ilse krüger, faltenkatzenIn der Nacht sind alle Katzen grau, und auch ihre Falten sieht man nicht. Ilse Krüger ist eine Meisterin der Ironie, wenn sie plumpe Sprichwörter, verrutschte Selfies, und falsche Binsenweisheiten durch die Lebensrealität zurechtrückt. Ihre Heldinnen kämpfen mit Vorurteilen und falschen Prophezeiungen, die über sie im Umlauf sind. Oft sind natürlich die Männer der Grund für den Dissens zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Aber bei genauerem Hinhören stellt sich bei Männern und Frauen eine ähnliche Unwucht heraus, die ihre Bilder zum Trudeln bringen.

Die 18 Geschichten über „nicht mehr ganz junge Frauen“ sind vor knapp dreißig Jahren im Wiener Frauenverlag erschienen. Damals schon programmatisch der Aufklärung und dem Feminismus verpflichtet erweisen sich die Geschichten heute als frischer denn je. Jetzt zeigen sie nämlich die Protagonistinnen in ihrem „milden Kern“ voller Ironie. Autorin, Heldinnen und Publikum sind mittlerweile gereift und beurteilen die einzelnen Sequenzen mit jenem flinken Gestus, mit dem man die Seiten eines Fotoalbums einer vergangenen Epoche umschlägt.

charlotte schubert, der tod der tribuneDas Leben des Brüderpaares Tiberius und Caius Gracchus war kurz, ihr Nachleben lang. Obwohl von Geburt, Herkommen und Erziehung für eine großartige Karriere bestimmt, fanden sie beide einen frühen und tragischen Tod. Ihr Schicksal bedeutete den Anfang vom Ende der römischen Republik. Wie ihre Politik, ihre großen Reformvorhaben und ihr früher Tod zusammenhängen, ist das Thema dieses Buches.

Das Geschichtsbuch „Der Tod der Tribune“ setzt sich mit der Politik der beiden Brüder Tiberius und Caius Gracchus in Rom gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. auseinander, einer Umbruchszeit, die den Anfang vom Ende der römischen Republik einleiten soll und an deren Anfang der Mord an den beiden Volkstribunen steht.

peace research institute, die geschichte des anderen kennen lernen„Das übergeordnete Ziel des Projektes ist es, israelische und palästinensische Schulkinder im Alter von 15 bis 17 Jahren an die historischen Narrative des 20. Jahrhunderts der jeweils anderen Seite heranzuführen, denn diese lesen sie nicht in ihren Schulbüchern. Es soll den Kindern helfen, ihr Wissen über die offiziellen Versionen und Narrative der jeweiligen Seite hinaus zu erweitern. Es soll Geschichte aus einer vielseitigen Perspektive lehren, anstatt die Kinder weiter mit einseitigen Darstellungen zu indoktrinieren, und schließlich soll es Lehrer darin ausbilden, Geschichte/n aus der Sicht mehrerer Perspektiven zu lehren.“

Seit vielen Jahren zählt der Nahostkonflikt zum täglichen Bestandteil der Berichterstattung in den Medien. Die Auseinandersetzung in Palästina wurde durch den jüngsten Terroranschlag in Israel und den Krieg in Gaza verstärkt in den Focus der Weltöffentlichkeit genommen. Das vorliegende Sachbuch stellt ein Friedensprojekt dar, um die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Konflikt der jeweils anderen Konfliktpartei vorzustellen und alttradierte Narrative aufzuweichen und in Frage zu stellen.

judith w. taschler, nur nachts ist es hell„Geschichte erzählt als Gutenachtgeschichte für Erwachsene“ – mit dieser frischen Leseempfehlung ermuntern einander die Fans von Judith Taschler, ihre neue Familiensaga zu lesen.

Judith Taschler legt ihr Versprechen, die Geschichte mit bemerkenswerten Schicksalen und Geschichten auszukleiden, mit Quellen gesichert offen. Im Nachklang des Romans ist ein fiktionaler Stammbaum abgedruckt, in dessen Mittelpunkt die Heldin Elisabeth Brugger steht. Sie wird aus der Ich-Perspektive etwa die Zeit vom ersten Weltkrieg bis 1972 erzählen.

