Martin Kolozs, Harte Zeiten

Buch-CoverDiese knallharten Geschichten amerikanischer Bauart kennen wir vom schnellen Durchblättern von Magazinen, vom Literaturunterricht, wo jeweils eine Geschichte genau in einer Stunde Platz hat, oder aus Anthologien, worin die Dichter eines ganzen Landstrichs jeweils zu einem vorgegebenen Thema ihre entmachtete Erzählwut herauslassen dürfen.

Martin Kolozs gilt mit seinen Kurz-Krimis bereits als Meister jenes knallharten Genres, indem nicht lange erzählt, aber mit knappen, ruckartigen Sätzen alles hingebogen wird.

Harte Zeiten handeln von jenem Zustand, worin den Figuren jeweils die neue Situation erstmals ins Hirn einschießt. Den Helden dieser zwölf Kurzgeschichten helfen keine langen Erklärungen, sie sprechen beinahe Stoßgebetsartige Formeln vor sich hin und hoffen, dass sie wenigstens den nächsten kurzen Lebensabschnitt meistern können. Aber das ist oft gar nicht mehr gefragt, denn bei Geschichten dieser Bauart gibt es keine Zukunft, alles muss sich oft Augenblick erledigen.

So hat etwa in der ersten Geschichte das Gericht einen gewissen Rick zu hundert Stunden Sozialarbeit im Pflegeheim verurteilt. Wir erfahren fast nichts, warum es zur Verurteilung gekommen ist denn der Schrecken der Gegenwart überlagert die Vorgeschichte. Quasi ohne Kommentar wird der Zögling in ein Zimmer geschickt, wo die Schwester gerade eine verwirrte Dame pflegt. Letztlich geht es darum, auf die Tube zu drücken und die Pflegecreme gleichmäßig aufzutragen. Zwischen Patientin, Schwester und Verurteilten gibt es in diesen harten Zeiten so gut wie keine Kommunikation.

Mindestens so schräg agieren die Helden in den anderen Stories. Auf der Kinderparty gibt es für das Geburtstagskind einen Sprachcomputer, der vom Kind sofort zerstört wird. Daraufhin kommt dem spendierfreudigen Erwachsenen die Hand aus, und die Gefühle landen mit der flachen Hand im beschenkten Gesicht!

Ein altgedienter Ehemann erlebt harte Zeiten, als er fremd geht und daraufhin an Ort und Stelle verlassen wird. Die Frau streift ihn ab wie eine zu eng gewordene Haut.

Jede Menge seltener Exemplare, Boxer, Spieler und Noterotiker stellen sich wie in einem Weiterbildungsseminar kurz und artig vor, ehe harte Zeiten über sie hereinbrechen.

"Was war das?" fragte Joe erschrocken.
"Weiß nicht."
Phil blutete an der Stirn und war leicht benommen. (41)

In Martin Kolozs Stories kommen die Figuren ansatzlos ins Spiel, sie erleben jeweils einen dumpfen Schlag in der Nervengrube des Lebenssinns und werden anschließend vom Schicksal mehr oder weniger atemlos wieder vom Schauplatz genommen.

Martin Kolozs, Harte Zeiten. Stories.
Zirl: edition BAES 2009. 83 Seiten. EUR 10,-. ISBN 978-9502705-0-1.

 

Weiterführende Links:
Wikipedia: Martin Kolozs
BAES: Harte Zeiten

 

Helmuth Schönauer, 31-03-2009

Bibliographie

AutorIn

Martin Kolozs

Buchtitel

Harte Zeiten

Erscheinungsort

Zirl

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

edition BAES

Seitenzahl

83

Preis in EUR

10,00

ISBN

978-9502705-0-1

Kurzbiographie AutorIn

Martin Kolozs, geb. 1978, lebt in Innsbruck