Friedrich Hahn, Lasse, das Offensichtliche und die Angst

Friedrich hahn, lasse, das offensichtliche und die angstDas oft zitierte Bilderbuchleben ist letztlich nur das Gerüst, um darin Ängste mit schönen Worten unterzubringen.

Friedrich Hahn zeigt in seinem „erwachsenen Bilderbuch“ den Helden Lasse, der nach außen hin ein wunderschönes Leben führt. Er hat keine Geldsorgen, sein Vater hat ihm eine Tischlerei hinterlassen, der Hund heißt Frühling und frisst Leckerli, und ab und zu pfeift Lasse einer Inka nach, wie jenes Mädchen heißt, das zum Nachpfeifen ist. Das alles ist gut zum Vorlesen und zeigt das Offensichtliche.

Hinter dieser Story-Fassade geht es freilich drunter und drüber. Der Tischler geht keinem Beruf nach, sondern Tischler ist bei Lasse ein Gemütszustand. Die Tage sind nur äußerlich hell, im Innern des Tages bricht oft pure Angst aus, weshalb sich Lasse auch ein Angstzimmer eingerichtet hat, in das er sich zurückziehen kann.

Und so besteht der ganze Lasse aus vielen kleinen und größeren Befürchtungen. (6)

Eines Tages freilich spricht ihn die Vermieterin auf die Tischlerei an, sie hat gerade ein Bett aus Fertigbrettern gekauft und bittet um Hilfe beim Zusammenbau. Selbst jemand, der nichts zu tun hat, kann in so einem Fall nicht sofort zur Tat schreiten, erst für das Wochenende ist die Bettaktion geplant.

Die Sache mit dem Bett geht wie im Märchen vonstatten, zuerst wird es zusammengebaut, dann ausprobiert, und plötzlich ist die ganze Nacht um, die Vermieterin hat einen Namen und heißt Sonja. Bisher hat sich Lasse nie auf eine Liebe eingelassen, weil die ohnehin nie „länger als ein Kind“ dauert.

Die Lebensangst schrumpelt und kriegt einen Namen. Es ist die Höhenangst, die unerträglich wird, wenn man auf einer Leiter Vorhänge abnehmen muss. Lasse kämpft und macht eine Therapie, indem er auf der Leiter zu singen beginnt. Und siehe, schon gewinnt er den Songcontest, weil auf einer Leiter noch nie jemand gesungen hat. Jetzt entsteht eine echte Karriere und Sonja managt den singenden Lasse, der sich einen verrückten Hut gegen Angstattacken zugelegt hat. Ab und zu erntet er das „DuSpinnerlächeln“, wenn er wieder besonders künstlerisch drauf ist.

Unter der Künstlerhülle lässt sich zwar die eine oder andere Angst wegbeamen, aber man zahlt einen hohen Preis, wenn man ist nicht mehr die eigene Person ist.

Lasse weiß, dass er nicht ewig den Jugendtrip auf der Bühne abtingeln kann. Er schnappt sich sein blaues Fahrrad und radelt in die Tischlerwerkstatt, plötzlich weiß er, was zu tun ist.

Friedrich Hahn erzählt kunstvoll einfach von den zwei Strömungen, die einen zerreißen. Außen geht das Offensichtliche andere Wege als innen die Lebensangst. Und nur wer geduldig an seiner eigenen Geschichte hobelt, kriegt ein passendes Stück zusammen, das Leben heißt.

Friedrich Hahn, Lasse, das Offensichtliche und die Angst. Fast ein Märchen, ill. v. Maximilian Lacher, für Erwachsene ab 12 und Kinder bis 99
Graz: Edition Keiper 2017, 59 Seiten, 15,00 €, ISBN 978-3-903144-12-5

Weiterführende Links:
Edition Keiper: Friedrich Hahn, Lasse, das Offensichtliche und die Angst
Wikipedia: Friedrich Hahn

 

Helmuth Schönauer, 22-05-2017

Bibliographie

AutorIn

Friedrich Hahn

Buchtitel

Lasse, das Offensichtliche und die Angst. Fast ein Märchen

Erscheinungsort

Graz

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

Edition Keiper

Illustration

Maximilian Lacher

Seitenzahl

59

Preis in EUR

15,00

ISBN

978-3-903144-12-5

Lesealter

Altersangabe Verlag

12 - 99

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Friedrich Hahn, geb. 1952 in Merkengersch / NÖ, lebt in Wien.