Barbara Balldini, Besser Schlampe als gar kein Sex

Buch-CoverGuten Sex hat man dann, wenn man gut davon spricht, auch wenn man keinen hat. Noch immer ist nämlich nicht geklärt, ob man zuerst über den Sex gut sprechen muss, um einen zu haben, oder zuerst einen haben muss, um gut darüber zu reden.

Diesen tagesfüllenden Fragen geht Barbara Balldini in ihrem Sexführer nach, den sie keusch "intimen Schriftverkehr" nennt.

Im Sinne einer literarischen Sexualtherapeutin nimmt sie alle Körperteile einzeln ins Visier und untersucht sie, wie sie sich mit entsprechenden Techniken quietsch-fidel sexuell nutzen lassen. Dabei kommen allerhand seltsame Gerätschaften zum Einsatz und ergeben eine theatralische Inszenierung, bei der der Sex die Hauptrolle spielt.

Die Standardfragen nach Treue, Analverkehr oder Hygiene kommen genau so auf die intime Bühne wie das berühmt berüchtigte Vorspiel und der meist etwas schroff gehaltene sexuelle Abgang.

Die Erzählmethode gleicht einem Bildungskabarett, das heißt, die Erzählerin ist kompetent, weil sie sich so fühlt und eben das Wort ergriffen hat, die Leserschaft ist neugierig und auf Unterhaltung aus, und dazwischen lassen sich allerhand gute Tipps, Überlebensstrategien und sexuelle Animationen vermitteln.

Bei der Treue etwa gibt es drei Erscheinungsformen, die soziale, die emotionale und die körperliche. Das Luder ist nur, dass sich immer nur eine Form über die Bühne bringen lässt.

Bei der Intimhygiene gibt es einen ganz tollen Trick, nämlich mit einer geschälten Gurke zu arbeiten, das stimuliert außerordentlich, ist billig und verströmt zudem noch einen frischen Geruch.

Die einzelnen Kapitel sind pfiffig mit Slogans überschrieben, die dokumentieren, dass es sich bei gutem Sex um eine literarisch-philosophisch höchst anspruchsvolle Angelegenheit handelt.

Es gibt Leute, die machen dich glücklich, wenn sie kommen. (Bretonisches Sprichwort) (17)
Der Mann ist erst impotent, wenn er keine Zunge und keine Finger mehr hat. (39)
Wer seinen Allerwertesten nicht entdeckt hat, hat erst die Hälfte entdeckt. (42)

Beide Geschlechter tappen gerne in typische Geschlechts-Fallen, aus denen sie die Therapeutin mit Lust heraus hievt. Dabei kommen Männer und Frauen gleich heftig zum Hand- oder Analkuss, was im guten Sex ja keinen Unterschied macht.

Und auch die sogenannten schlimmen Wörter werden mit Lust in Stellung gebracht. Eine Schlampe ist tatsächlich eine Lebenskünstlerin, zum Genital soll man wirklich Allerheiligstes sagen, denn da steckt oft wirklich alles drin.

Mit der Zeit werden die Sätze so doppelbödig, dass man über sich selbst erschrickt. Jetzt ist man also doch ein Sex-Lüstling geworden auf der Suche nach zumindest einer Lese-Schlampe. - Besser Schlampe als gar kein Sex ist ein wahnwitzig skurriles, literarisches und frivoles Buch mit Lebenssinn und therapeutischem Nutzen!

Barbara Balldini, Besser Schlampe als gar kein Sex. Intimer Schriftverkehr.
Innsbruck: Kyrene 2010. 107 Seiten. EUR 13,90. ISBN 978-3-900009-66-3

 

Helmuth Schönauer, 21-04-2010

Bibliographie

AutorIn

Barbara Balldini

Buchtitel

Besser Schlampe als gar kein Sex. Intimer Schriftverkehr

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Kyrene

Seitenzahl

107

Preis in EUR

13,90

ISBN

978-3-900009-66-3

Kurzbiographie AutorIn

Barbara Balldini, geb. 1964 in Tirol, lebt als Sexualpädagogin in Vorarlberg.