Brigitte Riebe, Die Hexe und der Herzog
Die Stadt Innsbruck gibt die Kulisse für Brigitte Riebes historischen Kriminalroman Die Hexe und der Herzog in dem Mordanschläge, Liebesgeschichten und die berüchtigte Innsbrucker Hexenverfolgungen im Mittelpunkt des Geschehens stehen.
Die Handlung spielt im Jahr 1485. Der in Tirol regierende Erzherzog Sigmund der Münzreiche heiratet die 16-jährige Katharina von Sachsen, um sich endlich einen Nachfolger zu sichern.
Bald darauf kommt der berüchtigte Inquisitor Heinrich Kramer nach Innsbruck und beginnt die Stadt mit seiner Suche nach Hexen zu verunsichern. Schließlich gelingt es ihm mehrere Frauen der Hexerei anzuklagen und den bekannten Innsbrucker Hexenprozess in Gang zu setzen. Der Prozess scheitert, die Frauen werden frei gesprochen und der Inquisitor Kramer muss fluchtartig die Stadt verlassen.
Vor diesem historischen Hintergrund wird die Geschichte der Köchin Lena Schätzlin erzählt, deren größter Wunsch es ist, in der Innsbrucker Hofburg als Köchin arbeiten zu dürfen. Die Geheimnisse der Küche hat sie von ihrer angeblichen Tante Els, der Wirtin im Goldenen Engel, gelernt. Els verehrt gemeinsam mit anderen Frauen drei ältere weibliche Gottheiten, die so genannten Bethen, zu denen sie regelmäßig bei einer Kapelle in der Sillschlucht beten. Diese Verehrung wird sie später beim Inquisitor Heinrich Kramer in den Verdacht bringen Hexen zu sein.
Lena gelingt es rasch durch ihre Kochkünste die Aufmerksamkeit des Herzogs und der jungen Herzogin auf sich zu ziehen. Aber auch Niklas, ein Bastard des Herzogs und der Jurist Johannes Merwais interessieren sich für das junge Mädchen, die gleichzeitig immer mehr in die Intrigen des Innsbrucker Hofes gezogen wird.
Alma von Spiess, Frau des Hofmeisters und frühere Mätresse Sigmunds, versucht mit allen Mitteln, die Liebe des Herzogs wieder zu gewinnen und scheut auch nicht davor zurück, sein junge Gemahlin Katharina zu vergiften. Als der Anschlag fehlschlägt, gelingt es Alma von Spiess Lena als Verdächtige hinzustellen. Diese wird verhaftet und gemeinsam mit Els und ihren Freundinnen in einem Hexenprozess von Heinrich Kramer vor Gericht gestellt.
Im relativ straffen Schlussteil, in dem sich alles in Wohlgefallen auflöst, entwirrt Brigitte Riebe die Geheimnisse, die auf der Familie von Lena lasten und lässt die bösen Machenschaften der Alma Spiess ans Tageslicht kommen. Lena entpuppt sich als uneheliches Kind von Erzherzog Sigmund und ihrer angeblichen Tante Els, die Intrigantin Alma Spiess findet in die Fluten des Inns den Tod und der Inquisitor Heinrich Kramer wird von den aufgebrachten Innsbruckern schließlich aus der Stadt vertrieben und schreibt daraufhin seinen berüchtigten Hexenhammer.
Manche Figuren erscheinen ein wenig eindimensional und farblos gezeichnet wie z.B. Erzherzog Sigmund, der sich als notorischer Frauenverführer entpuppt, der selbst vor Gewalt nicht zurück schreckt, oder der Inquisitor Heinrich Kramer, dessen Hexenwahn auf seine unterdrückte Sexualität reduziert erscheint. Auch hinterlässt die Konstellation der Figuren und die Handlung an manchen Stellen einen konstruierten Eindruck.
Im Großen und Ganzen gelingt es Brigitte Riebe aber mit viel Phantasie und Detailwissen, eine spannende Liebes- und Kriminalgeschichte im historischen Umfeld der Stadt Innsbruck erstehen zu lassen. Riebe setzt mit ?Die Hexe und der Herzog dem Umstand, dass die Inquisition in Innsbruck im Jahr 1486 am Widerstand der Bevölkerung gescheitert ist, ein durchaus lesenswertes und unterhaltsames Denkmal.
Brigitte Riebe, Die Hexe und der Herzog.
München: Diana-Verlag 2008, 544 Seiten, 20,60 EUR, ISBN: 978-3-453-26521-9
Weiterführende Links:
Diana-Verlag: Brigitte Riebe, Die Hexe und der Herzog
Wikipedia: Erzherzog Siegmund
Wikipedia: Katharina von Sachsen
Wikipedia: Heinrich Kramer
Wikipedia: Georg Golser
Sagen.at: Max Siller, Zauberspruch und Hexenprozess