Flür-Vonstadl / Sturm-Norén, Tod in Tirol

Buch-CoverDie beiden Bibliothekarinnen der Stadtbücherei Imst, Silvia Flür-Vonstadl und Heidi Sturm-Norén, haben den Krimi nicht nur im passiven Wortschatz, sondern schreiben aktiv die absurdesten Mini-Krimis mit dem Schauplatz Tirol.

Abwechselnd lösen die Autorinnen sechzehn Fälle, indem sie dem Leser die Lösungskompetenz übertragen. Denn wie man in einer Krimi-Rezension nie das Ende verraten darf, darf auch in einer guten Krimierzählung nur das Kopfschütteln und ein ungeklärter Lesegeist übrigbleiben.

Tod in Tirol handelt von sogenannten normalen Fällen, die aber jäh ins Ungeheure und Absurde ausufern.

In den ersten Geschichten geht es beispielsweise um eine Autopanne mitten in der Nacht, während eine Frau noch händeringend ihren platten Reifen begutachtet, kommt auch schon der vermeintliche Retter angerfahren.

An der Haustüre der Bibliothekarin lehnt plötzlich eine Leiche, der man den Hinterkopf weggepustet hat. Jetzt geht es für die Bibliothekarin darum, das anzuwenden, was sie in der Krimi-Lektüre gelernt hat.

Als ich morgens die Haustüre öffnete, stolperte ich beinahe über eine Leiche. Der Tote musste an der Tür gelehnt haben, und als ich aufsperrte, fiel er mit einem dumpfen Plumps rücklings in den Windfang hinein. Direkt vor meine Füße. (15)

Eine simple Streitigkeit um einen Parkplatz ufert wie in Kleists Michael Kohlhaas zu einer Tragödie aus, wie sie nur vom Alltag geknechtete Alltagsmenschen hinkriegen können. Dämmerungseinbrecher machen oft Fehler, damit sie diese ausmerzen, machen sie einen sogenannten Bildungseinbruch.

Bemerkenswert an diesen Geschichten ist die Perspektive des Verbrechens. Die Fälle sind so angelegt, dass man als Leser quasi von selbst entweder zum Verbrecher wird oder wenigstens unendliche Sympathie dafür entwickelt. Geradezu amerikanisch poetisch sind die Ortsangaben, die alle im Tiroler Oberland fixiert sind.

Man muss sich immer Tragödien und psychologische Entgleisungen vorstellen, wie sie sich in Inzing, Imst oder Oberhofen abspielen mit dem Sound von Weltmusik. Zu einer saftigen Story gehört eben ein saftig klingender Ort. Und da können die Tiroler Flecken allemal mit den Verbrechensorten in Los Angeles oder den Schluchten einer garstigen Metropole mithalten.

Tod in Tirol präsentiert irrwitzige Kriminalgeschichten, professionell erzählt und ausgestattet mit dem augenzwinkernden Charme von Leseprofis. Die Fälle werden dem Leser nicht bloß frech unter die Nase gehalten, sondern mit aktuellen Begebenheiten aus der unmittelbaren Umgebung gewürzt. Silvia Flür-Vonstadl und Heidi Sturm-Norén erweisen sich nicht nur als hilfreiche Bibliothekarinnen durch das Genre der Krimis, sie können auch elegant die eigenen Kriminal-Fälle präsentieren.

Silvia Flür-Vonstadl / Heidi Sturm-Norén, Tod in Tirol. Ausgewählte Kurz-Krimis.
Marchtrenk: Verlag Federfrei 2010. 173 Seiten. EUR 11,90. ISBN 978-3-9502751-5-5

 

Weiterführende Links:
Verlag-Federfrei: Silvia Flür-Vonstadl / Heidi Sturm-Norén, Tod in Tirol
Homepage: Silvia Flür-Vonstadl

 

Helmuth Schönauer, 25-06-2010

Bibliographie

AutorIn

Flür-Vonstadl / Sturm-Norén

Buchtitel

Tod in Tirol

Erscheinungsort

Marchtrenk

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Verlag Federfrei

Seitenzahl

173

Preis in EUR

11,90

ISBN

978-3-9502751-5-5

Kurzbiographie AutorIn

Silvia Flür-Vonstadl lebt in Imst.

Heidi Sturm-Norèn, geb. 1965 in Finnland, wohnt in Tirol seit 1985, lebt in Imst.