Peter Clar / Stefan Domenig, Hatsche-Stratsches Luftballon

Buch-CoverMeistens denkt man gar nicht daran, dass Bilderbücher ja auch ein Stück Fiktion sind, so kräftig und realistisch sind die Bilder.

Wenn in einem Bilderbuch immer wieder die Warnung Achtung Satire auftaucht, handelt es sich um eine politische Aktion. In der Politik nämlich wird alles seitenverkehrt genommen, die Satire ist Realität und die Realität Satire, anders könnten wohl Darsteller und Wähler dieses verlogene Spiel um Botschaften nicht aushalten.

Das Comics-Trio Peter Clar, Stefan Domenig und Sascha Mikel hat einen österreichischen Bestseller aufgegriffen um daraus einen formidablen aktuellen Bildband zu verfremden.

Franz Karl Giskeys Kinderbuch Hatschi Bratschis Luftballon aus dem Jahre 1904 ist zu jeder Epoche neu gecovert und politisch upgedatet worden, geht es doch um das ewig brisante Thema: Was ist fremd und was ist eigen?

Wo es ursprünglich um Menschenfresser ging, werden jetzt im Sinne der Biblia Pauperum aussagekräftige Bilder und schlag-kräftige Reime angewandt, um die recht erbärmliche Geschichte eines kaputten Zahntechnikers und seinen Aufstieg mit dem Luftschiff des Sonnen-Heinis nachzuzeichnen.

Die übers Knie gebrochenen Reime erinnern bewusst an den Poetussi maximussi aus der Kronenzeitung, die Slogans an manche Sätze aus dem Wiener Wahlkampf und die Bilder lassen an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Was sich nicht knackig in einer Lederhose oder einem Trachtenjanker bewegt, hat sich gefälligst hamzudrahnen, wo immer dieses Daham auch liegen mag.

Der Himmel hängt nun voller Geigen, / er sieht sich ständig höher steigen / und kaum gehofft, so kommt es schon / und hoch und höher der Ballon, / damit er auch von weitem sieht / jeden Jugo, der entflieht, / damit, ob Türken, ob Kanaken, / er wirklich alle kann einsacken, / wenn das kein böses Ende nimmt! / Wenn der Ballon bloß niemals sinkt! (42)

Das Perverseste ist für eine Satire gerade gut genug, in Hatsche Stratsches Luftballon wird tatsächlich alles zusammengeklempnert, was es an verbogenen Parolen und Floskeln in einem Wahlkampf so alles gibt.

Während das Original mit seinen Menschenfressenden Episoden den Kindern oft richtig Angst gemacht hat, macht diese Satire den Wählern Angst. Was ist, wenn die Floskeln des Wahlkampfes in die sogenannte Echtzeit nach der Wahl überschwappen?

Wer hoch steigt, der kann auch tief sinken, / doch brauner Mist wird immer stinken. (50)

Peter Clar / Stefan Domenig, Hatsche-Stratsches Luftballon. Heimreise statt Einreise. Satire. Mit vielen Bildern von Sascha Mikel.
Innsbruck: Kyrene 2010. 52 Seiten. EUR 19,90. ISBN 978-3-900009-78-6.

 

Helmuth Schönauer, 24-09-2010

Bibliographie

AutorIn

Peter Clar / Stefan Domenig

Buchtitel

Hatsche-Stratsches Luftballon

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Kyrene

Seitenzahl

52

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-900009-78-6

Kurzbiographie AutorIn

Peter Clar, geb. 1980 in Villach, Stefan Domenig und Sascha Mikel, geb. 1985 in Villach, leben in Wien.