit diesem Roman die Erzählkunst einem scharfen Geschmeidigkeitstest unterzogen. Einerseits werden die einzelnen Sequenzen gehächselt und scharf voneinander getrennt angeordnet, dann wiederum sind die Kernwörter der Vorgeschichte in den nächsten Abschnitt verpflanzt, sodass sich eine Vegetation von Handlung über die Seiten hinweg entwickeln kann. Und immer wieder sind es die lapidaren Feststellungen des So-Seins, die dem Leser Kulleraugen des Staunens verpassen.

Stephan Groetzner, So ist das. Roman.
Graz: Droschl 2013. 168 Seiten. EUR 19,-. ISBN 978-3-85420-835-8.

 

Weiterführende Links:
Droschl-Verlag: Stephan Groetzner, So ist das
Wikipedia: Stephan Groetzner

 

Helmuth Schönauer, 02-02-2013

Bibliographie

AutorIn

Stephan Groetzner

Buchtitel

So ist das

Erscheinungsort

Graz

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Droschl-Verlag

Seitenzahl

168

Preis in EUR

19,00

ISBN

978-3-85420-835-8

Kurzbiographie AutorIn

Stephan Groetzner, geb. 1965 in Hamburg, lebt seit 1996 in Berlin.