Der Titel „nur nachts ist es hell“ gibt einen Hinweis auf die Erzählhaltung hinter der Heldin: Sie kramt eines Tages ein Schreibheft aus der Schublade und beginnt ihr Leben aufzuschreiben, „egal, was die Nachkommenschaft daraus einmal macht“. Diese Aufzeichnungen erhellen nächtens das Leben durch Rückschau.

matthias oppermann, edmund burke„Burke jedoch kann nur in seinem eigenen Jahrhundert verstanden werden. Politik war für ihn keine Sache von Ideologien, sondern die an den Tugenden der Klugheit und Mäßigung orientierte Suche nach Lösungen für konkrete Probleme. Als Whig, der nur angesichts der Französischen Revolution die Notwendigkeit verspürte, sich als »Old Whig« zu bezeichnen, war er ein Kind des Zeitalters der Aufklärung.“ (S. 10)

Matthias Oppermann Biographie des britischen Staatsmanns und Philosophen Edmund Burke ist gleichzeitig eine Reise durch die englische Geschichte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die vor allem vom Siebenjährigen Krieg, dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und der Französischen Revolution geprägt sind. Die Biographie eröffnet aber auch tiefe Einblicke in das Leben und Arbeiten im britischen Parlament und in der Regierung dieser aufregenden Epoche.

bernhard setzwein, kafkas reise durch die bucklige weltAufregende Vorstellung: Franz Kafka hat 1924 seinen Tod nur vorgetäuscht, ist untergetaucht, hat die Nazis überlebt und erscheint nach 1945 in Meran, wo er im Apollo-Kino Karten abreißt. Als Qualifikation für diese Tätigkeit dient ihm die eigene Erzählung vom Türhüter, welcher bekanntlich streng darauf achtet, dass niemand Falscher das Gebäude betritt.

Bernhard Setzwein schöpft mit seinem Roman „Kafkas Reise durch die bucklige Welt“ in vollen Zügen aus dem Mythos „Kafkaniens“. In diesem Reich halten sich das Groteske, Bürokratische und Entgleiste die Waage. Südtirol ist als wundersamer Fixpunkt verankert: Seit 1920 Franz Kafka eine schwere Depression in Meran zu lindern versucht, wird in der Literaturszenerie diese Kurstadt zum Inbegriff für schwermütige Heilungsversuche.

christopher clark, frühling der revolution„In ihrer Intensität und geographischen Reichweite waren die Revolutionen von 1848 einzigartig – zumindest in der europäischen Geschichte. Weder die Französische Revolution von 1789 noch die Revolution von 1830, weder die Pariser Kommune von 1871 noch die russischen Revolutionen von 1905 und 1917 lösten eine vergleichbare transkontinentale Lawine aus.“ (S. 9)

Der Historiker Christopher Clark setzt sich in seinem fulminanten umfangreichen Werk mit Vorgeschichte, Verlauf und den Auswirkungen der Revolution von 1848 auseinander, die trotz scheinbarer Erfolglosigkeit die Grundlagen für die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen im späten 19. und 20. Jahrhundert gelegt hat.

bernhard hüttenegger, wer seinen sohn liebtDas schriftstellerische Werk gilt Meistern erst dann als abgerundet, wenn darin jene Kindheit erzählt ist, die zum Schreiben geführt hat.

Bernhard Hüttenegger hat all seine Schreib-, Erinnerungs- und Bildkraft aufgeboten, um aus der Erfahrung einer geglückten Berufswahl zu erzählen, welche stummen Leiden und sprachlosen Gesten dafür notwendig gewesen sind. Der geschäftigen Welt entrückt sitzt im Schlussbild der Sohn an einem norwegischen Fjord, und lässt seine Gedanken an der Kante zwischen Witterung und Wasser oszillieren. In einer versöhnlich-pädagogischen Coda ist ein Sohn zum Sohn geworden.

hans martin krämer, geschichte japans„Das vorliegenden Buch ist […] keine antiquarische Historie, sondern geht genealogisch von der japanischen Gesellschaft und Kultur im globalen Kontext aus, wie sie sich uns heute präsentiert, und sucht deren Entstehung historisch zu erhellen. Dabei gebührt der vormodernen Geschichte eine ausführliche Behandlung, allein schon, weil sie Referenzpunkt zahlreicher Identitätsaussagen in der Gegenwart ist.“ (S. 8)

Hans Martin Krämer bietet in seinem Sachbuch einen kompakten Überblick über die Geschichte Japans von ihren Anfängen bis in die Gegenwart und zeigt dabei die wichtigsten Stationen der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Landes. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die wechselseitigen Beziehungen im engeren wie globalen Umfeld gelegt.

helwig brunner, flirrenEin guter Zukunftsroman lässt sich mit der Hochrechnung für einen Wahlabend vergleichen, die Stimmen sind abgegeben und werden ausgezählt, die Spannung steigt, und das Ergebnis wird mit der Prognose halbwegs übereinstimmen.

Helwig Brunner arbeitet mit seinem beruflichen Standbein in einem ökologischen Planungsbüro, während er sich als Schriftsteller mit dem Spielbein für „klimarelevante Desaster“ interessiert. Mit dieser Beidbeinigkeit ist auch der Held des Romans „Flirren“ ausgestattet, der von sich sagt, er sei „doppelt gefordert als schreibender Wissenschaftler und forschender Literat“. (63) Der Erkenntnisgewinn aus wissenschaftlichen Versuchsreihen und assoziativen Fiktionen ist wohl auch das geheime Thema des Romans.