Thomas Schafferer, suedesland
Während normale Touristen Fotos oder wie im heurigen Jahr Brandwunden aus Griechenland mitbringen, ist es nahezu logisch, wenn ein Schriftsteller frische Texte mit nach Hause bringt.
Thomas Schafferer hat aus seinen spontanen Impressionen seiner Reise auf ägäische Inseln 129 Gedichte geradezu herausdestilliert. Denn wie wohl die Gedichte oft leicht und eingerissen wie zufällig gefundene Papierstreifen vor die Augen des Lesers flattern, sind sie natürlich mit klugem Augenmaß und großer Hingabe komponiert.
Bereits im Untertitel sind jene sechzehn Inseln aufgezählt, die den Stoff oder die heftige Unterlage für die Texte bilden. Im ersten Teil geht es quasi um das Inventar von "suedesland". Hibiskus, Wellengrün, weißes Haus, morgenwach erwecken bereits im fett hingeworfenen Schlagwort einen ersten Eindruck dieser südlichen Stimmung, die jeden Besucher innerhalb von wenigen Atemzügen umfängt. Diese Einstimmungen sind ein schönes Wechselspiel von genauem Hinschauen und gelassenem Abdriften der Sinne.
Im zweiten Teil nimmt der Reisende in der neuen Welt Platz. Der pfiffige Kurztitel "zák", mit dem in der Umgangssprache oft etwas jäh Fixiertes ausgedrückt wird, eröffnet einen Reigen zwischen Kultur, antiken Skulpturen, halbfertigen Akten und betäubungsloser Stimmung. Allmählich werden die Gedichte zu heftigen Liebesgedichten unter dem Motto "angefangen bei uns", die Reisenden werden zu Geliebten des Sommers, welcher ununterbrochen Gerätschaften und Früchte bereitstellt, um diesen klaren Sinnesrausch zu unterstützen.
"azur, braun weiß" spiegeln die Stimmung des dritten Teils in kurzen, schlagfertigen Couleurs wieder. Allmählich wird die Reise zu einem üppig mit der Spachtel der Sinnesorgane aufgetragenem Bild, das wohl in den Grundfarben des griechischen Inselsommers gehalten ist.
"die ernüchterung" schließlich gibt dem letzten Teil des Zyklus den wahrlich ernüchternden Ausklang. Nicht nur dass zwischendurch einmal Kakerlaken zu einem Gedicht werden, auch Orte wie der Flughafen verströmen plötzlich die Farbe der Melancholie, wenn sie von der Departure-Seite bestiegen werden.
In einem Anhang hat der Autor jeweils genau aufgelistet, wo und wann die Gedichte entstanden sind, eine penible Aufgabe, die aber den Gedichten eine lange Dauer verleiht, während übliche Touristen im Herbst meist ihre Fotos herunterladen und in einem Atemzug die Reise vergessen.
Thomas Schafferer, suedesland. 129 griechische Impressionen.
Neckenmarkt: edition nove 2007. 100 Seiten. EUR 11,90. ISBN 978-3-85251-017-1.
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