Stanislav Struhar, Die vertrauten Sterne der Heimat

Die schmerzhaftesten Gefühle lösen allemal die Heimat und die Liebe aus, zumal wenn sie nicht da sind. Aber auch ihr Vorhandensein kann die Helden ganz schön fordern.

Stanislav Struhar lässt in seinem Roman „Die vertrauten Sterne der Heimat“ alle Düsen offen, um daraus Leichtigkeit ins Geschehen einfallen zu lassen. Schon im ersten Satz ist die Stimmung klar, Abend, Brise atmet von den Berghängen herunter, Düfte des Frühlings treten aus.

In diesem Ambiente packen auch die Figuren bald einmal ihre Sehnsuchtssachen aus und gehen aufeinander zu. Sybille wohnt normalerweise in einem Bergdorf hinter San Remo, für die Saison hat sie eine Wohnung in der Stadt und verkauft an Mädchen schöne Kleider, damit diese ihre Lovers verzaubern können. Sibylle selbst wird auch kurz von Pascal verzaubert, er ist aus Monaco und nimmt sie in einer Aufwallung von heftiger Zukunft mit zu sich, gerade dass er sie nicht noch am gleichen Tag heiratet.

Die Arbeitswelt verträgt sich nicht mit der Liebeswelt, die Touristenträume vertragen sich nicht mit fester Bleibe! Das ist die schmerzhafte Erkenntnis, der die Figuren Tribut zollen müssen. Was in der einen Stadt locker und leicht ist, wird in der nächsten zur Qual.

Als Pascal in der Arbeit einspringen muss, bleibt Sibylle verloren in einem Monaco zurück, das selbst rumänische Bauarbeiter in ihrer Freizeit noch zum Betteln zwingt, weil es nur für ein paar Betuchte geplant ist. Pascal will auch der Mutter vorgestellt werden, Sibylle führt ihn wortlos in das Bergdorf und zeigt ihm das Grab der Mutter. Oh, sie ist Österreicherin, sagt er ziemlich verzweifelt. (32)

Die beiden trennen sich wieder, die Freundinnen und Bekannten drehen sich übermütig im Frühlingskarussell ein, alle sind leicht und luftig, nur bei genauerem Hinsehen kämpfen sie um die Frage, wo gehöre ich eigentlich hin. Der Tourismus bringt den einen Träume, den anderen Arbeit, die Sprachen eröffnen die Welt, wenn es die richtigen sind, die Heimat wäre vielleicht was Schönes, aber man darf ihr nicht ins Gesicht sehen. „Vielleicht suche ich eine andere Welt!“ (138)

Sibylle gibt einem Mädchen privat Deutschunterricht, sie ist jetzt Italienerin mit einer österreichischen Mutter.

Bei Anbruch der Dunkelheit vor der Ruine, las sie in deutscher Sprache. (165)

Stanislav Struhar setzt große Hoffnung in seine Heldin, mit allen Mitteln versucht er sie fröhlich zu stimmen und ihr einen Halt zu geben, während wir Leser erst langsam bemerken, dass es gerade die selbstverständlichen Dinge sind, die am zerbrechlichsten sind.

Stanislav Struhar, Die vertrauten Sterne der Heimat. Roman.
Klagenfurt: Wieser 2015, 164 Seiten, EUR 21, ISBN 978-3-99029-130-6

 

Weiterführende Links:
Wieser Verlag: Stanislav Struhar, Die vertrauten Sterne der Heimat
Wikipedia: Stanislav Struhar

 

Helmuth Schönauer 08-03-2015

Bibliographie

AutorIn

Stanislav Struhar

Buchtitel

Die vertrauten Sterne der Heimat

Erscheinungsort

Klagenfurt

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Wieser

Seitenzahl

164

Preis in EUR

21,00

ISBN

978-3-99029-130-6

Kurzbiographie AutorIn

Stanislav Struhar, geb. 1964 in Gottwaldov (Zlin), lebt in Wien.