Peter Paul Wiplinger, Steine im Licht Licht an den Mauern

Buch-CoverVielleicht ist die ewige Stadt Rom respektlos betrachtet wirklich ein Haufen Steine, die im Licht der Zeitlosigkeit dahin dösen.

Peter Paul Wiplinger jedenfalls hat sich einen Herzenswunsch erfüllt, und während eines Romaufenthaltes zwei dichte Literatrkonzentrate geschrieben, eine Gedichtsammlung und ein Prosa-Notizbuch. Beide Textsorten ergeben jetzt ein kompaktes Buch über Rom, literarische Annäherung, Alltag und leichter Überlebenskunst.

Die gut siebzig Gedichte sind aus prägnanten Zweizeilern aufgebaut, die jeweils als Kompakt-Gedichte verfugt sind. Diese lyrische Methode hat den Vorteil, dass sich aus scharf-intimen Minimalbeobachtungen große Empfindungsschlieren entwickeln lassen.

Eingemauert in die / Glaubenswahrheiten // regiert hier die Kurie / lebt hier der Papst … (28)

Der äußere Schein von Sehenswürdigkeiten und markierten Pixels im Reiseführer wird jeweils mit innerer Wahrheit konfrontiert und aufgebrochen. So werden aus den größten Tempeln und Domen wirklich Steinhaufen, wenn sie mit der jeweiligen Wahrheit unterlegt sind.

Das lyrische Ich geht täglich durch die Stadt, die Zweizeiler entsprechen dabei den beiden Beinen, im Schrittwechsel entsteht die Poesie. Und während der Rundgänge nimmt sich dieses Ich völlig aus dem Rennen, zieht sich als plastische Masse aus dem Gemäuer zurück und hinterlässt die Stadt sich selbst, Stein für Stein.

Ausländer, Vatikan, Fresken, Kulturgeschichte, Monumente und immer wieder Augenblicke. Augenblicke am Abend, oder ohne jede Zeitangabe, es sind diese kleinen Huscher von Empfindung, die sich immer wieder in die Zeitlosigkeit einzunisten versuchen.

Im Prosateil geht es natürlich prosaischer zu, essayistisch, oft bis ins Groteske ausgeleuchtet, zeigt sich die Stadt Rom als Riesenwerkstatt, in der man letztlich nur müde werden kann. In diesem Teil arbeitet sich die Stadt am Poeten ab, könnte man umgekehrt formulieren. Auch hier ist es der beinahe perverse Zusammenfall von ewigem Glanz und gegenwärtigen Elend, der immer wieder ins Auge springt. Wie kann eine so edle Stadt dem Leben von Asylanten und anderen Flötenspielern und Bettlern so unbarmherzig hilflos gegenüberstehen?

Peter Paul Wiplinger hat für dieses Buch gearbeitet wie ein schreibendes Tier, aus einem einmonatigen Aufenthalt im Mai 2005 so ein Kaleidoskop herauszuarbeiten, ist schon eine bemerkenswerte Sache. So ergibt sich ein poetisch, essayistisches Dokument, das der Stadt einen weiteren Stein der Zeitlosigkeit hinzufügt.

Peter Paul Wiplinger, Steine im Licht. Licht an den Mauern. Gedichte. Prosa-Skizzen.
Gosau: Arovell Verlag 2007. 111 Seiten. EUR 12,-. ISBN 978-3-902547-41-5.

 

Weiterführender Link:
Wikipedia: Peter Paul Wiplinger

 

Helmuth Schönauer, 25-06-2007

Bibliographie

AutorIn

Peter Paul Wiplinger

Buchtitel

Steine im Licht. Licht an den Mauern. Gedichte. Prosa-Skizzen

Erscheinungsort

Gosau

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Arovell Verlag

Seitenzahl

111

Preis in EUR

12,00

ISBN

978-3-902547-41-5

Kurzbiographie AutorIn

Peter Paul Wiplinger, geb. 1939 in Haslach/OÖ, Gymnasium in Hall/Tirol, lebt seit 1960 in Wien.