Albrecht Müller, Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst

Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst„Es gibt eine politische Dimension der Gedankenfreiheit beziehungsweise –unfreiheit: Wenn sich eine große Mehrheit keine eigenen Gedanken mehr macht, dann ist die öffentliche Meinung steuerbar und mit ihr sind auch die davon abgeleiteten politischen Entscheidungen steuerbar.“ (S. 7)

Albrecht Müller geht der gezielten Manipulation von Meinungen in der öffentlichen Diskussion und zeigt die Tricks der Meinungsbeeinflussung und der Meinungsmache auf, aber auch wie die Botschaft „Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst.“ dabei hilft, sich eine eigene kritische Meinung zu bilden.

Zunächst beschreibt Müller, wie sich das Umfeld, in dem wir unsere Meinung bilden, in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Die Entwicklung beginnt mit der rasanten Vermehrung von Fernsehen und Hörfunk durch die Kommerzialisierung des Fernsehens in den 80er Jahren bis hin zu den Möglichkeiten der Meinungsverbreitung im Internet. Parallel zur Kommerzialisierung kam es neben dem politischen Einfluss auch zu einem verstärkten Einfluss der Wirtschaft auf die Berichterstattung.

Im Abschnitt „Methoden der Manipulation“ listet Müller eine Sammlung von 17 Punkte der Manipulation auf, mit denen das Denken und Fühlen der Menschen beeinflusst werden soll. Häufig kommen zwei oder mehrere Methoden gleichzeitig zum Einsatz.

Zu den wichtigsten Methoden zählt u.a. die „Sprachregelung“, die gezielt gewünschte Inhalte wiederholt verbreitet werden, wie z.B. die häufig verbreiteten Aussagen „Die Lohnnebenkosten sind zu hoch“, „Der Arbeitsmarkt ist zu unflexibel“ oder „Wir brauchen Reformen“ (S. 23) Eine andere Methode ist die „Manipulation mithilfe von ständig gebrauchten und mit einer Bewertung versehenen Begriffen“, mit deren Hilfe bestimmte Botschaften mit spezifischen Wertungen und Emotionen belegt werden sollen, wie z.B. die Worte „Zivilgesellschaft“ und „Populist“.

Weitere Methoden sind „Geschichten verkürzt erzählen“, das „Verschweigen, Weglassen und Ausblenden“ von Tatsachen, das ständige Wiederholen von Aussagen, bis sie schließlich als wahr angenommen werden, das „Übertreiben“ nach dem Motto „Es wird schon etwas hängen bleiben“, das gezielte Versenden gleicher Botschaften aus verschiedenen Ecken oder der Versuch mit Hilfe von Umfragen Meinung zu machen.

Im anschließenden Kapitel werden die Methoden der Manipulation am Beispiel konkreter Fälle von Meinungsmache näher analysiert wie z.B. bei der gezielten Veränderung der Parole beim Fall der Berliner Mauer von „Wir sind das Volk“ in „Wir sind ein Volk“, mit dem die Wiedervereinigung in der Öffentlichkeit vorbereitet werden sollte. Ein anderes Beispiel bildet die geplante und erfolgreiche Strategie im Auftrag der Versicherungswirtschaft - mit der Rede vom demographischen Wandel - in Deutschland die gesetzliche Altersvorsorge durch eine private Pensionsversicherung zu ergänzen.

„Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst“ ist ein engagiertes Plädoyer für das kritische Denken, das sich den gezielten Manipulationen von Meinungsmachern bewusst entgegenstellt. Dabei bietet der Autor interessante Hinweise, welche Formen von Manipulation am häufigsten zum Einsatz kommen und wie sie sich erkennen lassen. Ein überaus interessantes und hilfreiches Buch für alle, die sich gerne ihre eigenen Meinung bilden wollen.

Albrecht Müller, Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst. Wie man Manipulationen durchschaut
Frankfurt a. Main: Westend Verlag 2019, 144 Seiten, 14,40 €, ISBN 978-3-86489-218-9

 

Weiterführende Links:
Westend Verlag: Albrecht Müller, Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst
Wikipedia: Albrecht Müller
NachDenkSeiten

 

Andreas Markt-Huter, 21-01-2020

Bibliographie

AutorIn

Albrecht Müller

Buchtitel

Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst. Wie man Manipulationen durchschaut

Erscheinungsort

Frankfurt a. Main

Erscheinungsjahr

2019

Verlag

Westend Verlag

Seitenzahl

144

Preis in EUR

14,40

ISBN

978-3-86489-218-9

Kurzbiographie AutorIn

Albrecht Müller wurde in Heidelberg geboren und ist Diplom-Volkswirt, Bestsellerautor und Publizist. Der Herausgeber der NachDenkSeiten leitete Willy Brandts Wahlkampf 1972 sowie die Planungsabteilung unter Brandt und Schmidt. Von 1987 bis 1994 war er für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages.