Rupert Mayr / Bernhard Mayr, Gartenfreude Bienenfleiß
Wenn jemand einen Garten hat, denkt er auch in Gärten, wo andere in Sätzen denken. Diese alte japanische Gartenweisheit zieht sich ermunternd durch das Buch von der Gartenfreude und vom Bienenfleiß.
Schon im Titel ist angedeutet, dass es bei der Gartenarbeit nicht um Arbeit, sondern um pure Freude geht. Und auch der Fleiß ist nichts Schweißtreibendes sondern etwas summend Elegantes, wie Bienen eben ihren Nachmittagskränzchen bei den Pollen-Tanten entgegen fliegen.
Gleich zu Beginn geht es um das magische Reich des Bodens. Kein Boden gleicht dem anderen, der Boden spricht zu uns, wenn wir sorgfältig damit umgehen, geht er wie bei einer Freundschaft von selbst auf. Verschiedene Komposte, Bodentemperaturen und Reifegrade der Vegetation brauchen die jeweils adäquate Ansprache. Hier empfiehlt der Autor den "grünen Daumen" (48), mit dem sich genaue Auskünfte einholen lassen.
Was für das Leben gilt, gilt auch für den Garten: Ohne Wasser tut sich gar nichts. Rund um das Wasser entwickelt sich eine eigene Pflanzenhierarchie, die Biotope kommunizieren über das Wasser und das Nass im eigenen Garten ist daher ein besonderes Elixier.
In einer Nachbarschaftstabelle werden die Harmonien innerhalb der Pflanzengruppen aufgezeigt. Ähnlich einem Dorf, in dem es Clans gibt, die sich gut oder schlecht vertragen, sind auch die Pflanzenbiotope nach atmosphärischen und biologischen Koordinaten ausgelegt. In diesem Pflanzenkosmos legt der kluge Gärtner seine Kulturen mit dem Einverständnis der Pflanzen an, nicht gegen sie.
Gewalt ist ohnehin verpönt im Garten und genau so fruchtlos wie diverse Modediktate, in denen oft Pflanzen zur Aussaat angeboten werden, die mit dem Vegetationskreis überhaupt nichts zu tun haben. Die Bienen schließlich werden als die Königinnen der Kommunikation in einem eigenen Kapitel gefeiert. Gute Imker treten am besten als demütige Herrscher über die Bienenzucht in Erscheinung.
Rupert Mayrs Gartenbuch ist teils als Sammlung von Volksweisheiten, teils als stille Konsequenz langer Gartenmeditation angelegt. Die Bilder voller Details schulen den Blick für das Dezentrale, Beiläufige, das bei genauerem Hinsehen zur Hauptsache wird. Das Gartenbuch ist schließlich so versunken geschrieben, dass man eigentlich gar keinen Garten haben muss, um sich am Garten seiner Vorstellung zu erfreuen.
Rupert Mayr / Bernhard Mayr: Gartenfreude Bienenfleiß. Ein Gartenbuch aus ganzheitlicher Sicht. Fotografien von Bernhard Mayr.
Innsbruck: Löwenzahn 2004. 201 Seiten. EUR 29,-. ISBN 978-3-7066-2342-0.
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