Willemijn van Dijk, Via Roma

„WIE ENTSTEHT EINE Stadt? In den meisten Reiseführern liest man, Rom sei am 21. April 753 v. Chr. gegründet worden. Eine verdächtig genaue Angabe, die oft ungeprüft übernommen wird – und gedenken nicht die Römer selbst jedes Jahr am 21. April der Gründung ihrer Stadt?“ (5)

Kaum eine Stadt spricht aus so vielen Straßen und Gassen zu ihren Besuchern wie die ewige Stadt Rom. Jeder Spaziergang über die sieben Hügel und durch die zahlreichen Winkel ist gleichsam eine Reise bis in die entfernteste Vergangenheit einer Stadt, die einmal die Geschicke der antiken Welt gelenkt hat.

Willemijn van Dijk erzählt Geschichte aus der Perspektive der Fremdenführerin und dringt über den direkten Bezug einer Gasse oder einer Sehenswürdigkeit in die großartige Geschichte einer Stadt ein, die es gewohnt war, die Geschicke der Welt mitzubestimmen. Dabei fängt am Tiber, der Wurzel der Stadt alles ganz klein an, dem ein entscheidender Faktor an der Gründung Roms zukommt. Hier treffen sich die Handelswege von Nord nach Süd und von Ost nach West und der Fluss war eine bedeutende Handelsverbindung für Salz von der Küste in das Innere des Landes.

Ein weiterer historischer Ort der Stadt ist die „Via del Velabro“, eine kleine Straße zwischen Palatin und Kapitol, in der sich ein Hinweis auf die etruskische Vergangenheit Roms finden lässt. Die Straße ist nach „Velabro oder Valabrum“ dem antiken Tal zwischen dem Forum Romanum und dem Forum Boarium benannt, wo die „Etruskerstraße“ verlaufen ist.

Die „Piazza del Teatro di Pompeo“ erinnert an den großen römischen Feldherrn und Konsul Pompeius und bietet Gelegenheit für einen Ausflug in die soziale Wirklichkeit der ausgehenden römischen Republik, die sozialen Kämpfe der Gracchen und die Zeit des Bürgerkriegs zwischen Caesar und Pompeius.

Mit dem „Piazza Augusto Imperatore“, dem „hässlichsten Platz Rom“ bewegen sich die Leserinnen und Leser mitten in die Anfänge der römischen Kaiserzeit und erleben dabei, mit welchem Geschick es Octavian, dem späteren Augustus, gelungen ist, das zu erreichen, was Julius Caesar verwehrt geblieben war: die Herrschaft über Rom auf Lebenszeit.

„Festina lente »Eile mit Weile« ist nicht umsonst als eine von Augustus‘ Devisen in die Geschichte eingegangen.“ (90)

So führt die Reise von Gasse zu Gasse, von Straße zu Straßen von der Antike ins Mittelalter, wo z.B. Cola die Rienzi die Gründung eines neuen Rom ausrief, weiter in die Zeit der Renaissance, wo Michelangelos Werke wesentlich zum Stadtbild beitrugen bis hinauf in die Zeit des Faschismus, für den das antike Rom eine zentrale Rolle spielen sollte oder die Eröffnung des Museums für die Ara Pacis, das die politischen Verhältnisse der römischen Gegenwart widerspiegelt.

Willemijn van Dijk liebt Geschichte und die Geschichte, was an jeder der fünfzig behandelten Straßen erkennen lässt und sie versteht es, diese Lust und Freude ihren Leserinnen und Leser in jedem einzelnen Kapitel mit viel Geist und Witz zu vermitteln. Wer immer sich für die Geschichte Roms interessiert, sei es als Besucher der Stadt oder als an Geschichte Interessierte, wird an diesem sinnlichen Geschichtsbuch seine Freude haben. Ein überaus intelligentes und unterhaltsames Sachbuch über die wohl am häufigsten thematisierte Stadt der Welt.

Willemijn van Dijk, Via Roma. Die Geschichte Roms in 50 Straßen, übers. v. Nathalie Lemmens [Orig. Titel: Via Roma. De Geschiedenis van Rome in 50 Straten]
München: Deutsche Verlags-Anstalt 2017, 288 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-421-04780-9

 

Weiterführender Link:
Deutsche Verlags-Anstalt: Willemijn van Dijk, Via Roma

 

Andreas Markt-Huter, 03-04-2018

Bibliographie

AutorIn

Willemijn van Dijk

Buchtitel

Via Roma. Die Geschichte Roms in 50 Straßen

Originaltitel

Via Roma. De Geschiedenis van Rome in 50 Straten

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

DVA

Übersetzung

Nathalie Lemmens

Seitenzahl

288

Preis in EUR

20,60

ISBN

978-3-421-04780-9

Kurzbiographie AutorIn

Willemijn van Dijk ist Althistorikerin und Journalistin. Daneben studierte sie die italienische Sprache und Literatur. Seit vielen Jahren lebt sie in Rom, schreibt einen Blog über die Antike und verfasst Reiseführer.