Martin Kolozs, Jason Crane, der Tod und König Blaubart

Buch-Cover

In einer Crimestory werden die Vorzüge des Kriminalromans verdickt auf einen klar abgesteckten Fall. Das Set ist überschaubar wie in einem Kammerstück, die Personen haben einen identitätsstiftenden Tick und die Aufgabe, ihr eigenes Schicksal auszuhalten und über die Runden zu bringen.

Martin Kolozs hat mit Jason Crane eine Figur geschaffen, die einerseits kantige Elemente eines literarisch zurecht geschliffenen Helden aufweist, andererseits mit dem Untersetzer der Trivialität des Lebens ausgestattet ist.

Jason Crane, im ersten Fall beschäftigte er sich mit dem Tod und dem Mädchen, knabbert immer noch daran, dass das Leben nicht so verläuft, wie er es sich vorgestellt hat, andererseits ist es ihm auch wieder irgendwie egal, was das Leben aus ihm gemacht hat.

Neben seiner berufsbedingten Verschlossenheit und der angestauten Aggression war das Trinken der dritte Punkt auf der Liste von Fehlern, die Jason Crane dafür verantwortlich machte, weshalb seine Ehe in die Brüche ging. (31)

In einer Parallelschaltung der Erzählung werden wir auf Linda, die Ex-Frau verwiesen, die ebenfalls ihre alte Ehe abarbeitet und sich zu neuen Bekanntschaften aufmacht. Da tritt plötzlich der Kriminalfall auf die Bühne, Jason Crane bekommt seine Leiche, ein arg verstümmelter weiblicher Torso, der halb versteckt, halb hinterlegt im Stadtpark auftaucht. Zur gleichen Zeit macht Linda Bekanntschaft mit Dan, der eine fast tödliche Ausstrahlung auf Frauen hat.

Allmählich wachsen die beiden Handlungen zusammen, und Jason Crane muss erkennen, dass Linda in den Klauen eines Frauenmörders ist. Plötzlich gehen private Verwundung und öffentliche Aufklärung ineinander über, der Job des Ermittlers wird von primitiven Eigen-Gefühlen überlagert.

Wie in guten Kriminalfällen üblich besteht die Lösung darin, dass ein pressetaugliches Bulletin verfasst wird und die Chose in den Alltag übergleitet.

Das Spiel hatte sich weiterentwickelt. Es gab neue Regeln. Und es gab neue Mitspieler. Das Risiko war gestiegen, der Gewinn höher und der Verlust damit größer. Wer das nicht akzeptierte, durfte nicht mitspielen. Wer sich aber daran hielt, war selbst noch als Verlierer interessant und wurde im denselben Atemzug wie der Sieger genannt. Für die Schlagzeile waren ihre beiden Namen gleichbedeutend! (72)

Martin Kolozs versetzt den krimierprobten Leser für eine Fall-Länge in einer Welt voller Anspielungen, Stilisierungen und literarischer Zitate. Nicht die blutrünstige Verfolgung einer heißen Spur steht im Mittelpunkt sondern die logische, literarisch genau erzählte Erschließung eines Falles, der cool gehalten wird und damit seinen tieferen Sinn erlangt. Eine schön inszenierte Erzählung für einen gedankenintimen Abend.

Martin Kolozs, Jason Crane, der Tod und König Blaubart. Crimestory
Klagenfurt: Kitab 2011, 73 Seiten, 8,00 €, ISBN 978-3-902585-70-7

 

Weiterführender Link:
Kitab-Verlag: Martin Kolozs, Jason Crane, der Tod und König Blaubart

 

Helmuth Schönauer, 25-05-2011

Bibliographie

AutorIn

Martin Kolozs

Buchtitel

Jason Crane, der Tod und König Blaubart

Erscheinungsort

Klagenfurt

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Kitab

Seitenzahl

73

Preis in EUR

8,00

ISBN

978-3-902585-70-7

Kurzbiographie AutorIn

Martin Kolozs, geb. 1978 in Graz, lebt in Innsbruck.