Heiner Flassbeck, Preise, Zins und Wechselkurse

Preise, Zins und Wechselkurse„Die Geschichte der Beziehung von Nationalstaaten zu ihren Handelspartnern ist geprägt von dem Versuch, zwar größtmöglichen Nutzen aus dem Güter- und Kapitalaustausch zu ziehen, die mit der Tatsache der Wirtschaftsbeziehungen notwendigerweise verbundenen Einschränkungen der eigenen Handlungsfreiheit jedoch weitgehend auszuschalten. (S. 17)

Vor zwanzig Jahren hat sich der Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck mit der Beziehung offener Volkswirtschaften und dem damit verbundenen Verhältnis zwischen Wechselkursen, Preisen und Zinsen auseinandergesetzt. In einer Neuauflage des Buches kommentiert er die einzelnen Kapitel mit dem resümierenden Blick der Gegenwart.

Nach dem Ende der festen Wechselkurse im Bretton-Woods-Systems und der Umstellung auf flexible Wechselkurse zeigten sich bald schon die ersten negativen Auswirkungen des neuen Systems, dessen Anomalien die wissenschaftlichen Vertreter der marktbestimmten Wechselkurse in Erklärungsnot brachten. Flassbeck unternimmt den Versuch, alte Erklärungsmuster in Frage zu stellen und überkommene Denkstrukturen aufzudecken. Dabei werden auch die ausgefeilten Instrumentarien der etablierten ökonomischen Theorie kritisiert, die sich zu einem Werkzeug gegen alternative Denkrichtungen entwickelt haben und überaus erfolgreich kritische Verstöße gegen die eigene Theorie verdecken.

In der Realität wurden bereits Ende der 1980-er Jahre stillschweigen wieder „feste Wechselkurse“ eingeführt, wobei in Europa mit der Europäischen Währungsunion ein System „unverbrüchlicher fester Wechselkurse“ eingeführt hat, ohne „dass man die Anpassungszwänge, die einem solchen System inhärent sind, verstanden hatte.“ (S. 10)

Die Schaffung eines neuen Währungssystems mit den alten Erklärungsmodellen und der alten Weltsicht trägt den Kern der ökonomischen Verwerfungen der Gegenwart in sich, wie der Autor in seinen Ausführungen darlegt. Dabei ist er durchaus bereit, neue Erkenntnisse der Gegenwart in seinen abschließenden kritischen Bemerkungen zu jedem Kapitel hinzuzufügen und eigene Aussagen kritisch zu modifizieren oder zu ändern.

Im Kapitel „Vom Goldstandard zu marktbestimmten Wechselkursen“ werden der historische Verlauf und die Hintergründe für den ökonomischen Paradigmenwechsel näher beleuchtet. Weiter Themen sind der „Zahlungsausgleich bei flexiblen Wechselkursen“, „Stabilitätspolitische Autonomie bei flexiblen Wechselkursen“, „Der Konjunkturverbund bei flexiblen Wechselkursen“, „Flexible Wechselkurse versus flexible Preise“ „Mikro- und makroökonomische Anpassungseffizienz“ und das abschließende Resümee „Reflexionen zum Stand der Wissenschaft und zu wirtschaftspolitischen Folgerungen“.

Das wirtschaftspolitische Sachbuch „Preise, Zins und Wechselkurse“ zeigt sachlich fundiert auf, wie eng das Wechselspiel zwischen Wechselkursen, Zinsen und dem Preis in verbundenen Volkswirtschaften zusammenhängen und wie wichtig es ist, diese Zusammenhänge zu erkennen, zu verstehen und in einer angemessenen Wirtschaftspolitik zu berücksichtigen.

Ein überaus empfehlenswertes und informatives Sachbuch, das sich mit den komplexen Wurzeln der ökonomischen Probleme in der Gegenwart auseinandersetzt und die Paradigmen der gegenwärtig vorherrschenden Ökonomie in Frage stellt.

Heiner Flassbeck, Preise, Zins und Wechselkurse. Warum offene Volkswirtschaften untrennbar miteinander verbunden sind
Frankfurt a. Main: Westend Verlag 2019, 200 Seiten, 25,70 €, ISBN 978-3-86489-262-2

 

Weiterführende Links:
Westend Verlag: Heiner Flassbeck, Preise, Zins und Wechselkurse
Wikipedia: Heiner Flassbeck
Makroskop

 

Andreas Markt-Huter, 26-11-2019

Bibliographie

AutorIn

Heiner Flassbeck

Buchtitel

Preise, Zins und Wechselkurse. Warum offene Volkswirtschaften untrennbar miteinander verbunden sind

Erscheinungsort

Frankfurt a. Main

Erscheinungsjahr

2019

Verlag

Westend Verlag

Seitenzahl

200

Preis in EUR

25,70

ISBN

978-3-86489-262-2

Kurzbiographie AutorIn

Heiner Flassbeck war Direktor bei der UNO in Genf. Er ist Professor für Ökonomie an der Universität Hamburg und Mitherausgeber des Blogs Makroskop mit täglichen Analysen und Kommentaren zu Wirtschaft und Politik.