Thomas Schafferer / Johanna Maria Egger / Daniel Furxer, Pitsch, Patsch, Putsch
Was wie ein politischer Auszählreim klingt, ist ein poetisch-journalistisches Schreibprogramm der literarischen Connection „Die Schreibmaschinen“, die ihrerseits im Dachverband der Innsbrucker Literaturzeitschrift „Cognac und Biskotten“ untergebracht sind.
Die Schreibmaschinen treten lose in stets veränderter Form in den diversen Literaturzentren auf oder machen wie im Falle Budapest eine unscheinbare Stadt durch ihren Aufenthalt zu einem literarischen Ereignis.
Das Budapester Manifest, entstanden im Jänner 2012, greift die Begriffs-Zustände Welten, Widersprüche und Berührungen auf. Dabei handelt es sich um einen philosophischen Dreierschritt, welcher literarische Erfahrungen ermöglicht. Die Welt muss erstens nach Relevanz geordnet werden, im zweiten Schritt werden Antithesen als Widersprüche eingearbeitet ehe drittens eine haptische oder virtuelle Berührung zur Synthese führen kann.
Thomas Schafferer wählt für seine Analyse die Form der geographischen Biographie. Quasi aus der Distanz des Herbstabends heraus erzählt ein melancholisches Ich von unglaublichen Taten und Geschichten nach der Zauberformel: Vor meiner Zeit als Rockstar lebte ich einige Zeit in Budapest. Dabei werden unverwechselbare Points mit unverwechselbaren Reflexionen verbunden, neben Budapest berichtet das Rockstar-Ich auch aus Südafrika, Japan, Argentinien oder Mexiko. Das Heldenhafte entsteht immer durch den Helden, wo immer dieser Erzähler folglich auftritt, gibt es ein Abenteuer.
Johanna Maria Egger verwendet für ihren Manifest-Beitrag die Form von Gedichten, die mit Unschuldsmiene die Semantik von hinten her aufreißen.
Liebe Mama, sei ja nicht wild / und pass dich an ans Frauenbild, // Muss erwerbsarbeit doch sein, / springt dann gleich die Omi ein. (42)
An anderer Stelle wird gefragt, wer das Kopftuchland regiert, ehe es dann aus der Hüfte heraus ein seltenes Kompliment für Innsbruck gibt: „Innsbruck – the Harvard of the Alps“ (54)
Daniel Furxer hinterfragt schließlich die gängigen Mythen unserer literarischen Heldenverehrung, er fragt sich, ob das Schloss auch in Budapest zu knacken ist und ob der schiefe Leseturm von Pisa Bildung abstrahlen kann. Grandios ist die Heldenverehrung, wenn Michael Köhlmeier in vier Bildern beim Zugfahren gezeigt wird und dabei jedes Mal eine Banalität zum Besten gibt.
Das Budapester Manifest ist ein witziges Literatur-politisches Denkmal, das einerseits dem Zeitgeist von 2012 huldigt, andererseits aber den Fluxus-haften Auftritt der Schreibmaschinen in Budapest für die Ewigkeit dokumentiert.
Thomas Schafferer / Johanna Maria Egger / Daniel Furxer, Pitsch, Patsch, Putsch. Das Manifest von Budapest der Schreibmaschinen.
Innsbruck: pyjamaguerilleros 2012. 93 Seiten. EUR 12,99. ISBN 978-3-9503021-1-0.
Helmuth Schönauer, 03-12-2012