Lothar Scholz, Spielerisch Politik lernen
"Spiele und spielerische Lernformen erweitern das methodische Repertoire der politischen Bildung erheblich. Sie tragen zum Abbau von Defiziten der Unterrichtspraxis und zum Erwerb grundlegender Kompetenzen in der politischen Bildung bei."
Lothar Scholz weist gleich in seiner Einleitung darauf hin, dass es sich bei dieser Arbeit weder um eine empirische Untersuchung im Rahmen einer Unterrichtsforschung noch um ein ?Spielebuch für den Politikunterricht handelt. Sein Buch verfolgt vielmehr das Ziel, Antwort auf die Frage ob und in welcher Form Spiele und spielerische Lernformen im Politik- und Sozialkundeunterricht dabei helfen können, die Zielsetzungen der politischen Bildung oder kurz gesagt Politik zu lernen.
In einem ersten Abschnitt wird die Frage nach den Möglichkeiten spielerisch Politik zu lernen in einen "gesellschaftlichen, bildungs- und schultheoretischen Zusammenhang" gestellt. Dabei werden vor allem die Auswirkungen der gesellschaftlichen Entwicklungen auf die Schulen näher beleuchtet. Im zweiten Abschnitt wird anhand empirischer Befunden die Rolle methodischen Handelns in der politischen Bildung hervorgehoben.
Das dritte Kapitel behandelt die wichtigsten Überlegungen von spieltheoretischen Konzepten, setzt sich mit den Problemen bei der Begriffsklärung und der Klassifikation dieser Konzepte und bietet einen Überblick über die verschiedenen spieltheoretischen Ansätze. Das Spielen in der Schule steht im Zentrum des vierten Kapitels. Dabei wird ein pragmatisches Verständnis von Spielen entwickelt, das eine im Umfeld von Schule und Unterricht umsetzbare Konzeption von Spielen ermöglicht. Das dahinterliegende Verständnis von Lernen soll auch einen Anstoß für die Erneuerung der Lern- und Schulkultur beitragen.
Im fünften Kapitel wird schließlich das Spielen in der politischen Bildung ausführlich dargelegt. Neben einem Überblick über die vorhandene didaktische und methodische Literatur werden auch spielerische Lernformen charakterisiert und sieben Spieltypen vorgestellt, denen sich Spiele und spielerische Lernformen für den Politik-Unterricht zuweisen lassen. Kapitel sechs stellt die sieben Spieltypen ausführlich und vergleichbar vor. Dabei werden die spieldidaktischen und die politikdidaktischen Reflexionen jeweils in eigenen Abschnitten behandelt. Zum wesentlichen Aspekt der Kontroverse im politischen Leben bemerkt Schneider:
Das Wesensmerkmal der Kontroversität lässt sich in Lernprozessen spielerisch zum Ausdruck bringen und erfahrbar machen. Erfahrungen im Streiten lernen dient auch dem Aufbau einer Streitkultur, die in der Schule gepflegt werden und zum grundlegenden Element einer sich als demokratisch verstehenden Schulkultur gehören sollte. So kann die Einsicht vermittelt werden, dass der offene Austrag widerstreitender Interessen zum Wesensbestandteil der Demokratie gehört. (109)
Das siebte Kapitel zeigt auf, welche Beiträge die spielerische Form der poltischen Bildung für die Entwicklung des Schul- und Unterrichtswesen, vor allem durch sein spielerisches Verständnis von Lernen, leisten kann.
Lothar Scholz setzt sich fundiert mit den theoretischen, didaktischen und methodischen Grundlagen der Möglichkeit auseinander, im Politik- und Sozialkundeunterricht spielerisch die wichtigsten Unterrichtsziele zu erlernen. Er gibt in seiner Arbeit dem Spiel seine gebührende und im Schulunterricht oft vergessen Bedeutung für das Lernen neuer Inhalte und Handlungsorientierungen. Spielerisch Politik lernen ist ein Plädoyer für den Einsatz des Spieles für den Politikunterricht im speziellen aber auch für den Unterricht im Allgemeinen und zeigt Möglichkeiten auf wie sich Schule und Unterricht demokratischer und für die Schüler interessanter gestalten lassen können. Ein wichtiges Buch nicht nur für alle Lehrerinnen und Lehrer der Politik und Sozialkunde.
Lothar Scholz, Spielerisch Politik lernen. Methoden des Kompetenzerwerbs im Politik- und Sozialkundeunterricht, aus der Reihe: Politik unterrichten
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2003, 242 Seiten, 20,40 €, ISBN 978-3-89974054-7